Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0475 - Der Drache der Zeit

0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
fort von der weit entfernt auf den Felsgipfeln aufragenden Burg die in schwachem Violett schimmerte.
    Merlin stand auf verlorenem Posten. Der Drache war gegen seine Magie gefeit. Julian preßte die Hände gegen die Schläfen und versuchte dieses Traumbild zu löschen. Aber er brachte es nicht fertig. Er wußte, daß es keine Realität war, sondern nur ein Symbol. Aber was bedeutete es wirklich? Wer oder was bedrohte Merlin? Wen stellte der Drache der Zeit dar?
    Woher überhaupt kam dieser Begriff? Julian hatte ihn nie zuvor gelesen oder gehört. Trotzdem hat dieser Begriff sich in ihm festgebrannt.
    Er ließ die Hände wieder sinken. Er berührte das Schwert, das noch nicht vollständig war. Fast schien es ihm, als würde die Klinge leben. Sie drängte danach, gegen den Drachen geschwungen zu werden und Merlin zu helfen.
    »Nein«, flüsterte Julian. »Das ist zuviel. Ich kann es nicht. Ich will es nicht. Warum ich?«
    Der Mann in seiner Traumvision wich weiter zurück. Der verschlingende Drache gewann immer mehr an Raum.
    Merlin hatte sich auf etwas eingelassen, das stärker war als er. Die Situation entglitt seiner Kontrolle. Er stand am Abgrund, und jeder weitere Schritt konnte ihn ins Inferno stürzen.
    Und nicht nur ihn!
    »Nein!« schrie Julian auf. »Ich will damit nichts zu tun haben! Merlin… Merlin, warum ich?«
    Aber er richtete die Frage an die falsche Adresse. Merlin konnte ihm darauf keine Antwort geben.
    Er mußte sie selbst finden, denn sie lag in ihm selbst.
    ***
    In den Tiefen der Hölle sank ein mächtiges Wesen in sich zusammen. »Er hat es getan«, murmelte Lucifuge Rofocale. »Er hat es wirklich getan. Die Warnungen haben nichts bewirkt. Wie kann Merlin so ein verantwortungsloser Narr sein? Will er den Wächter der Schicksalswaage herausfordern? Er muß den Verstand verloren haben.«
    Lucifuge Rofocale faltete die mächtigen Dämonenschwingen auf seinem Rücken zusammen. Er fror; die Hölle schien plötzlich von klirrender Eiseskälte durchzogen zu sein.
    »Merlin, was hast du getan? Warum vernichtest du eine Welt? Warum spielst du uns alle dem Feind in die Hände? Warum verspielst du die Zukunft von uns allen, und deine Zukunft mit?«
    Lucifuge Rofocale, Zweitmächtigster in den Schwefelklüften, wußte keinen Weg dem Unheil zu begegnen.
    Das einzige, was er noch tun konnte, war: alles abschotten.
    Die Pforten der Hölle schließen.
    Im Schneckenhaus verschwinden.
    Nur so konnte verhindert werden, daß die anderen nach der Macht über die Erde auch die Macht über die Hölle an sich brachten.
    Die anderen, die MÄCHTIGEN - sie waren Feinde der Menschen, sie waren Feinde der Dämonen und Teufel. Sie waren Feinde allen Lebens. Und ausgerechnet Merlin verschafft ihnen nun den größten Vorteil, den sie jemals bekommen konnten. Ebensogut hätte er die Tür aufreißen und »Kommt alle hierher!« schreien können.
    Abschotten. Beobachten. Analysieren.
    Und hoffen, daß es eine Chance gab, etwas aus der verfahrenen Situation zu machen. Lucifuge Rofocale verwünschte Merlin. Der alte Zauberer von Avalon mußte wahnsinnig geworden sein. Anders war sein Tun nicht zu erklären, und warum sonst hatte er nicht einmal auf Professor Zamorra gehört?
    ***
    Merlin verlor die Kontrolle. Der Silbermond bewegte sich anders durch Zeit und Raum, als er es geplant hatte. Die Zielbestimmung erwies sich als fehlerhaft.
    Der Silbermond hatte zuviel »Schwung«. Er glitt über das Ziel hinaus. In einem Anflug von Panik versuchte Merlin ihn zu stoppen, aber es gelang ihm nicht. Zu spät begriff er, daß er sich verrechnet hatte.
    Er hatte sich in diesem Punkt verrechnen müssen. Denn einen ganz bestimmten Faktor hatte er nicht bedacht. Hat ihn einfach vergessen in seiner Euphorie, die ihn bei der Planung des Vorhabens erfaßt hatte.
    Jetzt sah er den Fehler. Jetzt begriff er, was er übersehen hatte. Er war einem tragischen Irrtum unterlegen. Er hatte geglaubt, alles getan zu haben, um ein Zeitparadoxon zu vermeiden. Und dabei hatte er den größten Fehler überhaupt gemacht.
    Er hatte den Silbermond vor der Vernichtung gerettet.
    Aber er hatte es versäumt, für Ersatz zu sorgen…
    ***
    »Es ist falsch!« schrie Sara Moon.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Verwirrt sah sie sich um. »Es ist falsch«, wiederholte sie leise. »Es ist alles so falsch… Nein, das kann nur ein Traum sein… nichts stimmt!«
    »Wovon redest du?« fragte Teri leise. Sie streckte Merlins Tochter die Hand

Weitere Kostenlose Bücher