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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch noch eine ganze Flasche Schnaps vor sich stehen. Die war nur noch halbvoll, und gerade schenkte Landemon sich nach und verzichtete darauf, die Verschlußkappe wieder auf die Flasche zu drehen. Er stürzte den Schnaps hinunter wie ein Verdurstender das Wasser.
    »Was für eine Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?« fragte Zamorra verblüfft, weil Saufen dieser brutalen Art nicht zu Enrique Landemon paßte, der als beamteter Förster für die umliegenden Wälder zuständig war. Zamorra hatte Landemon bisher noch nie betrunken gesehen, aber jetzt mußte er es sein, denn seine Bewegungen waren langsam und unpräzise.
    »Kummer«, sagte Mostache. »Ich wollte ihm die Flasche eigentlich gar nicht geben, weil ich sicher bin, daß er Alkohol in Mengen gar nicht gewöhnt ist. Aber er hat sie mir dann einfach aus dem Regal genommen und mir einen 100-Franc-Schein auf die Theke geknallt. Dann ist er zum Tisch gehumpelt, hat angefangen, Talsperre zu spielen und sich langsam, aber sicher vollaufen zu lassen, und scheucht jeden weg, der sich zu ihm setzen und mit ihm reden will.«
    »Ärger mit einer Frau«, wußte André zu berichten. Aber mehr darüber konnte auch er nicht sagen. Zamorra schüttelte den Kopf. Sicher, der etwa 30jährige Förster war immer noch Junggeselle, war aber den Freuden des Lebens nie aus dem Weg gegangen, ohne dabei jemals Liebeskummer zu empfinden. Es paßte nicht zu seiner Art, wie auch das Trinken partout nicht passen wollte. »So schön kann keine Frau sein, daß ich mich fest an sie binde«, hat er immer gesagt. Ein halbes Dutzend Mal war er schon unsterblich verliebt gewesen und hatte auch mit den entsprechenden Frauen zusammengelebt, aber dann hatten sie sich immer wieder irgendwann voneinander getrennt, ohne daß Landemon in Tränen ausgebrochen war. Dabei sprach er auch nie abwertend über seine Verflossenen, sondern versuchte auch im nachhinein nur deren gute Seiten zu betrachten, völlig ohne Enttäuschung und Bitterkeit. Zamorra hat ihn einmal dahingehend auszuloten versucht; seine schwachen telepathischen Fähigkeiten hatten ihm verraten, daß Landemon tatsächlich so empfand, wie er es zeigte.
    Und jetzt sollte Enrique Landemon Kummer wegen einer Frau haben?
    Zamorra nahm sein Glas und ging zu Landemons Tisch hinüber. Er fragte nicht, sondern setzte sich gleich.
    »Verschwinde«, knurrte der Förster ihn an. »Und deinen verdammten Wolf solltest du besser im Château halten. Wenn mir das Vieh noch einmal über den Weg läuft, knalle ich es ab.«
    »Ich wünsche dir ’nen guten Tag, Enrique«, sagte Zamorra. »Bloß geht der Wunsch nicht in Erfüllung, wenn du dich vollaufen läßt wie ’ne Badewanne. Dann kriegst du von dem guten Tag nämlich nichts mehr mit und wirst mit ’ner Silbermine im Schädel wieder wach, in der es hämmert, donnert und dröhnt, daß er übel wird…«
    »Scher dich zum Teufel!« knurrte Landemon.
    »Ach, Enrique, du weißt doch, daß der mich gar nicht so gern in seiner Nähe sieht«, wehrte Zamorra ab. »Komm, Mann, was ist los? Jemand sagte, du hättest Ärger mit einer Frau?«
    »Nicht mehr lange. Laß mich endlich in Ruhe, Professor.«
    »Ich denke ja gar nicht daran, Förster. Das Saufen paßt doch gar nicht zu deinem Niveau. Willst du deinen Job los werden?«
    Da blitzte es in Landemons Augen auf. »Was?«
    »Na, wenn das hier zur Gewohnheit wird, dann… Himmel, Enrique, du schluckst ja wirklich schon wie ein Gewohnheitstrinker!« entfuhr es Zamorra, als Landemon sein Glas neu füllte, die Flasche an den Mund setzte, einen kräftigen Schluck nahm, um danach mit dem Inhalt des Glases nachzuspülen. Beides setzte er dann mit lautem Knall wieder auf die Tischplatte. Zamorra wurde diese Art zu trinken unheimlich. Alkohol löste doch keine Probleme! Das mußte Landemon wie jeder andere wissen, aber er schien es völlig verdrängt zu haben, und etwas ihn durch sein Verhalten für Zamorra noch unheimlicher machte als sein radikales Trinken, war die Tatsache, daß er kaum lallte, obgleich er die Schnapsflasche schon zu fast zwei Dritteln geleert hatte. Da mußte es Ausfall-Erscheinungen geben!
    Aber Landemon sprach noch verhältnismäßig klar!
    Erneut wollte er sich einschenken. Zamorra packte blitzschnell zu und hielt die Hand mit der Flasche fest. »Enrique, wie lang machst du das schon?«
    Die Faust sah er noch heranfliegen, konnte sie aber nicht mehr abblocken. Sie traf sein Gesicht und warf ihn mit seinem Stuhl zurück. Er rollte zur Seite und

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