0482 - Der Ring des Hexers
auch nicht zu ihr, sich über einen Beobachter rückzuversichern, nur aufgrund eines etwas seltsamen Verhaltens ihres Freundes am Vorabend hin!
Habe ich einen Fehler gemacht? Welchen ? fragte Rano sich und sah die Straße entlang, dorthin, von wo die neugierige Fremde gekommen sein mußte. Da entdeckte er eine BMW-Limousine mit offensichtlich französischen Kennzeichen, in der noch jemand saß. Aber durch die leicht getönten Scheiben und über die Entfernung konnte Rano den Fahrer nicht erkennen.
Wer war Rano auf der Spur? Und wodurch hatte er sich verraten?
***
Nicole hatte plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber als sie zwischendurch wieder einen Kontrollblick zum Haus schickte, konnte sie hinter den Fenstern niemanden erkennen. Trotzdem war sie sicher, daß jemand jeden ihrer Schritte beobachtete. Sie hatte sich auf ihr Gefühl noch immer verlassen können.
Unwillkürlich tastete sie nach Merlins Stern. Aber so oder so machte das Amulett sich nicht bemerkbar. Das hieß, daß es keinerlei schwarzmagische Ausstrahlung feststellen konnte. Zumindest nicht über die derzeitige Distanz…
Nicole überlegte, ob sie ihren Erkundungsversuch abbrechen sollte. Wer sie beobachtete, mußte jetzt erkennen, daß sie alles andere als eine harmlose Spaziergängerin war. Mit ihrem Verhalten konnte sie nur jemanden täuschen, der einen Gelegenheitsblick aus dem Fenster warf, sie sah und eine Minute später schon wieder vergessen hatte, weil das TV-Programm oder andere Dinge interessanter waren.
Dennoch ging sie weiter. Vier Häuser weiter betrat sie ein Grundstück, stellte erfreut fest, daß es weder eingezäunt noch von einem Hund bewacht war und daß sich hinter dem Haus auch niemand auf der Terrasse oder im Garten befand. Sie erreichte freies Feld und konnte jetzt die Häuserzeile von der anderen Seite her in Augenschein nehmen.
Da gab’s nichts Auffälliges.
Nicole setzte ihren Weg fort, bis sie das Ortsende erreicht hatte, und kehrte dann über eine Wiese, die schon vor Wochen hätte gemäht werden müssen, wieder zur Straße zurück. Das Gefühl, dabei ständig beobachtet zu werden, wurde sie nicht mehr los, obgleich sie das fragliche Haus zeitweise gar nicht sehen konnte und deshalb selbst auch außer Sicht war.
»Und? Irgend etwas entdeckt?« fragte Carlotta, die ausstieg, als Nicole den BMW wieder erreichte.
»Da stimmt was nicht«, sagte Nicole. »Jemand hat mich beobachtet.«
»Natürlich«, sagte Carlotta. »Wer so verrückt ist, bei diesem Klima einen Spaziergang zu machen, muß doch auffallen. Ich wette, daß ein paar Dutzend Leute aus der Nachbarschaft dich gesehen haben. Hat dein Ausflug wenigstens etwas eingebracht?«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Ich rufe Zamorra und Ted an. Sie wollen wenigstens wissen, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.«
Carlotta tippte sich an die Stirn. »Und das alles wegen dieses Ringes!«
»Wenn ich mich nicht irre, warst du der Auslöser für diese Aktion«, bemerkte Nicole. »Und jetzt will ich wissen, was dahintersteckt, aber vorsichtshalber mit Rückendeckung. Ich sehe dahinten eine Telefonzelle. Von dort aus werde ich anrufen.« Sie stieg in den Wagen und winkte Carlotta zu. »Standortveränderung kann auch nicht schaden. Vielleicht verliert der heimliche Beobachter mich dadurch, weil er denkt, ich würde wieder verschwinden.«
»Nicole, wir sind hier nicht im James-Bond-Film«, erwiderte die Römerin. »Wie wäre es, wenn wir einfach hingingen und auf die Klingel drückten, so wie ich es von Anfang an vorhatte?«
»Das ist mir derzeit zu riskant. Steig ein.«
Als Carlotta saß, fuhr Nicole los. Bis zu der Telefonzelle waren es rund sieben- oder achthundert Meter. Von dem Haus waren sie dabei nicht weiter entfernt als zuvor, nur in der anderen Richtung. Nicole fuhr noch ein paar Dutzend Meter weiter bis zu einer Seitenstraße, so daß der BMW vom Haus aus nicht mehr zu sehen war. Dann suchte sie die Telefonzelle auf. Als die Verbindung kam, sah sie Carlotta, die zu Fuß auf der anderen Straßenseite in Richtung des Hauses marschierte.
»Närrin!« murmelte sie. »Dickköpfige Närrin!« Aber sie konnte Carlotta in diesem Moment nicht aufhalten. Teds Freundin war entschlossen, das Problem auf ihre Weise anzugehen.
Nicole informierte Ted Ewigk. »Braucht ihr Hilfe?« wollte der Reporter wissen.
»Noch nicht. Ich möchte nur, daß ihr Bescheid wißt. Wenn alles harmlos ist, melde ich mich in einer Stunde wieder. Wenn ihr bis dahin
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