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0472 - Der Tiefsee-Teufel

0472 - Der Tiefsee-Teufel

Titel: 0472 - Der Tiefsee-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn selbst gekommen und band ihn. Und immer noch plagten ihn die Zweifel.
    »Es war nicht recht, was du getan hast«, sagte Zamorra. »Damals ahntest du nicht, was du auslöstest. Aber jetzt hättest du es ahnen müssen! Warum hast du dennoch versucht zu töten?«
    Weil Motobo mit seinen Zweifeln und Ängsten in Ruhe gelassen werden wollte, und weil sein eigener Fluch es nicht zuließ, daß ein anderer die wertvollen Schätze im Bauch der Caravelle an sich nahm. Deshalb war sie auch unsichtbar, es sei denn, man näherte sich ihr als Taucher aus einem ganz bestimmten Winkel. Von jeder anderen Richtung her konnte man förmlich durch sie hindurchschwimmen, durch die feste Materie, ohne sie zu registrieren. Deshalb hatte in all den Jahrhunderten niemand die Caravelle gefunden!
    Zamorra wußte nicht, wieviel Zeit ihm noch blieb, bis die PRISCILLA sank und sie alle an Bord in ihrem Sog mit hinab riß. Aber noch harrte er neben Doland aus.
    Du gehst ein unnötiges Risiko ein, Zamorra! teilte ihm Motobo mit und zeigte sich damit erstmals nach Jahrhunderten wieder von seiner menschlichen Seite. Warum tust du das, Zamorra?
    »Weil ich dir helfen will, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß du wirklich so böse bist, wie du dich aufführst!«
    Und das glaubst du, obgleich ich versucht habe, dich und deinen Gefährten zu töten?
    Zamorra nickte. Daß Merlins Stern auch jetzt noch keine schwarzmagische Kraft anzeigte, machte es ihm leicht.
    »Das hast du nicht aus Mordlust getan, sondern weil du glaubtest, nicht anders handeln zu können - wie schon einmal, damals! Aber wen hättest du auch um Rat fragen sollen? Wer von dir wußte, verteufelte dich doch…«
    Du nicht?
    »Nein!«
    Sekundenlang war da ein gewaltiger bunter Wirbel. Dann meldete sich Motobo wieder.
    Du bist der erste Mensch, Zamorra, der mein Volk und mich nicht als Tiere, Sklaven oder Feinde sieht. Du bist auch der letzte Mensch, der mit mir sprechen konnte und das Schiff sah. Künftig wird das nicht mehr geschehen, denn es wird dieses Schiff nicht mehr geben. Die Geister der Alten haben es mir gerade verraten, und sie haben mir auch verraten, daß durch deine innere Einstellung der alte Fluch gebrochen wurde. Verlaßt dieses sinkende Schiff, verlaßt diese Gegend, denn hier gibt es nichts mehr, was ihr euch aneignen könnt. Ich wünsche dir alles Glück der Welt, und ich gebe meine Diener wieder frei.
    Im nächsten Moment war das Kupfer in Dolands Augen nicht mehr zu sehen. Fassungslos starrte Doland Zamorra an. »Wer - wer sind Sie? Was zum Teufel…«
    »Runter von der Brücke und vom Schiff!« schrie Zamorra ihn an. »Der Kahn säuft ab!«
    Er riß John Doland einfach mit sich…
    ***
    Später fiel es ihm schwer, Erklärungen zu liefern. Wer sollte ihm schon glauben außer Beaucassers »abergläubischen« Tauchern aus Ghana?
    Die PRISCILLA war gesunken. Boyd Randall, endlich wieder Herr seines eigenen Willens, versprach, Beaucasser zu verklagen. Der Vorfall hatte sich innerhalb der Drei-Meilen-Zone abgespielt, so daß er durchaus Chancen hatte, den Prozeß erfolgreich durchzufechten und sein Schiff von Beaucasser ersetzt zu bekommen - was er auch bitter nötig hatte.
    Die Menschen, die von Motobo übernommen worden waren, hatten es ohne körperliche Schäden verkraftet. Motobo hatte sie während seiner Herrschaft sogar so gefirmt, daß sie sich unter Wasser bewegen können… Wie sie psychisch damit fertig wurden, war eine andere Geschichte. Aber wer konnte hier Schmerzensgeld einklagen? Und von wem? Von einem Gespenst?
    Auf dem Meeresboden war nichts mehr zu holen.
    In diesem Punkt hatte Motobo recht behalten, als er sagte: Hier gibt es nichts mehr, was ihr euch aneignen könnt. Zamorra vermutete, daß die Geister der Alten das komplette Schiff mit sich in eine Jenseitswelt gerissen hatten, aus welchen Gründen auch immer.
    Immerhin wußte er jetzt, warum das Amulett nicht angesprochen hatte. Motobo war ja nicht böse gewesen, er war auch kein Schwarzmagier. Er hatte nur einmal einen Fehler begangen, und das war sein Verhängnis geworden.
    Fünfhundert Jahre lang…
    Die Caravelle blieb verschwunden, und zum allerersten Mal in seiner Karriere mußte Michel Beaucasser sich geschlagen geben. Außer Spesen nichts gewesen… Spesen, die Zamorra und Nicole freundlich lächelnd abkassierten.
    Danach reizte sie nichts mehr, Beaucasser noch einmal über den Weg zu laufen. Ob er seinen einmal beschrittenen Weg weiter ging und was aus ihm wurde, erfuhren sie nicht,

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