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0482 - Der Ring des Hexers

0482 - Der Ring des Hexers

Titel: 0482 - Der Ring des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich den Thron nicht erkämpft, sondern mit einem faulen Trick erschwindelt hatte, spielte dabei keine Rolle.
    Der Fürst der Finsternis wurde gerufen. Jemand mußte die Zeit vergessen haben, hielt Asmodis immer noch für die beherrschende Zentralfigur.
    Stygia brauchte der Beschwörung nicht zu folgen. Aber sie war neugierig geworden. So begab sie sich in die Nähe, um herauszufinden, wer solch ein zeitloser Narr war.
    Sie hatte gerade keine andere Schlechtigkeit in Planung. So kam es, daß gleich zwei Dämonen einer Beschwörung folgten…
    ***
    Der Schmerz ebbte ab. Gryf bemühte sich, aufzustehen. Der junge Mann half ihm dabei. »Julian«, murmelte Gryf. »Heißt das, daß ich es geschafft habe?«
    »Ich weiß nicht, was du schaffen wolltest«, erwiderte Julian. »Zumindest hast du die Welt des Silbermonds auf recht spektakuläre Weise wieder verlassen. Wo ist Amos?«
    »Tot«, murmelte Gryf.
    Die Augen des Träumers weiteten sich. »Was? - Was sagst du da?«
    Gryf setzte sich auf einen Stuhl. Er wußte nicht, wo er sich befand, er wußte jetzt nur definitiv, daß er sich wieder auf der Erde befand. Von hier aus hatte Sid Amos ihn zum Silbermond gebracht, und hierher war er durch das Traumtor wieder zurückgekehrt. Nachdenklich betrachtete er Julian. Es erschien selbst ihm, der in achttausend Lebensjahren viel erlebt und viele seltsame Lebewesen kennengelernt hatte, nur schwer vorstellbar, daß dieser junge Bursche eine komplette, in sich geschlossene Welt erschaffen konnte, indem er träumte -und dann diese Welt auch noch so ganz nebenbei aufrecht erhalten konnte, ohne sich weiterhin auf diesen Traum zu konzentrieren und selbst in ihm und mit ihm zu leben. Statt dessen war er, wie man sich zuraunte, sogar fähig, nebenher weitere Welten zu erschaffen.
    Jetzt zeichnete Fassungslosigkeit sein junges, noch nicht von Erfahrungen gezeichnetes Gesicht. »Amos ist tot?«
    »Ich bin sicher«, murmelte Gryf. »Er löste sich schreiend und zuckend auf. Ähnlich, wie ich hier tobend auftauchte. Er wollte als erster durch dein Traumtor gehen, Junge, und etwas packte ihn und schleuderte ihn zurück. Ich versuchte ihn aus dem Brennpunkt zu ziehen, aber ich konnte nichts für ihn tun.«
    » Du hast versucht, ihm zu helfen? Ich kann’s kaum glauben« murmelte Julian. »Beschreibe mir genau, was geschehen ist. Ich muß es wissen.«
    »Wozu?« fragte Gryf müde. »Der Dämon ist tot. Wieso interessierst du dich so sehr für sein Schicksal? Vermutlich wird selbst dein Vater drei Kreuze schlagen und…«
    »Ich denke nicht, daß er das tun wird«, unterbrach Julian Peters ihn scharf. »Weder mein Vater noch ich werden dir den Vorwurf machen, zu wenig zu seiner Rettung versucht zu haben, aber ich will jetzt von dir wissen, was geschehen ist, Gryf. Bis ins kleinste Detail. Ich kann nicht glauben, daß er tot ist. Ich will es nicht. Er darf nicht tot sein.«
    Gryf zuckte mit den Schultern. »Ein Risikofaktor weniger«, sagte er.
    »Was verstehst du alter Narr denn schon?« schrie Julian ihn zornig an, und sekundenlang sah es so aus, als wolle er sich auf Gryf stürzen und ihn mit den bloßen Händen erwürgen. »Nichts verstehst du, gar nichts. Du klammerst dich nur an deine Vorurteile. Jetzt sprich endlich, was geschah? Was ist ihm zugestoßen, ihm, dem du dein verdammtes Druidenleben verdankst?«
    Gryf schluckte. »Du meinst wirklich, was du sagst, wie, Junge?«
    Julian Peters sah ihn durchdringend an. Plötzlich wirkte er gar nicht mehr wie ein Neunzehnjähriger. Seine Augen blitzten. »Da kannst du verdammt recht haben, alter Narr«, stieß er hervor.
    »Du bist der zweite, der mich alt schimpft«, entfuhr es Gryf. »Scheinbar ist die heutige Jugend nur noch von Respektlosigkeit geprägt.«
    Julian straffte sich. Plötzlich war er wieder der arrogante Fürst von früher, dessen Wille alleiniges Gesetz war. »Mein Respekt gilt der Reife des Alters und der Weisheit«, sagte er kalt. »Weder Reife noch Weisheit sehe ich in dir, Druide. Antworte mir endlich, oder ich zeige dir, was es bedeutet, sich meine Feindschaft zu erwerben.«
    Gryf dachte daran, daß dieser Junge innerhalb eines einzigen Jahres vom Säugling zum Erwachsenen geworden war. Er hatte in dieser Zeit Unmengen an Wissen in sich aufgenommen, hatte mehr gelernt, als manch anderer während der entsprechenden normalen Entwicklungsspanne. Er hatte seine Kräfte geschult, seine Macht erprobt. Er hatte sich selbst zum Fürsten der Finsternis gemacht, und er hatte freiwillig

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