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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte, weil ihr die Zeit dafür fehlte, würde mehr zu ›Mister Merlin‹ fließen als normal.
    Sie hatte gemordet!
    Hier im Theater!
    Das hatte sie noch nie getan. Sie hatte ihre Raubzüge immer in die Nacht verlegt und zugesehen, daß sie in beträchtlicher Entfernung von Aufführungsplatz und Hotelunterkunft stattfanden. Es mußte ihr also wirklich sehr daran gelegen sein, den Pakt nicht platzen zu lassen und seine Seele der Hölle zuzuführen.
    Er war also für sie wichtig.
    Vielleicht, überlegte Textor, gab es in der Hölle so etwas wie ›Dienstränge‹ und Möglichkeiten zur Beförderung. War er die Beförderungschance für Lucy? Dann würde sie jetzt erst recht alles daran setzen, ihn nicht mehr aus ihren Krallen zu lassen.
    Er dachte an die alten Märchen vom schlauen Bauer und dem dummen Teufel, die sich in zahlreichen Varianten durch alle Weltkulturen zogen. Damals, als er den Pakt mit der Hölle schloß, um reich und berühmt zu werden, um nie mehr wieder arm zu sein, da hatte er auch an diese alten Märchen gedacht und sich ausgerechnet, daß er doch bestimmt wenigstens ebenso schlau sein mußte wie jenes Bäuerlein, das den Teufel austrickste. Er war noch jung gewesen, er hatte jede Menge Zeit, sich etwas auszudenken, um Lucy und die Hölle hereinzulegen. Aber dazu war es nie gekommen, er hatte den richtigen Weg nie gefunden - bis jetzt.
    Jetzt stand sein Ziel wieder klar vor ihm. Klarer denn je, seit Lucy gestärkt zurückgekommen war.
    An den Aufruhr, der in Kürze entstehen würde, weil sie hier im Theater gemordet haben mußte, dachte er jetzt erst einmal nicht. Mit wahrer Verbissenheit stürzte er sich in seine Arbeit, und er wuchs über sich hinaus und war besser denn je, und dadurch entzog er Lucy natürlich auch wesentlich mehr Energie. Ihm konnte es nur recht sein -wenngleich die Gefahr bestand, daß sie dann in dieser Nacht noch einmal morden würde. Aber jetzt wollte er ihr zeigen, wer das Sagen hatte.
    Und nebenbei feilte er an seinem Plan.
    Hatte er nach der Vorstellung nicht einen Termin mit einem Parapsychologen?
    Da ließ sich doch sicher etwas machen. Parapsychologen, das waren doch Leute, die Gespenstern nachstellten und Poltergeistern auf die Finger klopften.
    Man würde sehen…
    ***
    Ein furioses Finale - und ein Begeisterungssturm des Publikums. Zwei Reihen hinter Zamorra wurde jemand dafür sogar laut. Seinem Hurra-Bekunden nach hatte er in anderen Orten ›Mister Merlin’s Magic-Show‹ schon insgesamt dreimal gesehen, aber diese sei die beste von allen Vorstellungen gewesen und hätte völlig neue Elemente gezeigt!
    Zamorra konnte den Leuten ihre Begeisterung nachfühlen. Er spürte sie doch selbst, nur wurde alles gedämpft von dem Wissen, daß es dämonische Kräfte waren, die hier wirkten.
    Und immer noch war nichts passiert! - Zumindest nicht im Zuschauersaal…
    Der Vorhang fiel. Es gab keine Zugabe. Die Zuschauer trampelten und pfiffen, aber was konnte den Abschluß-Höhepunkt noch übertreffen? Es war einfach fantastisch gewesen. Bei all seinen Reisen und Abenteuern in fremden Welten hatte Zamorra nie eine solch farbenprächtige, begeisternde Vielfalt erlebt, in der sich Schönheit und Schrecken abwechselten und doch alles immer beruhigend abgeschlossen wurde. Nein, das war wirklich keine Show eines Zauberers im Zirkus, dem die Kinder mit großen, staunenden Augen zuschauten. Das hier war Magie für Erwachsene.
    Allmählich strebten die Zuschauer dem Ausgang zu. Nur wenige blieben zurück, warteten ab, bis der große Strom davongeschwappt war. Sie würden das Theater klugerweise erst verlassen, wenn das Gedränge am Ausgang und anschließend am Parkplatz und in den Straßen vorbei war.
    Hinter den anderen her schritten die vier Freunde zum Foyer. »Geht über die Saone-Brücke in die Altstadt hinüber«, schlug Zamorra den Lafittes vor und nannte ihnen ein Restaurant in der Nähe von St. Jean, gerade mal sechs- oder siebenhundert Meter vom Theater entfernt. »Wir holen euch später dort ab. Ich weiß nicht, wie lange es hier dauern wird, aber vielleicht solltet ihr zwei durchaus schon mal bestellen. Setzt es auf unsere Rechnung -man kennt uns.«
    »Wer kennt euch nicht?« brummte Pascal Lafitte. »Ihr habt wohl euer Spinnennetz über ganz Europa ausgeworfen, wie?«
    »Über den ganzen Planeten«, erwiderte Nicole. »Und auch auf ein paar anderen Welten gibt es Lokale, in denen wir jederzeit einen Deckel aufmachen können.«
    »Je kräftiger man angibt, desto mehr hat

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