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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Pfund bekam, trug eine Hornbrille und das Abzeichen der Knights of Columbus. Noch viele andere Namen hatte die Polizei in die Akten dieses einen Mannes eingetragen, doch amtlich galt er einfach als ›Clay Shelton‹.
    Inspektor Vansitter, ernst und gedrückt dreinschauend, saß seinem Vorgesetzten gegenüber, der ihn hatte rufen lassen.
    »Es tut mir außerordentlich leid«, sagte der weißhaarige Polizeioberst, »Sie haben eben die gleiche Erfahrung machen müssen wie Ihre Kollegen zuvor. Das beste, was ich für Sie tun kann, ist, daß ich Sie dieser Aufgabe enthebe und jemand anders damit betraue. Ein Trost für Sie, daß noch jeder, der sich mit den Shelton-Fälschungen befaßte, den kürzeren gezogen hat.«
    Vor drei Monaten hatte Mr. Shelton mit einer gefälschten Kabelüberweisung die Auslandsabteilung der City of London Bank dazu gebracht, ihm 18320 Pfund auszuhändigen. Alle Sachverständigen stimmten darin überein, daß es das sauberste Stück Arbeit war, das er je geliefert hatte. Wenn auch die Polizei diesem Gaunerstückchen eine gewisse Bewunderung nicht versagen konnte, lag ihr um so entschiedener daran, eine Wiederholung zu verhindern.
    »Wir können ihn nicht fassen, weil wir ihn nicht kennen«, sagte Vansitter, »und die Hauptschwierigkeit ist, daß er allein arbeitet. Sogar die Kabelsache hat er selbst durchgeführt. Sowohl der telegrafische Auftrag als auch die Bestätigung waren gefälscht. Ein Mann, der geschickt genug ist, dies allein zu bewerkstelligen, kann nur mit Gottes Hilfe ergriffen werden! Wenn irgendein weibliches Wesen im Spiele wäre, wenn er eine Frau oder einen Mittäter hätte, könnte er seine Gaunereien nicht ungestraft fünfzehn Jahre lang fortsetzen.«
    Es entstand ein peinliches, man könnte sagen, schmerzliches Schweigen. Der Polizeioberst, der den Inspektor schätzte und es ihm leicht machen wollte, beschloß, die Unterredung abzubrechen. Vansitter konnte keine weitere Rechtfertigung für seinen Mißerfolg vorbringen, aber einen Rat wollte er doch anbieten.
    »Ich glaube nicht, daß er gefaßt werden kann, wenn er nicht einen Fehler begeht. Wenn überhaupt, dann könnte ihn nur einer...« Er wartete auf eine Aufforderung, doch Oberst Macfarlane, der genau wußte, wen er meinte, schwieg. »Der Wetter -«, schloß Vansitter.
    Der Oberst verzog das Gesicht. »Hm! Der Wetter!« Er schüttelte mißbilligend den Kopf. Long, obschon Polizeibeamter, war ein Mann, der die Universität besucht hatte, und Sohn eines Millionärs. Wie es dazu gekommen war, daß Sir Godley Longs Sohn die Polizeilaufbahn einschlug, ist eine zu lange Geschichte, um sie hier zu erzählen. Eines düsteren Tags hatte ihn der entrüstete Vizekanzler von Cambridge entlassen, weil er sich mit einem Universitätsdiener herumgeschlagen und ihn verprügelt hatte. Er wurde schleunigst zu seinem Vater zurückgeschickt, der ihn, über die Affäre sehr aufgebracht, aus dem Hause wies, damit er sich seinen Unterhalt selbst verdiene. Arnold Murray ging. Aber einen Monat später sprach er in der Uniform eines Beamten der Metropolitan Police im Hause seines Vaters in Berkeley Square vor, und alle Bitten und Beschwörungen Sir Godleys konnten ihn nicht bewegen, sie wieder abzulegen.
    Dies ist die Geschichte in aller Kürze. ›Ich wette...‹ war seine ständige Redensart - darum nannte man ihn den ›Wetter‹.
    Der Vater ließ jedoch den Sohn nicht fallen, sondern verfolgte seine Überspanntheiten mit einem gewissen Stolz. In seinem vornehmen Club pflegte er von ›meinem Sohn, dem Polypen‹ zu sprechen. In einer nebligen Nacht hatte er Arnold an einer Ecke der Hill Street aufgelauert und ihm ein Glas Bier angeboten. Jedermann im Club wußte zu berichten, wie Arnold das Glas behaglich ausgetrunken und dann dem Vater angedroht habe, ihn wegen Vagabundierens zu verhaften. Die Behörden hatten Arnold die übliche Zeit beim Patrouillendienst belassen, da sie seiner Herkunft wegen einen Vorwurf der Begünstigung befürchteten, wenn er außer der Reihe befördert worden wäre. Nach zwei Jahren war er bereits Oberwachtmeister. Bösartige Fragen konnten nicht gestellt werden, denn gerade ihm war die Ergreifung Lew Freddings geglückt, der sich von der New York Security Bank eine Viertelmillion Dollar erschlichen hatte. Dieser Tat ließ Long, unbewaffnet, wie er im Augenblick war, die Festnahme der berüchtigten Revolverhelden Sullivan und Veilt folgen, kurz nachdem sie den Spitzel ›Parlyvoo‹ Smith getötet hatten. Niemand

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