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0477 - Das Schwert des Träumers

0477 - Das Schwert des Träumers

Titel: 0477 - Das Schwert des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sagte Gryf. »Von einem Mädchen, das ich vor den Jägern der Meeghs rettete.« Er sah den verständnislosen Blick Ye-Cairns. »Meeghs, das sind jene, die du Schatten nennst. Nun, das Mädchen erzählte mir den gleichen blühenden Unsinn aus Schlagworten, und sie lockte mich in eine Falle. Ich konnte fliehen, aber wenn du mich nicht gefunden hättest, wäre ich jetzt dennoch tot. Bist du ebenfalls so ein Fallensteller? Dann sag’s lieber gleich, anstatt mich in Sicherheit zu wiegen.«
    »Gevatter Tod« stand vor ihm und sah ihn nachdenklich an. »Es ist vielleicht besser, wenn du in dieser Welt niemandem traust«, sagte er leise. »Nicht einmal mir. Denn jeder kann dein Todfeind sein. Du mußt davon ausgehen, daß auch ich dein Todfeind bin. Und ich kann dir nicht das Gegenteil beweisen. Alles, was ich Vorbringen kann, kann auch gegen mich verwendet werden. Habe ich dich geheilt, um dich hinterher um so schlimmer zu verletzen? Alles ist möglich. Es gibt nichts, worauf man sich in dieser Welt und in dieser Zeit noch verlassen kann. Traue nicht einmal deinem eigenen Schatten. Rechne stets damit, daß ich dir das Schwert in die Brust stoße oder dir die Kehle durchschneide, sobald ich mir einen Vorteil davon verspreche.«
    Gryf preßte die Lippen zusammen.
    Er wünschte sich, daß er sicher sein konnte. Was »Gevatter Tod« da sagte, klang schlüssig und ehrlich. Der Klapperdürre wurde ihm mehr und mehr sympathisch. Gerade dadurch, daß er Gryf von sich aus auf die Gefahren hinwies, die durch zu leichtsinniges Vertrauen entstehen konnten, machte ihn glaubwürdig. Und doch - was, wenn er zu ehrlich war? Schon einmal war Gryf hereingefallen. Jenes Mädchen, das er vor dem Jäger-Cyborg der Meeghs gerettet hatte, das ihn anschließend in jenen unterirdischen Raum gelockt hatte, in welchem die Falle zuschnappte und der schießwütige Aushilfs-Rambo Gryf die um ein Haar tödliche Verletzung beigebracht hatte…
    Noch einmal wollte er sich nicht täuschen lassen. Auch nicht von einem Mann wie diesem Samariter mit dem Totenschädel.
    »Gehen wir einmal davon aus, daß du mein Feind bist. Welchen Profit hättest du davon, mich so zu behandeln, wie du es derzeit tust?«
    »Das ist etwas, was du selbst herausfinden mußt - sofern du mit deiner Vermutung auf der richtigen Spur bist«, erwiderte »Gevatter Tod«. »Aber fragen wir einmal anders: welchen Profit hätte ich davon, wenn ich dir wirklich nur gegen die anderen helfen wollte?«
    »Sag’s mir«, brummte Gryf, der sich schon fast wieder richtig fit fühlte -bis er sich ruckartig aufrichten wollte und sofort den reißenden Schmerz spürte, der ihn wieder auf sein Lager zurückwarf.
    »Du mußt dich noch ein wenig erholen«, riet YeCairn. »Aber wenn du wirklich wieder einsatzbereit bist, werden wir zuschlagen.«
    »Und wie, bitte? - Vorausgesetzt, ich lasse mich überhaupt darauf ein und mache mit.«
    »Ich denke schon, daß du mitmachen wirst, mein Freund«, sagte YeCairn. »Nicht aus Dankbarkeit, das will ich nicht. Aber… wir müssen Merlin den Wahnsinnigen aufspüren und ihn auf unsere Seite bringen. Ich frage mich bis heute, warum er von sich aus noch nichts gegen die Schatten unternommen hat. Aber wenn wir ihn dazu überreden können, dann haben wir schon fast alles erreicht, was wir auf dieser desolaten Welt noch erreichen können.«
    Gryf verzog das Gesicht. »Merlin der Wahnsinnige? Was soll das heißen?« stieß er hervor.
    »Nicht mehr und nicht weniger, als daß der alte Zauberer den Verstand verloren hat. Das ändert aber nichts an der Wirksamkeit seiner Machtmittel. Kannst du dich in Wahnsinnige hineindenken? Kannst du dich auf sie einstellen?«
    »Es kommt darauf an«, sagte Gryf leise. »Allerdings kann ich mir keinen wahnsinnigen Merlin vorstellen. Da stimmt doch etwas nicht, ›Gevatter Tod‹.«
    »Mit Merlin stimmt etwas nicht« sagte der Dürre.
    »Woher kennst du ihn überhaupt?«
    »Ich habe meine Informanten«, erwiderte YeCairn gelassen. »Man hört hier etwas und da etwas, und schließlich kann man eins und eins zusammenzählen und kommt auf zweikommafünf.«
    »Du redest von Informanten. Du stammst aber aus einer anderen Welt als dieser. Wie paßt das zusammen?« fragte Gryf mißtrauisch.
    »Recht gut. Ich habe schon immer viel davon gehalten, mehr zu wissen als andere, und deshalb habe ich auch hier immer wieder Leute ausgefragt und frage sie auch heute noch aus.«
    »Und da hat man dir so einfach von Merlin erzählt?«
    YeCairn lachte leise.

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