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0483 - Im Zeichen des Ganjos

Titel: 0483 - Im Zeichen des Ganjos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu.
    „Was sagtest du, Bruder Pilger?" fragte er.
    Avimol konnte nicht mehr an sich halten. Er deutete auf die Diener und sagte: „Das da sind Verbrecher. Sie wollen den ganzen Rummel nur dazu benutzen, um die Macht der Pedolotsen zu stärken. In Wirklichkeit würden sie den Ganjo lieber tot als lebendig sehen."
    Der andere Pilger sah ihn fassungslos an, dann wich er zurück, wandte sich plötzlich um und schrie mit überschnappender Stimme: „Er hat den Ganjo gelästert! Ein Perdaschist!" Heulend vor Wut zog er einen Dolch und stürzte sich auf den Uarter.
    Avimol parierte den Stoß mit dem linken Unterarm, ging in den Gegner hinein und stieß ihm die Handspitze in den Kehlkopf. Er spürte etwas bersten. und der Mann sackte mit einem pfeifenden Geräusch zusammen.
    Das alles hatte höchstens eine Sekunde gedauert. Aber die Schreie des Pilgers waren nicht ungehört verhallt. Etwa zwanzig andere Pilger kamen zögernd näher. Einige wiederholten den ersten Schrei des Mannes, der reglos zu Avimols Füßen lag.
    „Er hat den Ganjo gelästert!"
    Der Schrei pflanzte sich schnell in der Menge fort, wurde sogar von Pilgern wiederholt, die überhaupt nicht ahnen konnten, worum es ging.
    Der Uarter entblößte die Zähne in einem wölfischen Grinsen. Er fühlte sich in die Enge getrieben, hatte aber nicht die Absicht, aufzugeben.
    Avimol wandte sich um und rannte davon. Anfangs stellten sich ihm hier und da einige Pilger entgegen. Er wich ihnen aus, wenn es ging, und schuf sich mit tödlichen Stößen seines Vibrationsmessers Bahn, wo es notwendig war.
    Nach einer Weile geriet er in die Masse der Pilger, die noch nicht wußten, was überhaupt geschehen war. Er wurde langsamer, wich nach links aus und rief: „Dort läuft er! Haltet ihn auf!"
    Dabei zeigte er mit ausgestrecktem Arm auf eine beliebige Gruppe von Pilgern. Irritiert liefen sie in der angegebenen Richtung los, und bald wußte niemand mehr, wer denn nun eigentlich Jäger und wer Gejagter war. Avimol tat so, als ginge ihm die Luft aus. Er blieb stehen und atmete keuchend. Die wilde Jagd ging an ihm vorüber, und was zurückblieb, waren ratlose, bestürzte Pilger.
    So unauffällig wie möglich verließ Avimol den Großen Platz. Er lehnte sich in eine der zahlreichen Nischen des nächsten Tempels und überlegte.
    Es war dumm von ihm gewesen, sich so hinreißen zu lassen, und es war falsch gewesen, sich auf einen Kampf einzulassen.
    Beides verstieß gegen die Regeln, die die Perdaschisten sich selbst gegeben hatten: unauffällig und gewaltlos arbeiten.
    Doch Geschehenes ließ sich nicht rückgängig machen.
    Außerdem war er ja noch einmal davongekommen. Er glaubte nicht, daß sich jemand sein Gesicht eingeprägt hatte, so daß er ihn wiedererkennen konnte.
    Avimol wurde blaß.
    Sein Gesicht nicht, wohl aber seine Frisur. Nur Uarter trugen kurzgeschorenes Haar und, soviel er wußte, befanden sich auf dem ARRIVANUM derzeit außer ihm nur drei Uarter.
    Er zog sich die Kapuze über den Kopf.
    Aber vielleicht sorgte er sich unnötig. Die Pilger der anderen ganjasischen Welten waren nicht gewohnt, optische Eindrücke blitzartig aufzunehmen und im Gedächtnis zu bewahren.
    Möglicherweise war niemandem sein kurzes Haar aufgefallen.
    Er drückte sich tiefer in die Nische, als er wieder das Geräusch eines Gleiters vernahm. Dann grub er seine Zähne in die Unterlippe und lauschte der Lautsprecherdurchsage, deren Echo von den hohen Gebäuden zurückgeworfen wurde.
    Eine unbeteiligt klingende Stimme verkündete, daß sich in Pedoar ein Mörder verbarg, ein Verbrecher von Uarte, der sich mit der Kleidung eines Pilgers tarnte. Alle Pilger wurden aufgerufen, nach dem Verbrecher Ausschau zu halten und es sofort dem nächsten Arrivawächter zu melden, wenn er irgendwo auftauchte.
    Der Gleiter fuhr langsam auf der Straße vorbei, hielt an, und plötzlich schwangen sich acht Arrivawächter von der Ladefläche.
    Kommandos gellten, und während der Gleiter weiterfuhr und die Lautsprecherstimme weiterplärrte, schwärmten die Polizisten aus und kamen auf den Tempel zu, an dessen Außenwand Avimol stand.
    Nun hörte der Uarter auch aus anderen Richtungen Kommandos und gellende Pfiffe. Anscheinend wollte die Polizei systematisch die gesamte Tempelstadt durchkämmen.
    Avimol entspannte sich. Er wußte, daß es sinnlos gewesen wäre, sein Versteck zu verlassen. Man hätte ihn gesehen und niedergeschossen. Immer noch völlig reglos, wartete er, bis der linke Flügelmann der Postenkette sich

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