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0475 - Der Drache der Zeit

0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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denkt alle nur dreidimensional. Länge, Breite, Höhe. Ihr müßt vierdimensional denken. Länge, Breite, Höhe, Zeit.«
    »Zeit«, seufzte Teri und winkte theatralisch ab. »Deine Mutter war die Zeitlose. Ich hatte etwas normalere Vorfahren.«
    »Es reicht auch, einfach nur logisch zu denken«, mischte sich Nicole ein. »Ich ahne, worauf Sara hinauswill.«
    Merlins Tochter nickte ihr zu.
    »Es gibt Ursachen und Wirkungen«, sagte sie. »Dadurch, daß der Silbermond vom Bewußtseinskollektiv der Druidenseelen weißmagisch aufgeladen und durch mich gesteuert in die entartete Sonne stürzte, wurde diese und das ganze System zerstört. Aber wenn der Silbermond nun knapp vorher in die Zukunft gerissen wird, kann er diese Zerstörung nicht vornehmen. Die Sonne und die Schlackenklumpen, die einmal die Wunderwelten waren, existieren weiter.«
    Teri starrte die Druidin fassungslos an. Ted Ewigk wurde blaß. Nur Nicole, die das bereits geahnt hatte, nickte langsam.
    »Also doch ein Paradoxon«, sagte sie düster. »Nicht um den Silbermond selbst, sondern um das herum, was nicht zerstört wurde… die Ex-Wunderwelten als Bastion des Bösen existieren also nach wie vor…«
    In diesem Moment wurde ihr alles klar, was bislang rätselhaft gewesen war.
    Die Phantombilder auf der Erde: das zerstörte Château, das Zamorra gesehen hatte. Der Meegh-Spider, der über Frankreich flog. Ted Ewigks Villa und die Spinnenwesen, die ein Netz über die Trümmer spannten. Die Metro-Phantome, die ihren Ursprung auf dem Silbermond hatten.
    Zwei Welten überlappten sich.
    Die eine, wie sie bisher gewesen war.
    Die andere, wie sie unter der Voraussetzung war, daß die Wunderwelten nicht zerstört worden waren, sondern den MÄCHTIGEN weiterhin als Basis dienten.
    Es hatte ganz behutsam angefangen.
    Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, sagte das Sprichwort. Nie war es so wahr gewesen wie jetzt. Das große Ereignis hatte seine Schatten vorausgeworfen! Zeit ist ein eigenartiges Phänomen. Man ist geneigt, anzunehmen, daß es eine unvorstellbar lange zurückliegende Spanne gibt, die wir Vergangenheit nennen, eine ebenso unüberschaubar lange Zeitspanne namens Zukunft, aber nur einen Sekundenbruchteile kurzen Augenblick der Gegenwart. Tatsächlich greift aber alles ineinander, überall sind Verbindungen und Beziehungen. Die Begriffe verschwimmen. Heute ist morgen gestern. Das, was durch Merlins Experiment jetzt verändert wurde, war schon vor Tagen erkennbar. Und je näher der Zeitpunkt der Verwirklichung rückte, um so stärker wurde der Realitätswert der »anderen« Gegenwart. .
    Merlin hat es gut gemeint, sehr gut sogar. Der Silbermond war vor der Manipulation durch die MÄCHTIGEN ein Bollwerk der Weißen Magie gewesen. Wen wunderte es, daß Merlin dieses Bollwerk bewahren und retten wollte? Er hatte nur einen großen Fehler begangen.
    »Er hätte für Ersatz sorgen müssen«, kleidete Sara diese Gedanken in Worte. »Als er den Silbermond aus seiner Zeit entrückte, hätte er etwas anderes an seine Stelle bringen müssen, das die Sonne zerstörte. Die Wunderwelten hätten auf jeden Fall vernichtet werden müssen. Aber das ist nun nicht geschehen.«
    Nicole schluckte. Sie sah nacheinander Teri, Sara und Ted an.
    »Wir haben in der Vergangenheit einige Zeitparadoxa hinnehmen müssen. Sie haben die Struktur unseres Universum stark erschüttert. Wir waren uns einig, daß ein weiteres Paradoxon alles zum Zusammenbruch bringen könnte.«
    »Und nun hat Merlin genau dieses Paradoxon geschaffen«, murmelte Ted Ewigk. »Das war’s dann wohl, liebe Freunde. Ich schätze, wenn Gryf und Zamorra jetzt tot sein sollten, haben sie den besseren Teil erwischt.«
    »Ich glaube nicht an ihren Tod«, sagte Nicole. »Abgesehen davon müssen wir so oder so etwas gegen diese Zeitveränderung tun. Wir müssen versuchen, sie zu verhindern.«
    »Und wie?« fragte Ted etwas spöttisch. »Möchtest du in die Vergangenheit kreisen und Merlin erwürgen, ehe er sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann?«
    Nicole legte den Kopf schräg. »Das ist nicht einmal die schlechteste aller Ideen«, erwiderte sie im gleichen Tonfall. Dann fuhr sie entschieden ernster fort: »Wenn wir wirklich etwas tun wollen, müssen wir tatsächlich in die Vergangenheit zurück. Und ich weiß auch schon, wie.«
    »Wie?« fragte Ted. »Ich werde den Teufel tun und zum gegenwärtigen Zeitpunkt meinen Dhyarra-Kristall einsetzen, ganz gleich, ob Sara mit dem Zeitunterschied besser fertig wird als

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