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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vorstellung gehört?« knurrte Zamorra ihn an.
    Robin schürzte die Lippen und nickte bedächtig. »Gehört schon«, brummte er. »Aber seit zehn Jahren keine mehr erlebt, weil ich immer, wenn ich ins Theater, ins Kino, oder in die Oper will oder mir gerade mal Columbo reinziehen möchte, zu einem Mordfall gerufen werde. Hm, könnte was dran sein an der Pause. Wir werden mal überprüfen, wo dieser ›Mister Merlin‹ und sein weiblicher Ablenkungsfaktor während der Pause waren. Aber erst schaue ich mir mal den Tatort an.«
    Nicole zeigte sich daran wenig interessiert. »Wir haben einen Interviewtermin mit diesem ›Mister Merlin‹«, sagte sie. »Vielleicht sollte ich mich schon mal zu seiner Garderobe durchschlagen und ihn ein bißchen verunsichern. Wenn er in Atem gehalten wird, kommt er nicht auf die Idee, sich eine Ausrede einfallen zu lassen.«
    »Einverstanden«, sagte Robin nur und setzte sich in Bewegung.
    »Paß auf«, raunte Zamorra seiner Gefährtin leise zu. »Ich will zwar versuchen, diesmal etwas mit dem Amulett zu sehen, aber solltest du es brauchen, tu dir keinen Zwang an und rufe es sofort zu dir. Geh kein Risiko ein.«
    Sie nickte.
    Zamorra eilte Robin nach. Ganz wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, Nicole allein zu ›Mister Merlin‹ und der mutmaßlichen Dämonin gehen zu lassen. Aber sie wußte sich durchaus ihrer Haut zu wehren, wenn es darauf ankam. Darin stand sie ihm selbst kaum nach. Außerdem glaubte er nicht, daß die Dämonin es jetzt, zu dieser Zeit, riskieren würde, noch einmal zuzuschlagen. ›Normalen‹ Menschen gegenüber hatte sie als Dämonin Vorteile, war praktisch unangreifbar. Pierre Robin beispielsweise würde nicht in der Lage sein, sie festzunehmen. Je nachdem, wohin ihre schwarzmagischen Kräfte tendierten, brauchte sie diese bloß anzuwenden, konnte ihm eventuell sogar vorgaukeln, sie festgenommen zu haben, und er merkte erst in der Präfektur, daß er leere Handschellen hinter sich her schleppte…
    Wenig später sah Zamorra den Toten. Er befand sich auf dem ›Schnürboden‹ oberhalb der Bühne. Der uralte Begriff existierte auch heute noch, obgleich kaum noch mit Schnüren und Seilen gearbeitet wurde, um die Vorhänge zu bewegen oder die vorgefertigten Kulissen im Schnellverfahren von der Bühne zu heben oder auf sie niederzusenken.
    Überall war Blut. Dazwischen lag der Tote unter einer dunklen Wolldecke, die jemand über ihn gebreitet hatte. Robin schlug die Decke zurück und ließ sie schnell wieder fallen; sein Gesicht verfärbte sich grünlich. Aber er beherrschte sich. Derjenige, der den Toten entdeckt hatte, mußte einen schwächeren Magen besitzen; in der Nähe roch es recht säuerlich.
    »Jussuf Akadir«, sprach einer der vorsichtshalber sämtlich in Zivil gekleideten Polizisten Robin an. »Das war sein Name. Sein Kollege hat ihn entdeckt, nachdem er am Ende der Pause wieder heraufkam. Reine Routine - an sich hätte überhaupt niemand hier zu sein brauchen. Es gab keine vorbereiteten Kulissen, und die Beleuchter sitzen in einem Glaskasten noch weiter oberhalb.«
    »Nach der Pause«, echote Zamorra. »Dann hat sie ihn also während der Pause ermordet.«
    Die anderen Beamten horchten auf; wer war dieser Fremde, der eine solche Behauptung in den Raum stellte?
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich Ihrer Sache wirklich so sicher sein sollten«, sagte Robin leise. »Denken Sie an vorhin. Was haben Sie herausgefunden? Nichts. Und jetzt wissen Sie plötzlich alles. Das will mir nicht gefallen, Zamorra. Ich möchte Ihnen ja gern glauben und froh über Ihre Hilfe sein, aber was ich bis jetzt von Ihnen gesehen habe, war nicht gerade so viel, daß Sie jetzt eine dicke Lippe riskieren und haltlose Verdächtigungen aussprechen können. Es kann sein, daß Ihr Verdacht stimmt, aber was ist, wenn Sie sich wieder einmal irren?«
    »Irren ist menschlich«, sagte Zamorra kühl. »Aber im Fall Merchant habe ich mich nicht geirrt, sondern einfach nichts herausgefunden. Wenn Sie das als Irrtum definieren, Robin, tun Sie mir leid. Außerdem habe ich nie behauptet, alles zu wissen, wie Sie eben behaupteten.«
    Der Chefinspektor nahm das kommentarlos hin. »Ich frage mich, ob es zwischen François Merchant und Jussuf Akadir eine Verbindung gibt. Ihre Begleitung von vorhin - wo befinden die beiden sich, Zamorra? Vielleicht war nicht nur Merchant, sondern auch Akadir ein Schulfreund von Madame Lafitte.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich halte Ihre Fragestellung aber

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