0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
Wohlbefinden bedacht.«
»Danke für die tröstlichen Worte«, sagte ich. »Wie ist es eigentlich gekommen, daß sie uns doch noch erwischt haben?«
»Nachdem wir wieder unter dem Jeep lagen, Sie ihren Geist aufgaben und das Auto ja sowieso nicht mehr fahren konnte, rauschten die Burschen mit ihrem Hubschrauber wieder ab. Leider kamen sie nach knapp vier Stunden wieder. Um sich die Abreise nicht besonders schwer zu machen, forderten sie uns zur Aufgabe auf und unterstrichen ihren Wunsch mit einer ganzen Kiste Tränengasbomben. Da habe ich dann meine Kanone weggeworfen und unsere Übergabe erklärt. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
»Natürlich nicht. Sie hatten ja überhaupt keine andere Wahl«, beruhigte ich ihn. »Wissen Sie zufällig, wo uns die Gangster jetzt hinbringen?«
»Klar. Nach ihren Worten haben wir heute noch die Ehre, diesen sagenhaften Boß des ganzen Unternehmens kennenzulernen. Ein Gorilla mit dem hübschen Namen Ben versicherte mir, daß wir noch unsere helle Freude bekommen würden. Besonders, weil zwei unserer Kollegen auch in den Händen des Chefs sind.«
»Neville und Phil sind also geschnappt worden?« sagte ich mehr als ich fragte. Danach war es für eine ganze Weile still in dem Wagen.
Lee Razwill, die man nicht gefesselt hatte, wahrscheinlich, weil sie uns doch etwas versorgen sollte, ging zu dem Sheriff Houma und wischte ihm den Schweiß von der Stirn.
»Danke'«, sagte Houma. »Ich heiße übrigens Bill. Nachdem die Bedienung in diesem Laden so flott ist, habe ich nichts dagegen, wenn wir zur allgemeinen Verbrüderung übergehen. Denn schließlich sterben wir so schnell nicht wieder zusammen. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.«
Houma imponierte mir wirklich. Hatte ich auch einen Augenblick unter dem Jeep geglaubt, daß er Angst hätte, er besaß in Wirklichkeit Nerven wie Drahtseile.
»Ich heiße Jerry«, grinste ich zurück, und auch Lee Razwill murmelte ihren Vornamen. Sie fand es übrigens sehr nett, den Sheriff mit Bill anzureden. In jeder anderen Situation hätten mir die Blicke, die die beiden sich zuwarfen, höchstes Vergnügen bereitet. Aber noch ehe ich meine Gedanken in diese Richtung weiterspinnen konnte, hielt der Lastwagen mit einem sanften Ruck.
Dann wurden die Türen des Laderaums aufgerissen. Zwei schwerbewaffnete Gorillas wurden sichtbar, die ihre Waffen schußbereit auf Houma und mich gerichtet hielten. Anscheinend hatten die Burschen vor uns einen höllischen Respekt bekommen. Sie waren mehr als vorsichtig.
Einer der beiden versuchte mich aufzurichten. Mit einiger Mühe ging es wirklich. Ich stand sehr schwach auf den Beinen, aber schließlich klappte es, indem ich den Mann, der vielleicht mein Mörder werden sollte, liebevoll umarmte und mich auf ihn stützte.
»Hübsche Krankenschwester hast du, Jerry. Wenn sie nur nicht so viele Pickel im Gesicht hätte«, stichelte Bill Houma.
»Halt den Mund! Dir wird das Lachen schon noch vergehen«, knurrte einer der Gangster. »Los, der Boß will euch sehen.«
***
Der Gangsterboß hatte Phil und Neville abführen lassen. »Spezialbehandlung!« hatte er seinen Leuten zugezischt und dann den Raum verlassen.
Meine beiden Kollegen wurden in einen weißgetünchten, quadratischen Raum gebracht, der hell erleuchtet war.
Die Neonröhren brannten so grell, daß einem schon nach ein paar Minuten die Augen schmerzten.
Phil und Neville, die nicht gefesselt waren, legten sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.
Sie wollten auf diese Art dem gleißenden Licht entgehen. Ungefähr eine Stunde hatten sie so reglos gelegen. Sie sprachen nicht viel, denn sie waren sich ihrer Lage bewußt. Eine ganze Zeit hatten sie damit verbracht, den Raum nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit zu untersuchen. Aber schon bald hatte sich herausgestellt, daß jeder Versuch sinnlos war.
Sie wußten nicht, wie lange sie so gelegen hatten. Sie sprangen nur beide mit einem Male hoch. Laute Musik zerschnitt die Stille ihrer Zelle. Sie war so laut, daß Phil und Neville schon nach ein paar Sekunden ihre Hände gegen die Ohrmuscheln pressen mußten. Dennoch konnten sie damit nicht gegen den ohrenbetäubenden Lärm ankämpfen, der ihr kleines, quadratisches Gefängnis erfüllte.
Der Schmerz in ihren Ohren steigerte sich durch den Lärm, den die kreischenden Töne der Musik verursachten, bald zu einem unerträglichen Zustand.
Mein Freund Phil suchte mit den Augen jeden Quadratinch der Zeile ab. Das Getöse kam von der Decke. Irgendwo
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