0480 - Champagner-Party bei Capone
zuckte die Achseln. Nun, was machten schon ein paar Minuten aus?
Ein paar Minuten entschieden über das Leben des Mannes in der 78. Etage. Er starb an einem Herzanfall, da ihm infolge des ausgefallenen Lifts nicht rechtzeitige ärztliche Behandlung zuteil werden konnte. Aber das erfuhr Paddy erst viel später.
***
Die riesige Eingangshalle des Lorraine-Building bot einen seltenen Anblick. Sämtliche Eingänge waren von uniformierten Polizisten abgeriegelt. Und mitten in der großen Halle standen vier Streifenwagen, von denen zwei mit ihren Scheinwerfern dorthin gerichtet waren, wo die vier Türen der Schnellaufzüge nebeneinanderlagen.
Hinter den Streifenwagen standen Cops bereit, die ihre Dienstwaffen schußbereit hielten, aber noch nicht in Deckung zu gehen brauchten, solange das Licht nicht wieder aufflammte und die Aufzüge folglich nicht verkehren konnten.
Während Captain Morris ein paar seiner Leute hinabschickte zu der Bank, um die dort festgenommenen Bankräuber abtransportieren zu lassen, ging Winter wieder einmal zum Haustelefon, um sein Büro anzurufen. Ich steckte mir eine Zigarette an und fragte mich, wie lange wir diese Blockade eines so rieisgen Gebäudes noch aufrechterhalten konnten.
Draußen heulten Polizeisirenen. Ich reckte neugierig den Kopf. Aus verschiedenen Richtungen kamen insgesamt drei Streifenwagen mit rotierenden Rotlichtern herangefegt, nutzten die wegen der Absperrung leeren Gehsteige und holperten über die Bordsteinkanten herauf, um mit kreischenden Reifen zum Stehen zu kommen. Cops sprangen heraus und stürmten mit gezogenen Revolvern in die Halle.
»Hallo«, sagte ich. »Ich weiß zwar nicht, wer euch geschickt hat, aber ein paar Mann mehr können nicht schaden.«
Einer der Streifenführer, ein ergrauter, mindestens fünfzig Jahre alter Sergeant, schob überrascht die Schirmmütze ins Genick.
»Das ist aber seltsam«, brummte er.
»Was ist los, Sergeant?« fragte ich.
»Wer sind Sie?« fragte er zurück, dienstliches Mißtrauen im Blick.
»Cotton, FBI«, erwiderte ich und ließ meinen Ausweis sehen.
Der Sergeant schob seinen Polizeicolt zurück in die Halfter an seinem Gürtel.
»Irgend jemand hat das Hauptquartier alarmiert«, erklärte er. »In der 39. Etage muß ein Rechtsanwalt Morus oder ähnlich seine Büros haben. Und dort soll ein Überfall stattfinden. Das Hauptquartier ließ über die Funkleitstelle die nächsten Streifenwagen rufen, und das waren wir. Aber das kann doch nicht wahr sein — oder?«
»Was? Daß da oben ein Überfall stattfindet?«
»Ja. So verrückt wird doch wohl niemand sein. Während hier unten alles abgeriegelt ist, wird doch weiter oben keiner einen Überfall ausführen? Er'käme doch nicht wieder aus diesem Bau heraus — es sei denn mit Handschellen.«
»In der 39. Etage, sagten Sie?« wiederholte ifh. Und dann fügte ich seufzend hinzu: »Na schön, dann werden wir uns wohl auf die Strümpfe machen müssen! 39 Etagen! Das ist kompletter Irrsinn! Bis wir da zu Fuß hinauf sind, ist längst alles vorbei.«
»Vielleicht wollte uns nur jemand auf den Arm nehmen, Sarge«, sagte einer der jüngeren Polizisten zu dem ergrauten Streifenführer.
Ich hörte nur ein einziges Wort: »Sarge«. Die in der amerikanischen Armee gebräuchliche familiär-vertraute Anrede für den Sergeant. Sarge.
Ich winkte Phil heran.
»Finde irgendwie eine Regelung mit dem Sergeant wegen des Überfalls in der 39. Etage«, sagte ich. »Ich gehe ins unterste Kellergeschoß zu Crockett. Mir ist eben etwas aufgefallen, was ihm vielleicht weiter hilft.«
Ich machte mich auf den Weg. Dave Crockett traf ich noch in der von Petroleumlampen erhellten Halle des ersten Kellergeschosses an, wo die Cops vom nächsten Revier gerade Handschellen bei den Bankräubern einklicken ließen.
»Dave«, sagte ich.
Er kam heran. Ich ging ein paar Schritte mit ihm von den Cops weg.
»Sarge, nicht wahr?« fragte ich.
»Ja! Hast du einen Hausbewohner aufgetrieben, der so heißt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Aber die ganze Zeit kam mir das Wort irgendwie vertraut vor. Jetzt weiß ich, warum. Sarge wird Sergeant heißen. Könnte Williams das gemeint haben?«
Crockett runzelte die Stirn.
»Ich weiß nicht. Aber ich werde noch einmal in Washington anrufen. Wenn Williams beim Militär war, muß man doch herausfinden können, wie der Sergeant hieß, dem er unterstellt war. Es könnte sein, daß dies der Schlüssel zu unserem Rätsel ist. Es gibt viele dauerhafte Freundschaften
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