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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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tun.«
    »Ich bin nicht der Pate der Mafia«, wehrte Yves ab. »Ich glaube, du überschätzt mich, Schwester. Es ist ja alles ganz gut und schön und mysteriös, aber das sind Dinge, in die ich mich nicht einmischen will und kann. Sorry, aber der Weg zu mir war vergebens, Miss Cristeen.«
    »Ich g-glaube, ich g-gehe jetzt besser«, sagte Valery mit schwerer Zunge. »Ich mu-muß erst mal d-darüber schlafen.«
    »Eine hervorragende Idee«, bemerkte Yves Cascal.
    »Ich bringe dich heim, Valery«, versprach Angelique.
    Yves berührte ihre Schultern.
    »Und danach«, raunte er ihr zu, »werden wir zwei uns über gewisse Dinge unterhalten, verstehst du? Du weißt verdammt genau, daß ich mich nicht in diese magischen Dinge verwickeln lassen will! Ich will nichts anderes als meine Ruhe, und das solltest gerade du respektieren!«
    Angelique nickte.
    Aber sie wußte ebensogut wie ihr Bruder, daß er sich nicht gegen sein Schicksal wehren konnte. Irgendwann holte es ihn ja doch ein.
    ***
    Wendy Nichols war mit der Zeit in einen alptraumdurchsetzten Halbschlaf gesunken. Immer wieder versuchte sie aufzuwachen, aber jedesmal versank sie wieder in den unruhigen Träumen, die sich mit der Wirklichkeit vermischten, so daß sie zeitweise, bei ihrem sporadischen Aufwachen, nicht einmal fähig war zu unterscheiden, was nun Traum und was Wirklichkeit war. Sie besaß nicht einmal die Kraft, sich danach zu fragen, warum das so war.
    Plötzlich schreckte sie auf, und diesmal glitt sie nicht sofort wieder in den Alptraumschlaf zurück: Der Kuttenmann mit dem Totenschädel kehrte zurück. Er blieb dicht neben Wendy stehen. Sie versuchte die Benommenheit abzuschütteln, und erkannte hinter dem Kuttenträger weitere Gestalten mit Totenschädeln auf den Schultern. Sie waren anders gekleidet als der Mann mit dem Messer, der ihr vorhin - wieviele Stunden mochten es sein? - eine Haarsträhne abgeschnitten hatte. Aber das nahm ihnen nichts von dem unheimlichen, unheilvollen Eindruck, den sie auf ihr Opfer machten.
    Immer noch konnte Wendy nicht sehen, ob es sich wirklich um lebende Skelette handelte oder nur um Totenkopfmasken, denn die Männer trugen auch Handschuhe, und ihre Kleidung verbarg ihren Körper völlig.
    Der Kuttenmann senkte eine Hand und berührte einen Hebel, den Wendy nicht sehen konnte. Im gleichen Moment lösten sich die Spangen von Wendys Hand- und Fußgelenken.
    Daß sie nun frei sein sollte, konnte sie trotzdem nicht glauben. Diese Unheimlichen hatten eine Teufelei mit ihr vor. Sie versuchte sich aufzurichten, schaffte es aber nicht allein. Erst als einer der Totenkopfmänner ihr half, gelang es ihr. Sie stöhnte unter der Berührung auf. Sie glaubte, verletzt worden zu sein - in ihrer Seele, ihrem Gemüt.
    Sie versuchte zu sprechen, und jetzt endlich gelang es wieder. Der Kloß in ihrem Hals, der ihre Stimme lähmte, war fort. Sie konnte jetzt sogar wieder schreien, aber sie tat es nicht. Wer sollte sie hören? Die Totenkopfmänner hatten sicher einen Ort ausgewählt, an welchem sie völlig ungestört waren.
    »Was haben Sie mit mir vor?« fragte sie.
    Die anderen schwiegen. Der, welcher ihr beim Aufrichten behilflich gewesen war, griff jetzt fester zu und zwang mit seinem harten Zupacken Wendy, die harte Steinplatte zu verlassen, auf welcher sie bis eben hatte liegen müssen. Im ersten Moment konnte sie nicht auf ihren eigenen Füßen stehen und mußte sich mit den Armen abstützen, aber ihre Kraft kehrte relativ schnell zurück. Das hieß, daß sie nicht so lange gefesselt und den Alpträumen unterworfen gewesen war, wie sie eigentlich dachte. Möglicherweise war weniger als eine Stunde vergangen.
    Eine Uhr trug sie nicht bei sich, auf die sie hätte schauen können.
    Sie erhielt einen Stoß. »Beweg dich, vorwärts!« hörte sie eine hohle Stimme, die aus den Tiefen einer Gruft zu kommen schien. Es war das erste Mal, daß einer der Unheimlichen zu ihr sprach.
    Man schubste sie zur Tür. In ihr erwachte eine vage Hoffnung. Sie wußte zwar nicht, wohin sie gebracht werden sollte, aber vielleicht bot sich auf dem Weg eine Gelegenheit zur Flucht.
    Sie stolperte zwischen den Totenkopfmännern durch einen dunklen Gang und eine Steintreppe hinauf, alles sehr schlecht beleuchtet, so daß sie einige Male fast gestürzt wäre, aber immer war da jemand, der sie festhielt. Und das sicher nicht aus fürsorglichen Erwägungen heraus. Man hatte Interesse daran, daß sie ihr unbekanntes Ziel möglichst unverletzt erreichte.
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