0469 - Tödlicher Flammengruß
gefährlichen Menschen, dem man lieber aus dem Weg gehen sollte.
Herb Friday hatte oft genug vor dem Haus gestanden und es sich angeschaut. Es hob sich, bis auf ein wenig Rankengrün, kaum von den Felsen ab.
Dennoch fühlte sich Herbert von dem Gebäude wie magisch angezogen. Den Grund konnte er nicht sagen, er hatte oft darüber nachgegrübelt, war aber zu keinem Ergebnis gekommen.
Irgendwie mußte es zwischen ihm und dem Haus einen Zusammenhang geben, vielleicht eine Verbindung oder Ähnliches. Jedenfalls wußte er es nicht, noch nicht.
An diesem Abend war es besonders schlimm. Trotz der Dunkelheit schaute er immer wieder aus dem Fenster in diese Richtung, ohne allerdings etwas erkennen zu können.
Nicht ein Lichtschein brannte hinter den Fenstern. Trotzdem hatte Herbert das Gefühl, als wäre dieses Haus bewohnt. Nur kannte er den Namen des Besitzers nicht.
Er versuchte an sein neues Buch zu denken. Wie immer wollte er es unter seinem Pseudonym schreiben. Er hatte sich den Namen Dariolo zugelegt. Er hörte sich besser an als Herbert Friday, und er paßte auch zu den Themenkreisen, über die er schrieb.
Ein Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken. Dariolo drehte sich um und fragte: »Bist du es, Margret?«
Sie öffnete schon die Tür. »Wer sonst?« Auf der Schwelle blieb Margret Friday stehen. Weiches Licht, aus dem Flur strömend, umflutete sie. Margret war fünf Jahre jünger als ihr Mann. Sie färbte sich das Haar stets rabenschwarz, und sie machte einen sehr warmherzigen, mütterlichen Eindruck.
Es lag vielleicht auch an der etwas fülligeren Figur, denn sie sah keinen Sinn darin, stark abzunehmen. Dennoch paßte sie gut in Hosen hinein, und eine schwarze Hose hatte sie auch jetzt übergestreift. Im Kontrast dazu stand der quittengelbe Pullover.
»Es ist Zeit, Herbert«, sagte sie.
Friday war vorgegangen, schaute auf seine Papiere und hatte die Handfläche auf die Schreibtischplatte gestützt. »Für was ist es Zeit?«
»Ich habe das Dinner fertig.«
»Das ist schön für dich.«
»Für dich nicht?«
»Nein, ich bin nicht hungrig.«
Margret war enttäuscht. Sie zeigte es dadurch, daß sie die Lippen zusammenpreßte. Wieder einmal, dachte sie. Mit ihrem Mann hatte sie es nicht leicht. Herbert war sehr oft introvertiert, konnte aber von einem Augenblick zum anderen sprunghaft reagieren und sich blitzschnell mit einem anderen Thema beschäftigen.
In den über zwanzig Jahren ihrer Ehe hatte sie ihren Gatten genau kennengelernt, und sie wußte auch, wie sie ihn zu nehmen hatte, denn sie bildete in der Familie den ruhenden Pol.
So auch jetzt.
Andere Frauen hätten die Tür zugeschlagen und sich beschwert, Margret aber durchquerte das Zimmer und blieb neben ihrem Gatten stehen. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Was ist los mit dir? Du hast heute sehr viel gearbeitet. Eigentlich müßtest du Hunger haben.«
»Nein, nicht.«
»Ist etwas?«
Er hob die Schultern, wurde genau dort von seiner Frau angefaßt, die ihn herumdrehte, so daß er sie anschauen mußte. »Bitte, Herbert, du hast etwas, das sehe ich dir an.«
»Vielleicht.«
»Willst du es mir nicht sagen?«
Er bewegte unwirsch seinen Kopf. »Was nutzt es denn? Damit muß ich allein fertig werden.«
»Sind es wieder die Ahnungen?«
Herbert hob die Hand und strich über sein Haar. »Ja, das sind sie. Du hast recht.«
»Sehr schlimm?«
»Wie kaum zuvor«, erwiderte er. »Ich weiß, daß etwas passieren wird, aber ich weiß nicht, was.«
Margret hütete sich, darüber zu lächeln. Zu oft hatte ihr Mann damit ins Schwarze getroffen. »Bedrückt es dich stark?«
»Natürlich.«
»Dann ist es etwas Negatives.«
»Das sehe ich auch so.«
»Und was könnte es sein? Hast du in deinem Innern mal nachgeforscht?«
»Das ist schwer, aber ich werde den Eindruck nicht los, daß es mit dem Haus dort drüben zusammenhängt.«
»Es ist unbewohnt.«
»Weiß man es?«
Margret schaute ihrem Mann forschend in die Augen. »Hast du etwa mehr erfahren?«
»Nein.«
»Was ist es dann?«
Herbert drehte den Kopf weg. »Ich kann es dir nicht sagen. Es beunruhigt mich so.«
Margret Friday holte laut und vernehmlich Luft. »Ich habe schon länger gespürt, daß es dich beunruhigt, Herbert. Ich meine, daß wir nicht hierher hätten ziehen dürfen.«
»Da muß ich widersprechen. Es war ein Zwang, Margret. Ja, es war wie ein Zwang. Ich mußte mir das Haus hier kaufen. Ein Wohnsitz in der Einsamkeit ist es geworden, aber nicht nur
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