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0480 - Champagner-Party bei Capone

0480 - Champagner-Party bei Capone

Titel: 0480 - Champagner-Party bei Capone Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Hand mit einer Pistole herumriß in meine Richtung.
    Es war nicht das erste Mal, daß ich mich in einer solchen Situation befand.
    Man reagiert gewissermaßen mit Reflexen schneller, als der schnellste Kopf denken kann. Ich drückte aus der Gürtelhöhe ab, ohne die Smith and Wesson auch nur anzuheben. Diese eingesparte Viertelsekunde war entscheidend. Ich sah das Mündungsfeuer seiner Pistole dicht vor mir, ich roch den beißenden Qualm von verbranntem Cordit, und ich warf mich im selben Augenblick nach rechts durch den mit gezackten Glasscherben gespickten Türrahmen. Seine Kugel ratschte glutheiß über meinen linken Handrücken.
    Das Geschoß aus meiner Waffe traf ihn unterhalb der rechten Schulter. Aus dieser kurzen Entfernung besaß es die Stoßkraft eines Wirbelsturmes. Es riß ihn um die eigene Achse, während ich durch die Fußleiste des Türrahmens ebenfalls das Gleichgewicht verlor und stürzte. Der Teufel wollte, daß ich dabei meine Pistole verlor.
    ***
    Die Büros von Rechtsanwalt William Clay Morus in der 39. Etage umfaßten insgesamt vierzehn Zimmer. Sie lagen am Ende des D-Flures, der fast genau in nördliche Richtung verlief. Eine durchsichtige Schwingtür, die in kleinen goldenen Lettern den Namen des berühmten Rechtsanwaltes trug, schloß den ganzen Komplex gegen den Korridor hin ab. Dahinter lag der Empfangsraum, das Meisterstück eines modernen Innenarchitekten, der es nicht nötig gehabt hatte, bei der Einrichtung zu knausern. Raffiniert geformte Schwedensessel gruppierten sich auf sündhaft teuren chinesischen Teppichen. In der Mitte des Raumes gab es ein rechteckiges Goldfischbecken aus schwarzem Marmor.
    Die Wände waren mit Mahagoni getäfelt. In einer thronartigen Nische überblickte die Empfangsdame den ganzen Raum.
    Dennoch war der ganze teure Empfangsraum eigentlich nicht mehr als ein Aushängeschild. Die Klienten von William Clay Morus waren nicht von dem Kaliber, das man in einem gemeinschaftlichen Empfangsraum warten lassen konnte. Wer hier hereinkam, meldete der Empfangsdame seinen Wunsch und wurde Augenblicke später schon von' der Sekretärin in ein kleineres Wartezimmer geführt, wo andere Besucher ihn nicht sehen konnten. Außer einem Stab von sechs jungen begabten Rechtsanwälten, die von den besten Universitäten des Landes gekommen waren, arbeiteten mehr als zwanzig Stenotypistinnen, Sekretärinnen und andere Bürokräfte für Mr. Morus.
    Die Empfangsdame war früher einmal Schauspielerin gewesen, hatte nicht den erhofften Erfolg gehabt und beschied sich schließlich in weiser Beschränkung mit dem nicht gerade üppigen, aber um so sicheren Gehalt, das Mr. Morus ihr bot. Sie war fast fünfzig Jahre alt, aber noch immer eine überaus gepflegte attraktive Erscheinung, die sogar noch gelegentlich nach Feierabend kleine Rollen im Fernsehen übernahm. Sie arbeitete nun schon gute zehn Jahre für den berühmten Anwalt, und in diesen zehn Jahren hatte sie ein untrügliches Gefühl für Fälle entwickelt, die das Büro von Mr. Morus höflich, aber strikt ablehnen würde.
    Als Jack Fooley um neun Uhr dreißig den Empfangsraum betrat, genügte ihr ein Blick, um zu wissen, daß er sich einen anderen Rechtsvertreter würde suchen müssen. Aber es war nicht ihre Aufgabe, dies dem Besucher mitzuteilen. Sie hatte ihn mit demselben, diszipliniert-unaufdringlichen Lächeln zu empfangen wie jeden anderen, der es überhaupt wagte, durch die gläserne Schwingtür mit den goldenen Lettern hereinzukommen.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?« fragte sie und dachte dabei: Meine Güte, wie kann ein Mann zu einem hellblauen Anzug nur eine derart giftgrüne Krawatte umbinden?
    Fooley ahnte nichts von dem, was unter der tadellosen Frisur der Empfangsdame vor sich ging. Er hätte sich auch den Teufel daran gestört. Äußerlichkeiten hatten ihn noch nie beeindruckt. Er hatte selbst schon genug Maßanzüge für vierhundert Dollar das Stück gegen die grobe Kluft der Zuchthausinsassen vertauschen müssen, um nicht zu wissen, daß im Leben das Sichtbare nicht das eigentlich Wertvolle war. Gelassen sah er sich um, bemerkte den rotglänzenden Rücken eines Goldfisches dicht an der Wasseroberfläche des Beckens und ließ seinen Blick zurückwandern zu der Empfangsdame.
    »Ich brauche juristischen Beistand«, sagte er und kam sich wegen dieser gewählten Formulierung selbst ein wenig albern vor.
    »Wie ist Ihr Name, bitte?« fragte die Empfangsdame. Ihr Gesicht lächelte noch immer, aber es war das leere,

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