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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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darüber, daß sie wieder sprechen konnte.
    Aber niemand antwortete ihr. In ihrem seltsamen, nur von vier blakenden Fackeln beleuchteten Gefängnis war sie allein.
    Da endlich löste sich ihre Anspannung, und sie konnte schreien - gellend und verzweifelt schreien, aber es gab niemanden, der sie hörte.
    ***
    Unter der Erde warteten sie auf frisches Blut. Es durfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie brauchten es dringend, wenn sie nicht verlöschen wollten wie Kerzen, die vom Wind ausgeblasen werden.
    Der Große Plan sah es so vor.
    Frisches Blut war frisches Leben und sicherte ihre Existenz.
    Damit sie stark waren, wenn sie gebraucht wurden.
    ***
    Valery Cristeen tauchte ein in eine Wolke heißer menschlicher Ausdünstungen, verquirlt mit dichten Wolken von Tabakqualm. Die trüben Funzeln an der Decke sorgten für ein annähernd gleichmäßig schlechtes Licht. Die Spelunke war gut besucht. Das Stimmengewirr schlug Valery entgegen wie eine Mauer, durch die sie sich bohren mußte. Zu ihrer Erleichterung nahm sie offenbar niemand wahr; um diese Zeit waren die meisten Anwesenden schon zu betrunken, um eine Frau aus Fleisch und Blut noch von einem Bild unterscheiden zu können. Und weil hier nicht getrunken, sondern regelrecht gesoffen wurde, verzichtete Buddy, der Wirt, wohl auch darauf, Platz für eine Bühne zu schaffen, auf der sich Mädchen zu schlechter Musik auszogen. Die Lokale rechts und links besaßen derartige fragwürdige »Attraktionen«; weshalb Buddy seine Kneipe trotz dieses vermeintlichen Mangels immer gut gefüllt hatte, war der Konkurrenz ein unlösbares Rätsel.
    Valery kämpfte sich bis zur Theke durch. Da war wahrhaftig noch Platz. Der breitschultrige Buddy, dessen scharfen Schweinsäuglein nichts entging, wandte sich ihr sofort zu. »Lange nicht mehr hier gewesen«, begrüßte er sie. »Was darf’s heute sein?«
    »Ein Brandy«, murmelte Valery; Buddy verstand sie selbst durch das fast ohrenbetäubende Stimmengewirr. »Randvoll, wenn’s geht.«
    »Warum nicht gleich die ganze Flasche?«
    »Auch ’ne Idee«, murmelte Valery. »Aber keine gute. Glaube mir.« Sie wollte sich nicht betrinken. Sie wollte nur etwas Erleichterung finden, und eigentlich wollte sie doch nur reden. Sie kramte in ihrer Handtasche, fischte einen Geldschein aus der Börse und schob ihn Buddy zu.
    Sie hatte nicht gesehen, wie er das Glas vollzauberte, aber im gleichen Moment schob er es ihr schon entgegen - Brandy, randvoll. Zögernd griff sie danach, führte es an die Lippen und nippte. Im ersten Moment rann Feuer durch ihren Körper, der nur wenig -und außerdem nur niedrigprozentigen - Alkohol gewöhnt war, aber beim zweiten Schluck stellte sich dann die erwünschte Wärme ein, welche jene grausige Kälte vertrieb, die nach der Entführung der blonden Frau in Valery entstanden war.
    »Danke«, murmelte sie.
    Sie sah ihn an - und im nächsten Moment entdeckte sie die Freundin.
    »Angelique!« stieß sie überrascht hervor. »Du bist wieder hier?«
    Die etwa siebzehnjährige Kreolin steuerte direkt auf sie zu. »Hallo, Valery! Wie geht’s dir?«
    Valery hob das fast volle Glas. »Reicht das als Antwort, Angelique? Wo hast du die ganzen Wochen über gesteckt?«
    »Auslandsurlaub«, knurrte Buddy hinter der Theke ungefragt. »Hat sich einfach auf französisch empfohlen und taucht jetzt einfach so wieder auf und möchte ihren Job zurück. Ein Glück, daß ich ein Tierfreund bin.«
    »Ist doch eh nur ein Gelegenheits-Aushilfsjob, Buddy«, protestierte Angelique. Daß sie erst 17 war und deshalb um diese Uhrzeit hier gar nicht mehr arbeiten durfte, störte weder sie noch Buddy. Sie trug normale Kleidung, und wenn eine Kontrolle kam, war sie Gast wie jeder andere. Zum Teufel, sie brauchte die paar Dollars, die sie sich hier hin und wieder verdienen konnte. Sie hatte einen Haushalt mit zwei älteren Brüdern zu versorgen, von denen der eine ein Nichtsnutz war und der andere im Rollstuhl saß. Die Eltern waren schon viele Jahre tot.
    Aber das war nichts, was Valery in dieser Nacht berühren konnte.
    »Ich war tatsächlich für eine Weile im Ausland«, gestand Angelique. »Ich hätte nicht gedacht, daß du mich vermißt.«
    »Wir sind Freundinnen, oder?« murmelte Valery. »Zigarette? Ach nein, du rauchst ja nicht.« Sie schob sich selbst wieder ein Stäbchen zwischen die Lippen und setzte es in Brand. Ihre Finger zitterten immer noch. Hastig nahm sie ein paar kleine Schlucke von dem Brandy.
    »Das ist nicht gut für

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