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0470 - Testfall MARCO POLO

Titel: 0470 - Testfall MARCO POLO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lebte.
    Summend huschte ein gelbes Leuchten auf oder unter einem blanken Streifen um die Wände. Es hüllte den ALTEN in eine Aura aus mattem Licht.
    Und er enthüllte ein uraltes Gesicht, weißes, bis zu den Schultern fallendes Haar und einen langen weißen Bart, wie ihn anderswo vor vielen Jahrhunderten die biblischen Propheten getragen haben mochten.
    Die Bekleidung des ALTEN bestand aus einer Art weitem Kleid mit halben Ärmeln, das von einem breiten Hüftgürtel zusammengehalten wurde, dazu Sandalen, deren Schnürriemen bis dicht unter die Knie reichten.
    Das gelbe Leuchten erlosch - und der ALTE stand wieder im trüben Dämmerlicht seiner Zentrale.
    Ein rotes Auge blinkte ihm gegenüber in kurzen Intervallen auf und enthüllte jeweils für die Dauer eines Herzschlags das faltige Gesicht.
    Der ALTE lächelte.
     
    *
     
    Die Furcht gchlich durch die MARCO POLO, die Furcht vor dem, was der dritte Test bringen würde.
    Jeder versuchte, sich seine Furcht nicht anmerken zu lassen und seine Arbeit so zu tun, als wäre nichts geschehen und als würde nichts geschehen, was ihn erschrecken könnte.
    Noch etwas bedrückte die Frauen und Männer an Bord des terranischen Flaggschiffes: Die Sorge um Gucky, den Mausbiber, der während des kurzen Aufenthalts im Zwischenraum spurlos verschwunden war. Manche Leute hielten Guckys Verschwinden für einen Teil des Galaktischen Abiturs, wie die Tests nun allgemein genannt wurden. Die meisten glaubten nicht daran - und einige Personen wußten genau, daß es hier keinen Zusammenhang gab. Gucky war verschwunden, weil eine Kette unglücklicher Zufälle zusammengetroffen war.
    Patulli Lokoshan suchte seine Kabine auf. Ein Blick auf das grauweiße Etwas neben der Couch verriet ihm, daß sein Erbgott noch nicht zurückgekehrt war.
    Der Major setzte sich, fuhr sich geistesabwesend durch sein Haar und stand noch einmal auf. Er holte sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Whisky, ein Glas und eine Schale mit Eiswürfeln.
    Gedankenverloren füllte er das Glas und trank es in einem Zug aus. Danach warf er einige Eiswürfel hinein und goß nach.
    Als der Türsummer ertönte, stellte er das Glas ab und betätigte die Blickschaltung. Das Schott glitt summend nach oben.
    „Hallo, Bredel!" rief Patulli. „Kommen Sie herein."
    Dr. Ingwar Bredel befolgte die Aufforderung. Das Schott schloß sich hinter ihm.
    „Ich wollte-", begann er, wurde aber von Patulli unterbrochen.
    „Holen Sie sich ein Glas, Bredel!"
    Gehorsam nahm der Kosmomediziner ein Whiskyglas, stellte es auf dem kleinen Servotisch neben Lokoshan ab und ließ sich ächzend in den zweiten Sessel sinken.
    Der Kamashite bediente auch ihn mit Eis und Whisky, dann sagte er: „Auf den überstandenen zweiten Test, Bredel."
    Sie hoben die Gläser. Ingwar nahm einen ziemlich großen Schluck. Danach verklärte sich sein Gesicht.
    „Das nenne ich Qualität", meinte er und bediente sich unverfroren aus Lokoshans Flasche. „Weshalb ich zu Ihnen ..."
    „Das hat Zeit", unterbrach der Kamashite ihn abermals. „Sagen Sie mir bitte, wie geht es Rhodan und dem Ganjo?"
    „Gut", antwortete Bredel. „Die Quälerei hat keine organischen Schäden hinterlassen. Nachdem sie sich erholt hatten, bestanden sie auf sofortiger Entlassung.
    In diesem Augenblick sitzen sie wahrscheinlich mit den Wissenschaftlern zusammen und beraten, wie sie sich bei einem dritten Test verhalten sollen, den wir noch gar nicht kennen, wenn ich mir diese Randbemerkung einmal gestatten darf."
    „Sie dürfen", erwiderte Patulli lächelnd. Er leerte sein drittes Glas, schenkte sich nach und stellte fest, daß die Flasche geleert war.
    Er holte Nachschub. Unterdessen hatte auch Ingwar Bredel sein Glas wieder geleert und hielt es dem Major auffordernd hin.
    „Weshalb ich gekommen bin ...", setzte der Mediziner mit bereits unsicherer Stimme an, „...
    weshalb ich gekommen ..." Er rülpste ungeniert.
    „Ja, weshalb bin ich eigentlich gekommen?"
    In einer Haltung, die die Bildhauer des alten Griechenland bei der Darstellung von weisen Philosophen zu unterstellen pflegten, dachte er nach.
    Um sein Gedächtnis aufzufrischen, nahm er noch einen Schluck Whisky, dann furchte sich seine Stirn erneut.
    Plötzlich schlug er mit der Hand auf den Tisch, daß drei Eiswürfel aus der Schale sprangen.
    „Heureka!" rief Lokoshan mit todernster Miene.
    Dr. Bredel sah den Kamashiten verblüfft an, blinzelte, als wäre er kurzsichtig, und fragte: „Sie auch?"
    Lokoshan gab keine Antwort.
    Bredel

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