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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte triumphieren - nun war der mächtige Träumer doch noch besiegt worden. Und es war ihm kein Trost, daß der Triumph nicht lange anhalten würde - wenn der Silbermond in die reale Welt glitt, mußte es zu einer unvorstellbaren Katastrophe kommen. Einen Vorgeschmack davon hatten Zamorra und die anderen während ihres Aufenthaltes in der Zukunft erlebt; es mußte so entsetzlich gewesen sein, daß Zamorra geschworen hatte, mit allen nur erdenklichen Mitteln zu verhindern, daß diese - noch! - unbestimmte und formbare Zukunft jemals Wirklichkeit werden würde.
    Als Julian die Augen wieder öffnete, standen zwei Männer nebeneinander, hielten silberne Scheiben in den Händen, und aus diesen zuckten lautlose, ebenfalls silberne Blitze und streckten die lebenden Toten nieder. Astardis kreischte wütend. Sein feinstofflicher Doppelkörper löste sich auf; die Inkarnation des Erzdämons floh.
    Ebenfalls zu fliehen versuchten auch die Totenkopfmänner. Aber sie kamen nicht weit: die silbernen Blitze aus den Amuletten, welche die lebenden Toten von ihrem schaurigen Dasein erlösten, betäubten die Helfer des Erzdämons, ehe sie sich in Sicherheit bringen konnten.
    Zamorra und Ombre sahen sich an. Ombre wirkte alles andere als glücklich.
    »Wo zum Teufel kommt ihr her?« keuchte Julian. »Wie habt ihr mich gefunden?«
    Zamorra kam zu ihm und durchschnitt die Fesseln. Julian ging in die Knie, berührte seine Tante. Er drehte sie auf die Seite, tastete nach ihrem Puls.
    Sein Gesicht nahm einen ungläubigen Ausdruck an.
    »Sie lebt noch«, stieß er hervor.
    »Gott sei Dank lebt sie noch. Aber…«
    Zamorra legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Komm«, sagte er. »Wir besorgen einen Rettungswagen, der sie ins Krankenhaus bringt. Und diese Knaben mit den Totenkopfmasken kann die Polizei einsammeln. Auf eine Sekte, die Menschenopfer bringt, haben die Behörden hier gerade noch gewartet.«
    Julian richtete sich wieder auf. Er sah immer noch Monica Peters an. Er konnte sich nur vorstellen, daß sie überlebt hatte, weil er, Julian, möglicherweise ein paar Minuten zu früh gefangengenommen worden war. Hätte sie nur etwas länger an diesem Baum gehangen, unter dem fressenden Sog der lebenden Toten, dann wäre für sie jeder Rettungsversuch zu spät gekommen.
    »Wie habt ihr uns gefunden?« fragte Julian heiser.
    Zamorra deutete auf Ombre. »Es war Nicoles Idee«, sagte er, »beide Amulette zusammenschalten. Ombre wollte erst nicht. Aber wir konnten ihn überreden. Aber glücklich darüber sieht er nicht gerade aus.«
    »Und das hat funktioniert?« staunte Julian.
    »Es war schwierig, die Amulette aufeinander abzustimmen«, gestand Zamorra. »Es war gerade so, als würden sie sich gegen diese Zusammenarbeit wehren. So, als arbeiteten zwei gleiche Magnetpole gegeneinander. Aber wir haben es geschafft. Und wir haben diese tote Zone geknackt.«
    »Tote Zone?«
    Zamorra schmunzelte. »Deine Mutter hat sie vorhin so genannt. In diesem Bereich, der von den lebenden Toten geschaffen wurde, funktioniert zwar Magie, aber keine parapsychologischen Fähigkeiten. Aber dadurch, daß die Zombies nun erlöst sind, erlosch die Zone.«
    Julian nagte an seiner Unterlippe.
    »Danke«, sagte er plötzlich und wandte sich ab.
    Er ging: Polizisten kamen. Die tote Zone war plötzlich auch für Normalsterbliche erreichbar geworden. Sie würden eine Menge zu tun bekommen. Die Polizisten sammelten die betäubten Totenkopfmänner ein; die Verhöre würden möglicherweise eine Menge noch offener Akten schließen, was spurlos verschwundene Menschen anging.
    Ob eine gewisse Valery Cristeen jemals wieder ruhig würde schlafen können, wagte Zamorra nicht zu prophezeien; er glaubte in einer noch relativ »gut erhaltenen« Toten jene Frau zu sehen, deren Entführung die Farbige in der letzten Nacht beobachtet hatte. Aber das war nicht Zamorras Problem. Er hatte es geschafft, Monica lebend aus der Falle zu holen und Julian gleich mit. Er fragte sich, wie der Junge es verkraften würde, daß auch seiner Macht Grenzen gesetzt waren, daß auch er eine Achillesferse hatte.
    Als Zamorra sich nach seinem Helfer Yves Cascal umsah, war der spurlos verschwunden. Der »Schatten« legte keinen Wert darauf, mit der Polizei zusammenzutreffen. Wichtig war nur, daß er über seinen realen Schatten gesprungen war und geholfen hatte.
    Zamorra betrachtete sein Amulett; dann hakte er es in die Halskette ein, so daß es wie gewöhnlich vor seiner Brust hing. Bedächtig bahnte er

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