0478 - Der Friedhof der Lebenden
Astaroths Aussehen und ließ ihn als flimmernde Erscheinung mit Julian reden. Er tat es so, als wäre Astaroth selbst hier. Als er sich dann endlich zurückziehen konnte, atmete er auf. Er brauchte nur noch einige bestimmte Befehle zu erteilen. Von nun an ging alles seinen Weg. Julian würde in die Falle gehen. Nichts und niemand konnte das mehr verhindern.
Julians Liebe und auch seine Neugierde sollten ihm zum Verhängnis werden.
Astardis nahm Rache. Bei der Silbermond-Aktion hatte Julian ihn in seiner Traumwelt hereingelegt und erniedrigt. Ein Dämon wie Astardis vergaß so etwas nicht. Und die Gelegenheit zur Rache war weitaus schneller gekommen, als er gedacht hatte.
***
Der Besucher sah sich mißtrauisch in Julians Hotelzimmer um, ehe er unaufgefordert Platz nahm. »Man muß vorsichtig sein, wissen Sie?« sagte er. »Es hätte eine Falle für mich sein können. Mein Auftraggeber ist nicht absolut sicher, auf welcher Seite Sie stehen.«
Julian lachte spöttisch auf. »Wenn ich Fallen stellte, würde ich mich nicht um Befehlsempfänger bemühen. Ich würde mich direkt den großen Fischen zuwenden. Was haben Sie mir mitzuteilen, Mister Unbekannt?«
Der Fremde reagierte auf die Anspielung nicht. Ohne seine Namen zu nennen, fragte er zurück: »Wofür konkret interessieren Sie sich?«
Julian nannte ihm sein Nachforschungsziel; er beschrieb die Entführung, wie Angelique sie ihm erzählt hatte.
»Die Totenköpfe kommen dafür infrage«, sagte der Informant nach kurzem Nachdenken. »Ist Ihnen der Name ›Friedhof der Lebenden‹ ein Begriff?«
»Was soll das darstellen?«
»Nun, vermutlich ist die Frau von den Totenköpfen entführt worden, um auf dem ›Friedhof der Lebenden‹ geopfert zu werden. Wann geschah das, sagten Sie? In der letzten Nacht? Dann besteht möglicherweise noch Hoffnung, sie zu retten. Aber welches Interesse haben Sie daran?«
»Das ist mein Problem, Mister Unbekannt«, erwiderte Julian. »Wo finde ich diese Totenköpfe, und wie komme ich zu dem ›Friedhof der Lebenden‹?«
Der Informant lächelte.
»Ich denke, mein Herr hat in mir den richtigen Partner für Sie ausgesucht, Mister Peters. Es kann kein Zufall sein, daß ich diesen Weg kenne. Wollen Sie sich meiner Führung anvertrauen?«
Julian starrte ihn an. »Das bedeutet, daß Sie mich begleiten, Unbekannter?«
Der Informant nickte.
»Einverstanden«, sagte der Träumer. Kurz dachte er an sein Schwert, das er vor einiger Zeit geformt hatte. Eine prachtvoll verzierte, rasiermesserscharfe Klinge, und mit Julians Magie aufgeladen. Das Schwert hätte ihm eine große Hilfe sein können, wenn er diesen ominösen »Friedhof« aufsuchte. Denn er wußte nicht, inwieweit es ihm möglich sein würde, allein mit seinen Träumen etwas zur Befreiung der Entführten zu tun. Doch das Schwert befand sich auf dem Silbermond und hielt den Traum aufrecht, in welchem die Welt der Druiden jetzt schwebte.
Julian wünschte sich, er hätte einen zuverlässigen Helfer an seiner Seite. Zamorra zum Beispiel. Oder - möglicherweise sogar seinen Vater, Robert Tendyke. Aber wie es aussah, mußte er diese Sache allein durchfechten. Nicht einmal Ombre wollte sich einmischen.
Julian nickte dem Informanten zu. »Gehen wir.«
Sie verließen das Hotel. Draußen parkte eine dunkle Limousine. »Steigen Sie ein«, bat der Namenlose.
»Was soll das?« fragte Julian mißtrauisch.
Der Informant zuckte mit den Schultern. »Sie können es auch lassen«, sagte er. »Aber es ist ein weiter Weg, und zumindest ich werde ihn nicht zu Fuß zurücklegen. Sie können ja hinter dem Auto herlaufen, Mister Peters.«
Julian öffnete die Beifahrertür. Er sah den Informanten nachdenklich an.
»Können Sie mir ungefähr sagen, in welcher Gegend der Stadt sich dieser ›Friedhof‹ befindet, und wo die Totenköpfe, wie Sie sie nennen, ihr Hauptquartier haben?«
»Es ist außerhalb der Stadt«, sagte der Informant. Seine Lider waren halb geschlossen. »Deshalb nehmen wir ja auch den Wagen! Wir werden in nordöstlicher Richtung fahren.«
»In die Sümpfe«, sagte Julian.
Der Informant nickte. »Können wir jetzt losfahren?«
Julian nickte und stieg ein. Der Informant faltete sich hinter das Lenkrad, startete den Wagen und fuhr los.
Für den Bruchteil einer Sekunde umspielte ein zufriedenes Lächeln seine Mundwinkel.
***
Als das Taxi auf die Hotelzufahrt ausscherte, sah Zamorra eine dunkle Limousine starten und sich in den fließenden Verkehr einfädeln. Er stutzte und
Weitere Kostenlose Bücher