047 - Panik
zusammen mit dem amerikanischen Marineleutnant Don Walsh bereits am 25. Januar 1960 in seinem Tauchboot Trieste eine Tiefe von 10.910 Metern erreicht, aber er hatte nicht die Möglichkeiten gehabt, die den Leitern des Projekts Observator zur Verfügung standen. Und damals hatten nicht Millionen zu Hause im bequemen Fernsehsessel die Pionierleistung miterleben können.
Die Projektleiter waren Professor Dr. Benjamin Jefferson vom Marineforschungsinstitut in Portland, Maine, und Professor Takahama Yakumotu von der Kaiserlichen Universität in Tokio. Beide waren Ozeanologen. Jefferson hatte sich auf die Flora der Tiefsee spezialisiert, Yakumotu auf die Fauna. Für das Projekt Observator standen zur Verfügung. Ein Forschungsschiff von 18.000 Bruttoregistertonnen, ein Schwergut-Frachtschiff, das speziell für die Belange des Tauchbootes Challenger hergerichtet worden war, das Tauchboot, zwei Kleinunterseeboote sowie die volle Unterstützung der amerikanischen und japanischen Marine. Ein Team von dreißig Spezialisten und sechshundert Helfern der amerikanischen und japanischen Marine arbeiteten für Observator .
Am 31. Juli tauchte Challenger wieder auf den Grund des Marianengrabens, und zwar an der tiefsten Stelle, beim Witjas-Tief. An Bord des Forschungsschiffes und an Bord des Frachtschiffes konnte man auf den Monitoren sehen, was die beiden Spezialkameras des Tauchbootes aufnahmen. Über Funk stand die fünfköpfige Besatzung des Tauchbootes mit den beiden Schiffen in Kontakt. Der japanische Marineleutnant Hirogawa Toki hatte an Bord der Challenger das Kommando. Seine Stellvertreterin war die Ozeanologin Dr. Susan Allison. Drei weitere Wissenschaftler befanden sich an Bord. Das Tauchen auf eine Tiefe von elftausend Metern nahm mehrere Stunden in Anspruch. Der Druck musste immer wieder reguliert werden, um die gefürchtete Caissonkrankheit zu vermeiden.
Um elf Uhr hörte Professor Jefferson, ein schmaler, sehniger Mann von fünfundvierzig Jahren und mit angegrauten Schläfen, Leutnant Tokis Routinemeldung.
»Hier Challenger , Leutnant Toki«, tönte es gut verständlich aus dem Übertragungslautsprecher des Funkgeräts. »Haben eine Tiefe von zehntausendfünfhundert Metern erreicht. Druckkompensation ist vorgenommen. Wassertemperatur minus 0,5 Grad, Außendruck 1.430 atü. Keine besonderen Vorkommnisse.« Er leierte eine Liste von technischen Daten herunter, die er von den Instrumenten ablas. »Wir gehen auf die endgültige Tauchtiefe. Kommen!«
»Verstanden. Wir erwarten Ihre nächste Meldung. Ende«, sagte Professor Jefferson.
Er wandte sich seinem japanischen Kollegen Yakumotu zu, der hinter ihn getreten war. »Verdammt wortkarg, dieser Bursche.«
Yakumotu lächelte. »Was soll er sagen? Zu romantischen Betrachtungen besteht kein Anlass.«
Das stimmte. Auf den Monitoren war nur milchiges Grau zu sehen. Starke Scheinwerfer des Tauchbootes leuchteten die Umgebung aus, doch in einer Tiefe von mehr als zehntausend Metern gab es längst kein Licht mehr und kaum noch pflanzliches und tierisches Leben. Knochenplattfische und Garnelen existierten noch und niedere Lebewesen wie Schwämme und Stachelhäuter, Tiefseevertreter der Seegurke und Seeigel.
»Mich würde interessieren, worum es sich bei diesem Riesenei auf dem Meeresgrund handelt«, sagte Professor Yakumotu nachdenklich. »Gestern, als das Gebilde beim letzten Tauchversuch entdeckt wurde, war die Zeit zu knapp, es zu untersuchen.«
»Dafür haben wir ihm heute das gesamte Tagesprogramm gewidmet«, antwortete Professor Jefferson. »Ich nehme an, dass es sich um eine Gesteinsformation handelt. Aber vielleicht ist es auch das Ei eines Riesenkraken, und er kommt ab und zu vorbei, um es auszubrüten.«
Yakumotu war einige Augenblicke verdutzt, dann erkannte er, dass der gutaussehende sportliche Amerikaner Spaß gemacht hatte. Er lachte. »Der Größe nach zu urteilen, müsste es sich eher um ein Ei des Filmmonsters Godzilla handeln.«
Die beiden Männer unterhielten sich über das Tauchboot. Challanger bestand aus einem bootsförmigen Unterwasserkörper von fünfzehn Metern Länge und einem Durchmesser von dreieinhalb Metern. Es wog fünfzehn Tonnen und fasste hunderttausend Liter Tragbenzin – denn wie ein gasgefüllter Stratosphärenballon sich durch die Luft bewegte, so sollte das Tauchboot unter Wasser operieren – das Benzin, leichter als Wasser, ermöglichte das. Um die nötige Tauchtiefe zu erhalten, wurden Tauchtanks geflutet. Außerdem dienten
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