0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen
Ruf blieb ohne Antwort. Saul Sullivan dachte sich nichts dabei. Ohne sich besonders vorzusehen, ging er weiter. Er ging durch das Tor und wandte sich dem ehemaligen Wohnhaus zu.
In diesem Moment traf ihn ein furchtbar harter Schlag im Genick. Er ächzt?, war aber nicht einmal mehr in der Lage, einen Schrei auszustoßen. Wie vom Blitz getroffen brach er zusammen.
Unmittelbar darauf zerriß das bellende Stakkato einer Maschinenpistole die bleierne Ruhe der frühmorgendlichen Landschaft.
Es blieb nicht bei der einen Salve. Wieder und wieder dröhnte das belleiv de Rattern in den Morgen. Die Mauern um den engen Hof der Ranch verstärkten das fetzende Geräusch noch. Es war ein Inferno, das jeder hören mußte, und derjenige, der den Abzugsbügel der Waffe betätigte, bezweckte nichts anderes.
***
»Pst…«
Sergeant James King legte mahnend seine linke Hand auf den rechten Unterarm seines Fahrers, Patrolman Archie Cloy.
Cloy begriff sofort. Mit einer schnellen Bewegung drehte er den Zündschlüssel herum. Das leise Summen des Motors im Streifenwagen der New Jersey State Police erstarb.
Beide hörten es' nun ganz deutlich: das hektische Bellen einer Maschinenpistole. Immer und immer wieder klang es auf. Es konnte meilenweit entfernt sein, aber es zerriß die Ruhe des Morgens.
»Wo ist das?« fragte Cloy.
Sergeant King lauschte angestrengt hinaus.
»Das könnte bei Dorners Farm sein«, vermutete er.
Er wußte noch nicht, daß er es haargenau getroffen hatte. Trotzdem griff er zum Mikrofon des Funksprechgerätes. Er rief die Zentrale und gab seine Beobachtung durch. Er wußte, daß er damit Großalarm auslöste. Vor rund neunzehn Stunden war der Großeinsatz wegen des Intosh-Falles angelaufen. Bis jetzt hatte er sich auf Kontrollen und die übliche Fahndung beschränken müssen. Aber jetzt, in dieser frühen Morgenstunde, schien der Fall glühend heiß zu werden.
Die Zentrale bestätigte Kings Durchsage. Der Sergeant wußte damit, daß es nur Minuten dauern konnte, bis die Verstärkung kam.
»Los!« sagte er nun. Er selbst griff nach den beiden Schaltern, die Rotlicht und Sirene einschalteten.
Archie Cloy hatte den Motor schon wieder angelassen. Mit pfeifenden Reifen schoß der Streifenwagen los. Er raste die einsame Landstraße entlang, bog in die Seitenstraße ab, kam nach ungefähr sechshundert Yard wieder auf die Hauptstraße und näherte sich unaufhaltsam der einsamen Farm.
In einer Kurve tauchten plötzlich die beiden anderen Scheinwerfer auf.
Archie Cloy reagierte blitzschnell. Er trat auf die Bremse und riß das Steuer herum.
Ehe der Sergeant seinen jungen Kollegen daran hindern konnte, sprang der aus dem Wagen. King mußte seinen Plan aufgeben, einen Moment in Deckung zu bleiben. Auch er sprang auf die Straße.
Die beiden Fahrzeuge standen sich in einer Entfernung von knapp fünf Yard gegenüber.
Das linke Seitenfenster des großen Pontiac glitt lautlos nach unten.
»Los, beeilen Sie sich! Da hinten in dieser einsamen Farm!«
»Steigen Sie aus!« befahl der Patrolman Archie Cloy dem fremden Fahrer. »Wer sind Sie? Wo kommen Sie her?«
Automatisch war die Hand des jungen Polizisten zur Pistolentasche geglitten.
Doch ehe der Junge weiterhandeln konnte, stoppte ihn die Stimme seines erfahrenen Kollegen.
»Schon gut, los, einsteigen — weiterfahren!«
Verwundert drehte sich Cloy zu seinem Streifenwagenführer um.
Der gab ihm ein Handzeichen und feuerte ihn an, schnell einzusteigen.
Cloy war erst zu kurz im praktischen Polizeidienst, um dem Befehl seines Vorgesetzten zu widersprechen. Deshalb gehorchte er, wenn auch verwundert.
Während er sich wieder hinter sein Steuer klemmte, hörte er noch, wie King dem Fremden im Pontiac zurief: »Danke, Sir!«
***
»So…« sagte Docky kurz.
Der Gangsterboß stand am Fenster und schaute auf die morgendliche Straße hinaus. Seinen Rücken wandte er dem Engländer zu.
»So«, sagte er noch einmal. »Dieses verfluchte Weib hat also Saul umgelegt und dich wie einen feigen Hasen in die Flucht gejagt!«
»Was sollte ich denn machen, Docky? Ich habe auch nicht daran gedacht, daß man hier bei euch unbedingt eine Kanone in der Tasche haben muß. Bei uns in England…« Wütend fuhr der Boß herum.
»Bei uns in England!« äffte er Ed Fisher nach. »Wann gewöhnst du Affe dich endlich einmal daran, daß du hier nicht in England bist? Meinst du vielleicht, wir füttern hier unsere Gegner mit Bonbons? Wenn es hier hart auf hart geht, gilt nur noch ein
Weitere Kostenlose Bücher