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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erschauerte.
    Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit, zu entkommen oder ihre besondere Fähigkeit für einen Hilferuf zu nutzen. Aber sie hatte keine Chance.
    Zwei der Totenkopfmänner befestigten einen Querbalken an dem knorrigen Baum mit Monicas Haarsträhne - sicher taten sie das nicht zum ersten Mal, wie die Routiniertheit ihrer Handgriffe zeigte. Monica sträubte sich nach Leibeskräften, aber sie konnte dennoch nicht verhindern, daß man sie mit ausgestreckten Armen an diesen Querbalken fesselte.
    Dann zogen sich die Männer mit den Tötenkopfmasken zurück.
    Monica Peters blieb allein zurück.
    Allein mit den lebenden Toten, die schon in wenigen Augenblicken aus ihren Gräbern emporsteigen würden, um Monicas Lebenskraft aufzusaugen.
    Aber sie wollte doch leben! Sie wollte nicht sterben, nicht schon jetzt und erst recht nicht auf diese unglaubliche, grauenhafte Weise. Fast wünschte sie sich, es mit Vampiren zu tun zu haben; der Tod durch Vampirbiß, hieß es, sei nicht einmal sonderlich unangenehm.
    Doch sie hatte keine Wahl. Sie hatte nur ihr Ende unmittelbar vor sich.
    Und niemand hörte ihre Schreie des Entsetzens…
    ***
    Zamorra überlegte, während der Taxifahrer geduldig wartete; Nicole hatte ihm einen größeren Geldschein aufs Armaturenbrett gelegt, der allemal ausreichte, daß Taxi noch einmal die doppelte Zeit zu nutzen. Das Taxameter lief, und dem Fahrer konnte es egal sein, was seine Passagiere taten, solange er anständig bezahlt wurde.
    »Vielleicht sollten wir dorthin fahren, wo letzte Nacht die andere Blondine entführt wurde«, schlug Angelique vor. »Valery hat es mir ja beschrieben. Vielleicht läßt sich da mehr herausfinden als hier und jetzt.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Wenn wir es hier, wo die Spur noch frisch ist, nicht schaffen, den Kidnapper-Lincoln zu finden, dann werden wir es an dem anderen Tatort erst recht nicht schaffen - es ist noch viel mehr Zeit vergangen, was einen wesentlich höheren Kräfteeinsatz erfordert. Dieses Amulett ist zwar ein wunderschönès, magisches Instrument, das eine Menge bewirkt, aber es hat auch seine Grenzen. Wir müssen uns also, etwas anderes einfallen lassen.«
    Der Taxifahrer hatte seine Ohren auf Durchzug geschaltet. Er hielt die Leute für ein paar Spinner, die hier eine große Show abziehen wollten. Was da von Entführungen und Tatorten gefaselt wurde, ging ihn nichts an. Möglicherweise lauerte sogar irgendwo eine versteckte Kamera, und die Leute warteten nur darauf, daß er schnurstracks zur Polizei fuhr. Nur dachte er ja im Traum nicht daran, ihnen diesen Gefallen zu tun.
    »Julian kann uns sicher helfen«, schlug Angelique vor. »Er hat mir immerhin versprochen, wegen der Blondine etwas zu tun. Vorhin war er noch in seinem Hotel. Vielleicht finden wir ihn da.«
    »Dann los«, beschloß Zamorra. Er tippte dem Taxifahrer auf die Schulter, »Bitte dorthin, wo Sie die junge Dame aufgenommen haben.«
    Wortlos setzte der Mann das Taxi wieder in Bewegung. Ihm konnte es ja egal sein, wohin er die Leute fuhr.
    ***
    Die Gräber vor Monica Peters öffneten sich. Das Erdreich brach auf, und die unheimlichen Wesen arbeiteten sich empor. Ihre Kleidung war zerlumpt, aber sie machten alle nicht den Eindruck, als würden sie in ihren Gräbern allmählich verwesen. Die lebenden Toten schüttelten Schmutz und Erdbrocken ab und kamen langsam auf ihr neues Opfer zu. Monica registrierte, daß sie alle blond waren -wie sie. Davon war zwar durch den Schmutz nicht sehr viel zu erkennen, aber hier und da schimmerte die Haarfarbe doch noch durch. Eine junge Frau war unter den Unheimlichen, die noch gar nicht sehr lange hier sein konnte. Vielleicht war sie Monicas Vorgängerin als Opfer gewesen…
    Abermals versuchte die Telepathin sich loszureißen, rüttelte an dem Balken, um ihn von dem Baumstamm zu lockern. Aber es gelang ihr nicht; die Nägel saßen tief und fest. Ohne Werkzeug und erheblichen Kraftaufwand bekam sie sie nicht gelockert.
    Näher und näher kamen die lebenden Toten. Monica fühlte, wie etwas Unsichtbares nach ihr griff. Die Zombies begannen ihre Lebenskraft auszusaugen.
    Plötzlich verharrten sie. Der grauenerregende Sog ebbte ab. Die Unheimlichen bildeten einen Kreis, faßten sich dazu bei den Händen und versanken in Trance.
    Monica verstand nicht, was sie da taten. Aber für sie war auch nur wichtig, daß sie etwas Zeit gewann.
    Vielleicht war Hilfe unterwegs. Und vielleicht gelang es ihr doch noch, aus ihren Fesseln zu schlüpfen.

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