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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihren Motorroller herumzog und fast fluchtartig anfuhr.
    Der alte Remi aber blieb stehen. In seinen Augenfalten blitzten die Tränen.
    Er weinte um den Ort und um dessen Bewohner…
    ***
    In Alcoste selbst lief noch alles seinen geregelten Gang, aber auf der Höhe, nicht weit vom Gebäude des Bahnhofs entfernt, stand der alte Remi wie ein menschliches Denkmal und schaute nach Süden. Er spürte die Trauer darüber, daß einmal alles so enden würde, während er die unheimlich wirkende Wolkenbank beobachtete, die sich immer näher auf den Ort zuschob.
    Das dunkle Gelb war intensiver geworden. Wie schmutziges Schwefelpulver und aus der Wüste Sahara hochgeholter Sand, der bei starken Stürmen ebenfalls bis tief nach Europa hineingetrieben wurde.
    Es war windstill geworden. Eine gefährliche Ruhe, die Stille vor dem Sturm. Ein Unwesen schien noch einmal Atem zu holen, bevor es brutal zuschlug.
    Der alte Remi hob seine linke Hand und krümmte den Zeigefinger. Mit seiner Spitze wischte er eine Träne aus dem Auge und drehte sich langsam um.
    Sein Blick glitt über die Dächer der Häuser. Er gehörte zu den Menschen, die an ihrer Heimat hingen. Er war hier geboren, hatte sein langes Leben in Alcoste verbracht und würde zusammen mit dem Ort sterben. Befürchtet hatte er es immer, aber nie daran gedacht, daß es einmal wahr werden würde.
    Alcoste sollte sterben und er mit dem Dorf. Sie zusammen würden verschwinden.
    Und nur, weil ein bestimmtes Ereignis eingetreten war. Das Unfaßbare kehrte zurück, eine uralte Legende hatte sich zur Wahrheit erhoben und würde etwas hinterlassen, das von anderen Menschen nicht verstanden werden konnte.
    Er sah auch die gewaltige Eiche mit der um den Stamm laufenden weißen Bank. Seine Freunde hatten den Treffpunkt verlassen. Wahrscheinlich waren Remis Warnungen auf fruchtbaren Boden gefallen, aber die jüngeren Bewohner würden überrascht werden. Sie glaubten ja an diese Dinge nicht. Wie sollten sie auch?
    Remi seufzte.
    Ein Kleinbus fuhr in den Ort. Seine Räder wirbelten Staub hoch.
    Remi wußte, daß die Bauarbeiter wieder gebracht wurden, die kilometerweit entfernt in anderen Orten ihr Brot verdienten. Nur zum Wochenende kamen sie nach Hause.
    Und heute war Freitag.
    Ein Freitag im April, der Tag, an dem sich das Licht verfinstern und der Ort Alcoste sterben würde.
    Der alte Remi überlegte, ob er nach Hause gehen sollte. Janine hatte er warnen können, ihre Eltern und Großeltern würden ihm kaum glauben, deshalb blieb er auch stehen und faltete seine Hände über dem Stockgriff zusammen.
    Er murmelte ein Gebet…
    Die Worte drangen flüsternd über seine Lippen. Der Greis bat um Schutz für die Menschen und den Ort, obwohl er genau wußte, daß es keinen Sinn haben würde.
    Das Unheil ließ sich nicht aufhalten. Vielleicht konnte er es etwas mildern.
    Wieder warf er einen Blick in den Himmel. Die graue Wand ließ sich einfach nicht vertreiben. Sie schob sich näher an Alcoste heran und verdichtete sich noch.
    Auch das gelbe Innere blieb. Es schien gleichzeitig ein Glutofen zu sein, denn ein Schwall von Wärme drang gegen den alten Mann. Sie war nicht natürlich für diese Jahreszeit, viel zu heiß und auch drückend. Eine Wärme, die in der Wüste geboren war, scheußlich eigentlich und atemraubend.
    Remi besaß nicht mehr viele Haare. Er schwitzte unter seiner Mütze, die er stets auf dem Kopf behielt. Wenn er atmete, hatte er den Eindruck, Wärme zu trinken und auch den Staub, der plötzlich hochgewirbelt wurde.
    Ein Zeichen dafür, daß der Wind kam…
    Und der Wind war gefährlich, das wußte er. Er war alles zerstörend, er würde vernichten, er war der Staub, er war die Lösung.
    Als Säuseln nahm Remi ihn wahr…
    Leichte, unsichtbare Hände strichen über seine Kleidung, sie tasteten ihn ab. Sein Nacken wurde ebenso berührt wie die Hände und das Gesicht, obwohl er dem Wind den Rücken zudrehte.
    Aber er hüllte ihn ein. Mantelartig umschwebte er ihn, liebkoste seine alte Haut, rüttelte einen Müden wach, lockte und wehte unsichtbar über den Boden.
    Dennoch war er zu sehen.
    Staubschleier hoben ab. Sie glichen langen, dünnen Laken, die in den Ort hineingetragen wurden, als würden sie auf Wellen reiten.
    Sie huschten über die Hausdächer hinweg, suchten sich ihre Wege zwischen den Häusern, füllten die Gassen aus, die breiteren Straßen ebenfalls und schnappten nach umherliegendem Abfall, den sie gierig ergriffen und in die Höhe schaufelten.
    Papier, Dosen,

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