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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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konnte ihm daraufhin die ›Tressen‹ vorenthalten. Scotland Yard versetzte ihn in die Kriminalabteilung, wo er von anderen tüchtigen Männern überschattet wurde. Aber als er an einem nebligen Abend nach Hause fuhr, überholte er einen hinkenden Mann, der sich des günstigen Wetters wegen aus seinem Versteck herausgewagt hatte, um sich etwas Bewegung zu machen. Der Wetter hielt seinen Wagen an, sprang hinaus und verhaftete, nachdem ihn wie durch ein Wunder zwei Kugeln verfehlten, Ernie Budlow, den Bankräuber und Erpresser, der sechs verschiedener Delikte wegen gesucht wurde.
    Glück! sagte man in Scotland Yard, aber man war gezwungen, ihn zum stellvertretenden Inspektor, zu ernennen, da der Minister des Innern höchstpersönlich seine Unterschrift unter die Empfehlung gesetzt hatte.
    In Scotland Yard betrachtete man ihn nicht als Ideal. Auch hielt man ihn jüngeren Detektiven keineswegs als Vorbild hin. Er selbst gab an, daß er schon so oft im Vorzimmer seines Vorgesetzten gewartet habe, daß der Teppich davon eigentlich ein Loch haben müßte. Eine. einstweilige Amtsenthebung und ein scharfer Verweis befleckten seine Laufbahn, und einmal zog er sich den Tadel eines Richters zu, weil er verfassungswidrige Hilfsmittel angewandt hatte. Er war fast zwei Meter groß, machte aber dennoch einen ziemlich schmächtigen Eindruck. Er konnte laufen wie ein Hase - nur mit mehr Verstand. Zwei Jahre war er AmateurMeisterschaftsboxer gewesen. Er konnte klettern wie eine Katze und besaß etwas, was dem Instinkt der Katze nahekam. Er bezeichnete sich als Engländer, um Macfarlane, den Obersten, zu ärgern, der nie das Wort ›englisch‹ zuließ, wo ›britisch‹ gebraucht werden konnte.
    Als ihn die Boylans in einer Nebengasse von Limehouse Reach abfaßten und ihm fünf Minuten gaben, um sich auf die Beförderung in eine andere Welt vorzubereiten, verzog er sein langes, hageres Gesicht zu einem Grinsen und zeigte seine weißen Zähne.
    »Ich wette einen Tausender, Ihr werdet mich nicht erledigen!«
    Und sie brachten es nicht zustande. Zwei Meilen schwamm er mit gebundenen Händen und Füßen, und als ihn die ThemseFlußpolizei rettete, waren die ersten Worte, die er zwischen den klappernden Zähnen hervorstieß - es war Mitte Januar und Eisstücke trieben im Fluß -:
    »Ich wette einen Tausender, daß ich Joe Boylan innerhalb vierundzwanzig Stunden fassen werde.«
    Und Joe Boylan mußte daran glauben.
    Oberst Macfarlane mochte wohl bei dem Gedanken, dem Wetter Long die Shelton-Sache zu übertragen, die Nase rümpfen. In England ist der ›dritte Grad‹ unbekannt, aber der Wetter hatte einen ›vierten Grad‹ erfunden. Hielt er damals nicht den Kopf Lew Brayleys so lange zwischen seine Arme geklemmt, bis dieser eingestand, wo er den entführten und gegen Lösegeld festgehaltenen kleinen Sohn des Millionärs und Reeders John Brisbane versteckt hielt? War es nicht gleichfalls der Wetter gewesen, der sich den Tadel eines Landrichters zuzog, weil er den Geldschrank eines gewissen Lester Glommen erbrochen hatte? Er holte sich daraus den einzigen Nachweis heraus, der die Verbindung mit dem Texas-Ölschwindel entlarven konnte - von Transaktionen also, die so einträglich gewesen waren, daß Glommen sich wenige Monate später als ungewöhnlich reicher Mann hätte zurückziehen können.
    »Der Wetter?« wiederholte der Oberst und zog grübelnd an seiner Unterlippe. »Ich darf es nicht tun! Der Wetter würde etwas Schreckliches anstellen, und das fiele auf mich zurück... Aber... «
    Den ganzen Tag dachte er über die Sache nach. Um fünf Uhr abends jedoch wurde Arnold Long ins Büro seines Vorgesetzten gerufen.
    Der Wetter hörte mit entschlossenem Lächeln zu. »Nein, Sir, ich brauche die Akten nicht zu sehen, ich kenne Sheltons Laufbahn auswendig. Geben Sie mir drei Monate Zeit, und ich bringe ihn dorthin, wo er regelmäßige Mahlzeiten einhalten muß.«
    »Seien Sie nicht zu sicher, Mr. Long!« warnte der Oberst. »Ich wette - das heißt«, verbesserte sich Arnold respektvoll, »ich glaube, ich bin ziemlich sicher.«
    Mit vielen Ermahnungen, Warnungen und guten Ratschlägen versehen ging der Wetter Long und meldete sich beim Vorsitzenden des Bankierverbandes.
    Auf dem Weg dorthin vergegenwärtigte er sich noch einmal alles, was er von Shelton wußte. Aber dieses Wissen allein genügte nicht, einen solchen Mann zur Strecke zu bringen.

2
    An einem herrlichen Frühlingsmorgen spazierte Mr. Shelton langsam durch die Lombard Street und

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