0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
in die Luft. Aber darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Sheriff. Schließlich liegt der Tank ja unter dem Fahrzeug, und wie wollen die Burschen mit ihren Kugeln dorthin kommen?«
Der Sheriff grinste schmerzlich. »Irrtum, Cotton, wir haben dieses Fahrzeug für die langen Wüstenfahrten mit vielen Extras ausgestattet. Unter anderem hat es auch einen zusätzlichen Benzintank, der hinten auf die Kotflügel gelötet ist. Ich warte jetzt nur noch, daß der Tank getroffen wird. Sollte mich wundern, wenn das noch länger als eine Minute dauert…«
Die Bedeutung seiner Worte jagte mir einen Kälteschauer über den Rücken. Über mir hörte ich das heisere Stakkato der Maschinenpistole. Mit einem Mal bekam jede einzelne Detonation ihr besonderes Gewicht. Sie konnte todbringend für uns sein.
Ich dachte an Lee Razwill, die ich aus den Händen der Gangster hatte befreien wollen. An Sheriff Houma, der in Ausübung seines Dienstes in diese Situation gekommen war.
Warum geschah das alles? Weil ein wahnwitziger Gangster plötzlich die Ernte der . Vereinigten Staaten vernichten wollte. Weil ihm für die Verwirklichung dieses Planes kein Mittel zu brutal war, weil er einfach keine Skrupel kannte.
Houma und Lee Razwill würden in irgendeiner der nächsten Sekunden sterben. Wann, wußte ich nicht. Ich dachte auch nicht daran, daß es mich natürlich ebenso erwischen würde.
Ich dachte nur eines: es durfte nicht geschehen. Ich konnte nicht zulassen, daß diese Gangster noch zwei weitere Menschenleben auf ihr Gewissen luden.
Mit einem Male stand mein Plan fest. Ich wußte, was ich tun mußte. Mir blieb einfach gar keine andere Entscheidung.
Ich wartete, bis die Maschinenpistolensalve verstummte. Der Hubschrauber mußte wieder beidrehen. Er flog einen Kreis um den Jeep. In diesem Augenblick rollte ich mich unter dem Wagen wieg. Ich achtete nicht auf den heiseren Warnschrei Sheriff Houmas, ich versuchte nur, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen.
Mit einem Satz war ich in dem Jeep. Ich hörte das Donnern des Hubschraubers. Er näherte sich in einem unheimlichen Tempo dem Wagen.
Im gleichen Augenblick hatte ich den großen Schraubenschlüssel gefunden, der unter dem Fahrersitz lag. Ich hechtete wieder aus dem Wagen heraus und rannte um ihn herum.
Gleichzeitig begann die Maschinenpistole erneut zu rattern. Die ersten Kugeln spritzten ungefähr drei, vier Yard vor dem Jeep in den Wüstensand und wirbelten kleine Fontänen auf.
Meine Rechte umspannte den Schraubenschlüssel. Dann schlug ich mit aller Kraft auf den Benzinkanister ein. Ich hörte das Dröhnen des Blechs und die Detonation der Schüsse.
Endlich gelang es mir, ein großes Loch in den Tank zu schlagen. Die milchig-grüne Brühe des Benzins ergoß sich aus dem Behälter.
Ich hatte mein Ziel erreicht. Das Loch war so groß, daß selbst bei einem Brand keine Explosion mehr entstehen konnte. Diese Gefahr war beseitigt.
Ich machte zwei, drei Schritte vorwärts. So schnell wie möglich wollte ich jetzt wieder unter den Wagen kriechen. Aber ich kam nicht mehr dazu.
Ein Schlag gegen meine Hüfte wirbelte mich einmal um die eigene Achse.
Gleichzeitig spürte ich, wie ein Stück meines Anzuges weggefetzt wurde. Ich knickte in die Knie und fiel zu Boden. Ich spürte mein Blut an der Hüfte, an meinem linken Bein und an der Schulter herunterlaufen. Den Schmerz nahm ich noch nicht wahr. Dafür wunderte ich mich, daß ich mich nicht mehr bewegen konnte, obwohl ich ganz klar bei Besinnung war.
Der Hubschrauber entfernte sich. Er mußte seine übliche Drehung machen, um den nächsten Angriff zu fliegen.
Ich lag etwa zwei Yard neben dem Wagen. Deckung gab es überhaupt nicht. Ich blickte zum Himmel und sah die wirbelnden Propeller des Sykorsky. Gleich würde er da sein. Gleich würden mich die Kugeln erfassen.
Ich dachte an die große Gedenktafel, die in Washington steht, und an die Reihe von Namen, die man in diese Tafel eingraviert hatte. Jeder Name bedeutete das Schicksal und den Tod eines G-man.
Ich sah schon meinen Namen darauf, als ich plötzlich den Griff zweier sehniger Hände um meinen Brustkorb spürte. Ich wandte den Kopf und blickte in das wettergebräunte Gesicht Sheriff Houmas.
»Schnell!« keuchte er und versuchte, mich unter den Wagen zu ziehen. Das Brummen des Hubschraubers schwoll an. Er flog jetzt nur zwei Meter über dem Erdboden. Ich wußte, daß uns die Burschen um jeden Preis erwischen wollten.
»Hauen Sie ab, Houma. Es
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