0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
zu verspüren.
»Phil und Neville«, keuchte ich heiser. Am liebsten hätte ich mich auf dem Absatz umgedreht und wäre so schnell wie möglich zu den Gangstern zurückgelaufen.
Meine Freunde also, Phil, mit dem ich in all den Jahren zusammengearbeitet hatte, und Neville, dem ich einen Großteil meiner Ausbildung verdankte, diese beiden Männer, die mir so nahe standen, wie sonst kaum jemand auf der Welt, hatte ich durch meine Flucht im Stich gelassen.
Der Sheriff mußte merken, was in mir vorging. Er nahm meinen Arm und zog mich’ zum Wagen. »Wissen Sie, Cotton, man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Auch bei Ihnen haben wir das nicht getan. Sonst wäre nicht eine kleine Armee aufgebracht worden, um Sie wieder ans Tageslicht zu zaubern. Wir fahren jetzt, so schnell es geht, zur nächsten Funkstelle und geben Großalarm. Bestimmt kommen wir noch rechtzeitig.«
Ich sagte nichts. Mein Körper gehorchte rein Automatisch. Nur im Unterbewußtsein registrierte ich, daß ich mit einem Male mit Lee Razwill und dem Sheriff im Jeep saß, Houma legte ein wahnwitziges Tempo vor, das ich diesem Geländewagen niemals zugetraut hätte. Dabei plauderte er fortwährend mit dem Girl. Er brachte richtig Stimmung auf. Ich merkte es am perlenden Lachen der Biologin.
Mich streifte dies alles nur wie im Traum. Unablässig kreisten meine Gedanken um die Ereignisse in dem großen Depot. Ich konnte es einfach nicht fassen. Der Zufall hatte mir grausam mitgespielt. Insgeheim verfluchte ich jeden Schritt, den ich nach meiner Flucht aus dem Verbrechernest unternommen hatte.
Jeder Schritt hatte mich nämlich weiter von den Männern fortgebracht, die dort draußen in der Wüste um mein Leben kämpften oder gekämpft hatten.
Urplötzlich wurde das Dröhnen des Jeep durch ein noch lauteres Motorengeheul übertönt. Zuerst wandte ich den Kopf und blickte zurück. Ich dachte schon, daß die Gangster hinter uns her kämen, aber aus der Dunkelheit der zurückliegenden Wüste drang kein Lichtschein auf.
Beruhigt wollte ich mich wieder nach vorne wenden, als ich im gleichen Augenblick erstarrte. Das Motorengebrumm wurde lauter. Ich wußte jetzt auch, woher es kam.
Mit einem Ruck warf ich den Kopf in den Nacken und sah den Hubschrauber, der über unseren Köpfen kreiste. Im Schein der Positionsleuchten erkannte ich, wie sich die Plexiglaskuppel öffnete und der Lauf einer Maschinenpistole sichtbar wurde.
»Achtung!« schrie ich und warf mich im gleichen Augenblick aus dem Jeep heraus. Lee Razwill riß ich mit. Sheriff Houma erkannte die Situation und sprang auf der anderen Seite des Fahrzeuges heraus.
Schon ratterte die Maschinenpistole aus dem Hubschrauber los. Die Garbe fraß sich in die gepolsterten Sitze, auf denen wir vor einer Sekunde noch gesessen hatten. Etliche Kugeln drangen auch in die Kühlerhaube, trafen den Motor und brachten den Wagen zum Stehen.
Ich war verhältnismäßig sanft in den Sand gefallen. Lee Razwill und dem Sheriff war es nicht anders ergangen. Der Hubschrauber mußte erst wenden, bevor wir erneut unter Beschuß genommen werden konnten. Das gab uns einige wichtige Sekunden Zeit.
»Los, unter den Wagen!« rief der Sheriff, und wir hechteten los. Ich hatte gerade meine Beine unter dem Fahrzeug in Sicherheit gebracht, als der Hubschrauber im Tiefflug wieder über den Jeep hinweg raste. Erneut ratterte die Maschinenpistole los. Die Kugeln schlugen entweder durch das Blech der Karosserie oder zirpten als Querschläger durch das Halbdunkel der Wüstennacht.
Ein Jeep ist kein sehr großer Wagen. Ich merkte es so richtig, als ich unter ihm lag. Für drei ausgewachsene Personen, besonders wenn einér davon noch so breit gebaut war wie der Sheriff, war der Platz äußerst gering. Wir lagen wie die Ölsardinen zusammengepfercht und wagten kaum zu atmen.
»Jetzt können sie ihr ganzes Magazin verschießen und kriegen uns doch nicht«, sagte ich schon, als ich das Gesicht Houmas sah. Es war leichenblaß, und seine Haut bekam einen schimmerden Grünton
»Sind Sie verletzt, Houma?« fragte ich.
Der Sheriff schüttelte nur stumm den Kopf. Einen Augenblick glaubte ich schon, die Schießerei hätte ihm Angst gemacht, aber dann schien er mir doch nicht der Typ zu sein, der beim ersten Kugelregen gleich in Ohnmacht fällt. Es mußte etwas anderes sein.
»Was ist denn?« ließ ich nicht locker.
Der Sheriff deutete mit der Hand zum Jeep. »Wissen Sie, was passiert, wenn die Burschen den Benzintank treffen?«
»Klar, wir fliegen
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