0469 - Tödlicher Flammengruß
Bescherung.«
Ich ließ den Rauch aus meinen Nasenlöchern strömen, nickte und erkundigte mich mit leiser Stimme: »Wo sind die Fahrgäste?«
Clavell atmete tief ein. »Genau das ist das Problem.«
»Unterwegs ausgestiegen sind Sie bestimmt nicht.«
Er blickte mich fast strafend an. »Nehmen Sie den Fall auf die leichte Schulter?«
»Bestimmt nicht, aber eine Erklärung muß es ja geben, wie auch immer.«
Die dünnen Lippen des Superintendenten zuckten. »Es fällt mir zwar schwer, es zuzugeben, aber wir treten auf der Stelle. Wir wissen nicht, was mit den Fahrgästen geschehen ist.«
Suko stellte die nächste Frage. »Haben Sie herausfinden können, wie viele Menschen sich im Zug befunden haben?«
»Nicht genau. Wir telefonierten zwar mit der Nachbarstation und bekamen einen Fahrdienstleiter an den Hörer, aber wir sind nur auf dessen Schätzungen angewiesen, die natürlich in sich noch sehr schwanken, wie Sie sich vorstellen können.«
»Dann haben Sie also keine Zahl?« Suko ließ nicht locker.
»Nein. Vielleicht zwischen zehn und fünfundzwanzig Personen.«
»Von denen keine mehr da ist.«
»Richtig.«
»Deshalb ließen Sie uns rufen?« fragte ich.
Durch die Nase holte Clavell Luft. Er ballte auch die Hände. »Ja, ich kenne Ihren Ruf. Er hat sich auch bis zu unserer Sonderabteilung herumgesprochen. Kollegen von mir haben schon mit Ihnen zusammengearbeitet und mich zwar nicht gerade überzeugt, mir aber geraten, Sie einzuschalten, weil wir alle Möglichkeiten durchgehen müssen. Sie verstehen?«
Ich amüsierte mich, da Clavell um das Thema herumredete und den Begriff Schwarze Magie vermied. »Also auch übersinnliche Phänomene?«
Er nickte, was ihm schwerfiel.
»Den Beweis sollen wir Ihnen erbringen.« Ich schaute mich um. »Einfach wird es nicht sein.«
»Aber Sie sind die Fachleute. Wie ist es möglich, daß Menschen einfach verschwinden. Gehalten hat der Zug im Tunnel nicht, so daß die Fahrgäste vielleicht ausgestiegen sind?«
»Das glaube ich auch nicht. Haben Sie nachgeforscht, weshalb der Zug aus den Schienen sprang?«
»Es sind Spezialisten meiner Abteilung dabei, dies zu untersuchen. Sie befinden sich im Tunnel.« Er deutete auf den umgestürzten Zug. »Für mich allerdings ist wichtig, wo die Menschen geblieben sind. Das will ich herausfinden. Oder vielmehr, Sie sollen es.«
»Da gäbe es einige Möglichkeiten«, sagte ich.
»Und welche?«
Ich schaute ihn an. »Sir, Sie sind ein Realist, wie ich annehmen darf. Glauben Sie an Dinge, die außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen?«
»Nur ungern.«
»Aus diesem Grunde möchte ich Sie mit meiner Theorie auch nicht behelligen.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an, Sinclair, reden Sie ruhig.«
»Wie Sie wollen, Sir. Ist Ihnen der Begriff transzendentales Tor bekannt?«
»Nein.« Die Antwort sprang förmlich über seine Lippen. »Obwohl ich mir vorstellen kann, was Sie damit meinen.«
Ich präzisierte. »Ja, der nicht sichtbare Eingang in eine andere Welt.«
»Das meinte ich.«
»Man kann unter anderem annehmen, daß es in diesem Tunnel solch ein Tor gegeben hat.«
Clavell kombinierte messerscharf.
»Dann müßte der Zug ja auch verschwunden sein.«
»Im Prinzip richtig. Vielleicht haben es die uns bekannten Kräfte auch nur auf die Menschen abgesehen gehabt.«
»Ist auch möglich. Etwas anderes spricht aber gegen Ihre Theorie, Sinclair.«
»Und was?«
»Wir haben zwar keine direkten Zeugenaussagen, aber der Fahrer eines Gegenzuges glaubte, als er den Unglückszug passiert hatte, etwas gesehen zu haben. Und zwar einen roten Schein.«
»Das würde auf Feuer hindeuten.«
»Sehr richtig.«
»Sind die Wagen geschwärzt, verbrannt…?«
»Nein, eigentlich nicht. Weil wir keine dementsprechenden Spuren gefunden haben, stellen wir die Aussage dieses Zeugen auch sehr in Frage und verlassen uns lieber auf die eigenen Untersuchungen.«
Suko hatte in den letzten Minuten geschwiegen. Jetzt rückte er mit einem Vorschlag heraus. »Ich würde sagen, John, daß wir uns einmal im Tunnel umschauen - oder?«
Ich hatte keine Einwände, auch Clavell war dafür. »Soll ich Ihnen Lampen besorgen?«
»Das wäre nett.«
Wir bekamen Stablampen, die einen sehr breiten Lichtstrahl abgaben, so daß wir nicht blind durch die Düsternis tappen mußten.
Um auf den Gleiskörper zu gelangen, mußten wir das liegende Gebilde umrunden. Auch später stiegen wir über zerquetschte, verformte und abgerissene Teile, die kaum noch zu identifizieren
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