048 - Amöba saugt die Menschen aus
Sie
Ihren Freund verließen, ist Ihnen nichts aufgefallen ?«
Kunaritschew
schüttelte den Kopf. »Ein Zimmerkellner, am Ende des Ganges. Aber niemand
achtete auf ihn .«
Dieser
Hinweis bewies die Theorie, daß ein Fremder auf die Ankunft der beiden Freunde
gelauert hatte. Von den Hotelangestellten jedenfalls hatte sich zum fraglichen
Zeitpunkt niemand im vierten Stock aufgehalten.
»Bleibt uns
nur noch eine Hoffnung .«
Kunaritschew
nickte. Er wußte, was diese Worte des Beamten bedeuteten. »Daß Larry Brent
überlebt. Er stand dem Mörder sekundenlang gegenüber, er hat ihn gesehen. Als
einziger.«
Marow nickte.
Gemeinsam mit dem PSA-Agenten ging er noch einmal den Weg, den der Täter
gegangen sein mußte. Nur durch den Lieferanteneingang war es möglich gewesen,
unbemerkt vom Personal zu entkommen.
Kunaritschew
durchmaß mit großen Schritten jeden Meter des Innenhofes. Der Lichtstrahl
seiner Taschenlampe war fast überflüssig. In sämtlichen nach hinten liegenden
Räumen brannte Licht, das den Hinterhof fast völlig ausleuchtete.
Es gab keine
nennenswerten Spuren. Fußabdrücke waren unvollständig; dennoch ließ Marow Gipsabdrücke anfertigen.
Gegen halb
elf waren die Routineuntersuchungen und die Arbeit des Spurensicherungsdienstes
beendet.
Die
Kriminalbeamten verließen das Hotel.
Kunaritschew
rief Dr. Turoff im Woljitsch -Hospital
an. Er erfuhr, daß Larry sich noch im Operationssaal befand.
»Wie stehen
seine Chancen, Doktor ?«
»Schlecht,
Towarischtsch Kunaritschew, sehr schlecht!«
Nach diesem
Gespräch zog Iwan sich auf sein Zimmer zurück. Von hier aus fand er erst jetzt
die Gelegenheit, über den PSA-Ring die Agentenzentrale in New York zu
informieren.
Die Nachricht
von der lebensbedrohenden Verletzung Larry Brents schlug wie eine Bombe ein.
»Ich werde
alles tun, um den Täter dingfest zu machen, Sir«, versprach Iwan Kunaritschew
mit dumpfer Stimme. »Ich werde so lange hier in Noworossisk bleiben, wie es notwendig ist. Es versteht sich von selbst, daß die Dmitri Schostajow morgen ohne uns ablegen wird .«
X-RAY-1 ließ
sich alle notwendigen Daten geben, die Larry Brent, das Kriminalkommissariat
und den behandelnden Arzt betrafen. Weiter äußerte sich der geheimnisvolle Chef
der Abteilung nicht.
Er
verabschiedete sich mit ernster Stimme von X-RAY-7 und sagte abschließend nur
noch: »Warten Sie bitte weitere Anweisungen ab, X-RAY-7 !«
●
Am Stadtrand
von Noworossisk stand ein einsames Haus. Trotz seines
Alters war es gut in Schuß. Professor Dommajew , dem
es gehörte, legte großen Wert auf das gepflegte Äußere. Ein ebenso kultivierter
Garten schloß sich an. Dommajew war hier geboren. Er
hatte das Haus von seinen Eltern übernommen. Nach dem Studium und jahrelangem
Aufenthalt in Moskau war er wieder in das kleine Städtchen zurückgekommen. Noworossisk war zwar auch nicht mehr so unscheinbar wie vor
zwanzig oder dreißig Jahren, als Dommajew in die
Fremde gegangen war. Nur hier in der Nähe des Hafenbeckens waren die neuen
Behausungen nicht in dem Ausmaß entstanden wie im Hinterland.
Dommajew war
einundfünfzig Jahre alt. Man kannte ihn als einen warmherzigen und geistvollen
Menschen, der die russische Literatur und Musik liebte und der auf seinem
Forschungsgebiet - Ozeanologie und Meeresbiologie - eine Kapazität war.
Dommajew war die
Leitung der neuen Expedition anvertraut worden. Innerhalb von acht Wochen
sollte die Dmitri zum zweiten Mal in See stechen und eine beachtliche Strecke
hinter sich bringen, um den Pik Dommajewa ( Dommajew - Gipfel), wie man den von ihm entdeckten
unterseeischen Berg genannt hatte, mit Sondiergeräten und einem Bathyskaph genauer zu untersuchen. In seinem ersten Bericht, der noch
nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden war, wies Dommajew daraufhin , daß er sich von diesem Bergriesen, den er
zu den ältesten vulkanischen Ursprungs rechnete, weitere Aufklärung über
ehemalige Lebensformen in der Urzeit der Erdgeschichte versprach.
Dommajew hatte aus
diesem Gebiet Korallenproben untersucht und festgestellt, daß sie hundert
Millionen Jahre alt waren. Damit hatten sie das gleiche Alter wie zahlreiche
Gesteine, die man bisher im Pazifik gefunden hatte.
In
Fachkreisen äußerte man die Vermutung, daß in Urzeiten eine vulkanische
Bewegung den Boden des Meeres erschütterte und Lava sich ausbreitete. In diesen
Gesteinen mußten Kleinlebewesen, Mikroorganismen, Fische und andere Meerestiere
eingeschlossen sein, die man bisher
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