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0480 - Champagner-Party bei Capone

0480 - Champagner-Party bei Capone

Titel: 0480 - Champagner-Party bei Capone Kostenlos Bücher Online Lesen
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alten Frau und zog sie mit sich.
    »Ich zeige Ihnen den Weg!« sagte er dicht an ihrem Ohr.
    »Das ist aber wirklich nett von ihnen«, erwiderte die Frau. »Wissen Sie, ich vergesse immer wieder, wo die Firma liegt. Ich bin schon gut zehnmal hiergewesen, aber ich kann die Nummer des Zimmers nicht behalten.«
    Und dann meckert sie über die Vergeßlichkeit ihrer Tochter, schoß es Paddy durch den Kopf, während er sich suchend umsah. Endlich entdeckte er den Namen Roß an der Tür und führte te die Frau hin. Er zeigte auf die kleinen goldenen Lettern.
    »Hier ist es!«
    »A ja. Danke. Ich danke Ihnen sehr, junger Mann.«
    Paddy wollte sich umdrehen, aber der Dackel hatte inzwischen Freundschaft mit seinem Hosenbein geschlossen. Er biß in den Umschlag und beutelte das Hosenbein hin und her, verspielt und mit einem leisen Knurren.
    Paddy atmete tief. In jedem Augenblick konnte das Licht ausgehen, dann mußten sie loslegen, aber er stand hier und mußte sich mit einem verdammten Hundevieh herumplagen. Wut stieg in ihm auf, und er spürte die Versuchung, einfach seine Pistole zu ziehen und das verdammte Biest über den Haufen zu schießen.
    Der Dackel spürte nichts von der drohenden Gefahr. Er schielte zu Paddy hinauf, als ob er sagen wollte, na, komm, Großer, nun spiel mit mir. Versuchsweise gab er das Hosenbein frei, und Paddy machte erlöst einen Schritt. Da schoß der Dackel vor und verbiß sich erneut, wobei er freudig mit dem Schwanz wedelte. Endlich spielte jemand mit ihm.
    Obgleich Paddy nun wirklich nahe daran war, die Nerven zu verlieren, gelang es ihm doch, seine Beherrschung zu bewahren. Er bückte sich, hob den vierbeinigen Gesellen empor und drückte ihn der alten Frau in die Arme. Dann machte er, daß er zu seinen Komplicen kam.
    Er erreichte sie in dem Augenblick, da das Licht erlosch.
    »Masken ’raus!« kommandierte er leise.
    Sie streiften sich die mitgebrachten Masken über, nahmen die Taschenlampen in die linke, die Schußwaffen in die rechte Hand und stürmten in das Wechselbüro.
    Auch dort waren die Lichter erloschen. Irgendwo in der Finsternis glühte rot eine Zigarette. Bis auf einmal die Strahlen mehrerer Taschenlampen die Schwärze durchschnitten. Eine undeutliche Männerstimme rief laut und schneidend:
    »Hände hoch! Keine Bewegung! Jeder bleibt, wo er ist!«
    Fünf oder sechs Kunden der Wechselstube hoben erschrocken die Arme. Die Kassierer hinter ihren Schaltern taten es ihnen nach. Nach einem genau festgelegten Plan traten die Gangster in Aktion. Einer versperrte die Tür von innen. Die übrigen trieben alle Kunden und Kassierer in einer Ecke zusammen, wo sie ein Mann bequem im Lichtschein seiner Taschenlampe beobachten und bewachen konnte. Mittlerweile machten sich die anderen über die Schalter her.
    In mitgebrachte Leinensäckchen wurden die Dollarvorräte des Wechselbüros eingesackt. Dann splitterten Axthiebe die beweglichen Regale entzwei, in denen auf Zahlbrettern mehr als hundert ausländische Währungen bereitlagen. Hongkong-Dollars wanderten genauso in die Leinensäcke wie englische Pfund, französische Francs oder italienische Lira. Innerhalb weniger Minuten waren alle Geldvorräte eingepackt.
    Die Gangster zogen sich nun zwar von den Schaltern zurück, blieben aber im Raum. Schweigend warteten sie. Paddy warf ab und zu einen Blick auf seine Uhr. Bis zu dem Schnellaufzug, der sie hinabbringen sollte ins Erdgeschoß, hatten sie ungefähr fünfundzwanzig Schritte zurückzulegen. Da sie sich beeilen würden, waren dafür fünfzehn Sekunden ausreichend. Und da sie auf die Sekunde genau wußten, wann der Strom wieder eingeschaltet werden würde, konnten sie diesen Teil ihrer Flucht auf die Sekunde genau einplanen. Dennoch zerrte das Warten an ihren Nerven.
    Paddy fühlte, wie er unter seiner Maske zu schwitzen begann. Für einen Augenblick schweiften seine Gedanken ab. Dies war tatsächlich ein großer Coup geworden. Keine nennenswerte Gefahr, blitzschnell abzuwickeln und mit einem verblüffend einfach gesicherten Fluchtweg. Der Boß, der diesen Plan ausgeheckt hatte, war ein gescheiter Kopf, dachte Paddy. Überraschend ist nur, daß niemand in der New Yorker Unterwelt je etwas von diesem geheimnisvollen Mann gehört hat. Aber er nennt sich nicht zu Unrecht »Capone«. Zumindest hat er ebenso kühne Pläne wie dieser legendäre Gangsterboß der Zwanziger Jahre.
    Paddy blickte wieder auf seine Uhr. Die Zeit schien stillzustehen. Sie mußten immer noch ein paar Minuten warten. Er

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