0480 - Champagner-Party bei Capone
dich zurück an die Wand, oder ich blase dir ein Loch in deinen verdammten Schädel!«
Ich sah mit einem Blick, daß der Junge stur bleiben würde wie ein Viehzüchter aus Wyoming. Und ebenso klar war, daß die Gangster mit jeder Sekunde nervöser wurden, da sie sich in die Enge getrieben fühlten, weil ihr Überfall völlig unprogrammgemäß verlaufen war.
Zum Glück konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der vier Gangster auf den widerspenstigen Postbeamten. Ich schielte zu dem immer noch stöhnenden Burschen hin, der nur zwei Yard von mir entfernt lag, sich die linke Hand auf die rechte blutende Schulter drückte und mit schlaffen Fingern der Rechten immer noch eine Pistole hielt, die wie eine deutsdje Walther aussah. Ich handelte so schnell, wie es überhaupt nur möglich war. Mit einem kräftigen Schwung warf ich mich seitwärts, riß ihm die Pistole aus den kraftlosen Fingern und rief:
»Keine Bewegung! Laßt die Pistolen fallen!«
Im selben Augenblick flogen jenseits des langen Schaltertisches zwei schmale Türen auf, Mr. Winter und sein Hauptpolizist sprangen herein, in meinem Rücken gab es ein paar Geräusche, und Phils Stimme wurde laut, schneidend und metallisch:
»FBI! Waffen fallen lassen! Hände hoch! Keine überflüssige Bewegung!«
Die vier Maskierten hatten noch so viel Verstand, daß sie die Aussichtslosigkeit ihrer Situation einsehen konnten. Zögernd krochen ihre Arme in die Höhe, während die Pistolen mit dumpfem Poltern auf den langen Schaltertisch fielen. Für ein paar Sekunden herrschte eine fast greifbare Stille. Dann piepste der mutige Jüngling:
»Das wurde aber Zeit, Mr. Winter. Ich habe den Alarmknopf unter meinem Tisch gut und gern dreißigmal niedergetreten.«
Ich stand auf und zupfte mir endlich die Glasscherbe aus meiner Hose. Anschließend beteiligte ich mich an dem Routineverfahren, das nun noch zu erledigen war. Wir ließen die vier Maskierten sich mit ausgestreckten Armen gegen die Kante des Schaltertisches stützen und so weit zurücktreten, daß sie zu Boden stürzen mußten, wenn sie irgendwelche Tricks versucht hätten. Winter wollte die Pistolen einsammeln.
»Stop«, sagte ich. »Nicht anfassen. Trotz der Tatsache, daß wir genug Augenzeugen haben, wollen wir die Fingerspuren auf den Waffen sicherstellen lassen. Zunächst brauchen wir einen Arzt. Einer Ihrer Leute ist draußen in der Halle verwundet worden, Winter. Und hier liegt der fünfte von diesen netten Zeitgenossen und hat eine Kugel in der rechten Schulter.«
Winters Gesicht wurde hart.
»Einer von meinem Leuten?« wiederholte er. Dann flankte er über den Schaltertisch und hastete hinaus in die Halle.
Ich hob den Verletzten behutsam ein wenig an und zog meinen Revolver unter ihm hervor. Inzwischen hielt Phil die vier Burschen im Auge. Der Bankwächter war ebenfalls hereingekommen. Winters Hauptpolizist telefonierte mit dem nächsten Polizeirevier. Ich begann, die vier unverletzten Gangster nach weiteren Waffen abzuklopfen. Es kam ein Arsenal von Schlagringen, Totschlägern, Klapp- und Schnappmessern zusammen, die ich zu einem Haufen aufschichtete. Als der letzte durchsucht war, erschien Winter wieder bei uns.
»Eine Hüftverletzung«, knurrte er wütend.
»Wenn er Pech hat, kann er das linke Bein nicht mehr bewegen. Der Hausarzt veranlaßt seinen Transport ins nächste Hospital und kommt anschließend hier herein.«
Der drahtige Chef der Hauspolizei ging von einem der Maskierten zum anderen. Mit einem einzigen Griff riß er jedem von ihnen die Gummimasken ab. Schwitzende Gesichter kamen zum Vorschein. ’Verkniffene Gesichter. Unter der von der Maske angestauten Wärme gerötete Gesichter. Aber doch unverkennbar die Gesichter von jungen Leuten. Um die Zwanzig.
»Was soll man dazu sagen?« brummte Winter und bedachte mich mit einem ratlosen Blick. »Gerade von der Schulbank gekommen!«
Ich wandte mich den Burschen zu.
»Bewaffneter Raubüberfall«, sagte ich hart. »Mordversuch an einem Sicherheitsbeamten. Tätlicher Angriff auf das Vermögen der Vereinigten Staaten. Landfriedensbruch. Ich bin gespannt, wie viele Paragraphen der Bundesanwalt noch aufzählen wird. Winter, rufen Sie ein paar Ihrer Leute, damit sie den Kram hier übernehmen, bis die Cops vom Revier kommen.«
Ich erledigte das Gespräch. Dann rief ich das FBI an. Der Einsatzleiter im Distriktgebäude versprach, sofort ein paar G-men herüberzuschicken, die sich um die weitere Bearbeitung der Sache kümmern würden. Ich legte den Hörer
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