0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen
erfahren, ob sie den Jungen noch bei sich hat. Schlag sie zusammen und mach dann ein Paket aus ihr. Dann kannst du nach mir pfeifen. Wenn sie nicht da ist, kommst du hierher zurück. Klar?«
»Ay, ay, Sir!« murmelte der Engländer vor sich hin.
Ohne ein weiteres Wort schlenderte er davon in Richtung zur Farm.
Saul Sullivan lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum und starrte der davonschreitenden drahtigen Gestalt des Engländers nach. Gedankenverloren griff er in die Tasche und zog die Zigarettenpackung heraus. Er hatte das Stäbchen schon zwischen den Lippen und das Feuerzeug in der Hand, als ihm einfiel, daß er sich damit möglicherweise gegenüber Maureen Petterson verraten könnte. Wütend knüllte er die Zigarette zusammen und warf sie weg.
Etwa dreißig Sekunden lang sah er noch die Gestalt des. Engländers, der auf die einsame Farm zuging. Dann verschwand Ed Fisher hinter einem Busch. Saul Sullivan stand einsam im Morgengrauen.
Er fror.
Er wußte selbst nicht, ob es die Kühle des Morgens oder die Spannung war. Er fühlte sich unbehaglich. Je länger er stand, desto nervöser wurde er. Zum erstenmal seit dem vergangenen Vormittag hatte er Gelegenheit, seine Situation zu überdenken.
Er dachte an den kleinen Jungen und wurde sich plötzlich bewußt, daß es Kidnapping war.
Er dachte an den Polizisten auf dem Motorrad, und jetzt erst fiel es ihm siedend heiß ein, daß es Mord war.
Panik ergriff ihn. Aus dem Morgennebel, der aus den sumpfigen Wiesen aufstieg, schienen sich drohende Gestalten zu erheben.
Saul Sullivan fuhr zusammen.
»Polizistenmord!« hatte eine Stimme laut gesagt.
Es dauerte Sekunden, bis der Mann im Kamelhaarmantel begriff, daß seine eigene Stimme dieses Wort ausgesprochen hatte.
Der Mörder wußte, daß etwa hundert Yard hinter ihm der schwere Pontiac stand. Ein schnelles Fahrzeug. In wenigen Stunden würde es ihn weit hinweggebracht haben. Weit fort vom Tatort seiner Verbrechen.
Verbrechen, für die er keine Gnade erwarten konnte.
Sekundenlang überlegte er, ob er fliehen sollte. Doch dann gab er den Gedanken schnell wieder auf. Wenn es für ihn überhaupt noch eine gewisse Sicherheit gab, dann nur im Kreis seiner Komplicen.
Wieder schrak Saul Sullivan zusammen.
Aus weiter Ferne drang ein Geräusch zu ihm. Angestrengt lauschte er. Dann hörte er es deutlich.
Es war ein Pfiff.
Eine warme Welle der Erleichterung überkam ihn.
Wenigstens das ist klargegangen, dachte er. Dieser Engländer hat tatsächlich das Weib überlistet. Docky wird zufrieden sein. Und sie kann uns nicht mehr verpfeifen.
Sullivan konnte es jetzt nicht mehr aushalten. Er girff wieder in die Tasche, zog seine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich eines der Stäbchen an.
Genußvoll nahm er den ersten Zug.
Dann ließ er die schweren Gedanken hinter sich. Er löste sich von dem Baum und stampfte los. Er begann sogar, einen Schlager vor sich hin zu pfeifen. Doch nach wenigen Takten brach er wieder ab. Ihm war das Sprichwort von den »Early Birds« eingefallen, von den Vögeln, die am frühen Morgen pfeifen und am Abend von der Katze gefressen werden.
Er erreichte den Busch, hinter dem vorhin der Engländer seinen Blicken entschwunden war. Über eine morastige Wiese ging er weiter. Die Farm kam näher. Noch immer war alles still. Ed Fisher gab ihm kein Zeichen. Auch von dem Jungen war nichts zu hören.
Der Mann im Kamelhaarmantel blieb stehen. Argwöhnisch beobachtete er die Umgebung. Er kannte Maureen Petterson lange genug, um über ihre Gefährlichkeit Bescheid zu wissen. Sullivan hatte dem Engländer vorher nicht die Wahrheit gesagt. Auch ohne Waffe war das Mädchen ein nicht zu unterschätzender Gegner. Sie konnte wie eine Furie sein.
Falsch und hinterhältig war sie ohnehin schon immer gewesen.
Vor Sullivan lag eine freie Wiese. Sie bot keine Möglichkeit zu einer Deckung. Der Verbrecher wußte, daß er diese Wiese kaum lebend überqueren konnte, wenn Maureen Petterson den Engländer überlistet haben sollte. Sie würde sich auf keinen offenen Kampf mit ihm einlassen. Wie auf einem Schießstand würde sie ihn abknallen.
Sullivan riskierte es. Langsam ging er weiter. Schritt für Schritt überquerte er die Wiese. Nichts regte sich. Nach langen bangen Sekunden stand der Verbrecher unmittelbar vor dem aus den Angeln gerissenen Hoftor der Ranch. Erleichtert atmete er auf.
Jetzt wußte er endgültig, daß Maureen Petterson ausgeschaltet war.
»Fisher!« rief er. »He, Ed Fisher!«
Sein
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