0476 - Kalis tödlicher Spiegel
haben, denn bei diesem Wetter schnell zu beschleunigen, konnte ins Auge gehen.
Dann war er untergetaucht. Die Ampeln tauchten als farbige Punkte innerhalb des Nebels auf. Ich mußte noch zweimal stoppen, sah auch andere Fahrzeuge neben mir, aber nicht mehr den Knaben auf seiner Honda.
An der zweiten Kreuzung führte mich der Weg nach rechts. Die Straße nahm an Breite zu. Geschäfte befanden sich an beiden Seiten. Ihre Reklame kostete nur Strom, das Licht selbst brachte nicht viel.
Weiter…
Nach ungefähr zehn Minuten hatte ich es geschafft, den Ortskern zu verlassen. Nur mehr wenige Häuser begleiteten die Straße, die sich wieder verengt hatte und dort in einen schmalen Weg auslaufen würde, wo sich der Treffpunkt befand. Auf der Karte war dieser Fleck als unbewohntes Gebiet eingezeichnet.
Ich war wirklich gespannt, wer mich da erwarten würde. Die Stimme am Telefon hatte drängend geklungen, der Anrufer schien in Schwierigkeiten zu stecken, und der Name Kali enthielt Brisanz genug. Was man genau von mir wollte, wußte ich nicht. Ich würde es erfahren, egal, ob Falle oder nicht.
Mit Suko hatte ich darüber nicht sprechen können, er war in einer anderen Sache unterwegs, so war ich praktisch ohne Rückendeckung losgefahren.
Der letzte Fall steckte mir auch jetzt noch in den Knochen. Er war so anders gewesen, denn da hatte mich eine Tote zwingen wollen, sie zu heiraten. Sie sah sich als meine Braut an. Zur Trauung war es nicht gekommen, weil Hector de Valois' Geist sich in meinem Kreuz gezeigt und eingegriffen hatte.
Dennoch war bei mir ein bitterer Nachgeschmack zurückgeblieben.
Außerhalb des eigentlichen Ortes lag mehr Eis, so rutschte ich an nicht wenigen Stellen weiter, hatte aber Glück, nicht im Graben zu landen. Manchmal mußte ich stark gegenlenken; wer nicht unbedingt fahren mußte, der ließ den Wagen daheim oder ging zu Fuß.
Der Nebel drehte sich, er wallte, als wollte er irgend etwas einpacken, das für mich nicht sichtbar war. Ich starrte durch die Frontscheibe und konzentrierte mich auf die Fahrbahn, soweit überhaupt etwas von ihr zu sehen war.
Manchmal lag das Eis wie lange Schlangen auf dem Asphalt. Einige Stellen waren auch nur feucht.
Endlich erschien die Kreuzung!
Die war mehr zu ahnen, als zu sehen. Aus der wogenden Watte sah ich rechts und links die Einmündungen der beiden anderen Straßen, und ich erinnerte mich daran, daß der Anrufer von einem kleinen Parkplatz gesprochen hatte, der nahe der Kreuzung lag.
Er mußte sich an der linken Seite befinden. Behutsam drehte ich das Lenkrad in die entsprechende Richtung, die beiden Vorderreifen rutschten über einen Eisfleck, verloren ein wenig den Kontakt, fingen sich wie der, und die schmale Einfahrt erschien an der linken Seite, so daß ich auf den Platz rollen konnte.
Soweit ich erkannte, war er leer.
Kein anderer Wagen parkte hier. Der unbekannte Anrufer war entweder noch nicht da, oder er hielt sich in der grauen Suppe verborgen.
Ich parkte den Wagen mit der Schnauze zur Straße hin, daß ich jederzeit schnell wieder starten konnte.
Jetzt begann die Warterei.
Einen genauen Zeitpunkt hatten wir nicht abmachen können, das Wetter war einfach zu schlecht.
Ich kurbelte die Seitenscheibe ein wenig nach unten, um frische Luft in den überheizten Wagen fließen zu lassen. Dabei wurde ich auf ein Röhren aufmerksam.
Ein Motorrad war vorbeigefahren.
Sollte es der gleiche Feuerstuhl gewesen sein, den ich schon mehrmals gesehen hatte?
Noch gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Etwas mehr Sorge bereiteten mir meine unbekannten Partner. Sie hielten von einer gewissen Pünktlichkeit nicht viel, denn sie ließen sich Zeit. Als fast zehn Minuten vergangen waren, hatte ich von ihnen oder ihm noch immer nichts gesehen, so daß ich mir langsam auf den Arm genommen vorkam.
Mehr als eine Viertelstunde wollte ich dem Unbekannten nicht zugeben. Die Wartezeit verkürzte ich durch Rauchen und blies den Qualm in den wallenden Nebel nach draußen.
Es war eine ruhige Gegend, in der ich mich aufhielt. In letzter Zeit hatten keinerlei Fahrzeuge den Parkplatz passiert. Bis ich den Glimmstengel ausdrückte, hatte sich daran nichts geändert.
Sollte das alles ein Trick gewesen sein?
Etwas beunruhigte mich plötzlich. Mir war aufgefallen, daß sich hinter dem Wagen der Dunst verdunkelte, als würde dort jemand erscheinen. Möglicherweise war es mir auch nur aufgefallen, weil ich des öfteren einen Blick in den Außenspiegel warf.
Ich schaute noch
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