0485 - Whisper - der Staubgeist
fest. Ich schaute auch hinauf oder hinein und sah dort das Bild.
Ein silbernes Skelett, das einen Arm hochhielt und die Hand so gedreht hatte, daß ich auf die Fläche schauen konnte.
Dort lag der Stein, das Siegel der Templer. Mein Kreuz entdeckte ich nicht.
Aber war es nicht trotzdem ein Zeichen?
Als ich noch darüber nachdachte, ließ die Magie des Würfels nach, und das Skelett verschwand.
Es löste sich innerhalb des Quaders auf und war nicht mehr gesehen. Aus – vorbei…
Mein Freund kam auf mich zu. »Wenn du etwas suchst«, sagte er und hielt das Kreuz hoch. »Gib demnächst besser auf deine Dinge acht.« Er warf es mir zu.
Mit einer Hand fing ich es auf, schaute es mir an und fand es unverändert. »Danke, Hector de Valois«, flüsterte ich. »Vielen Dank. Zu Gegendiensten stets bereit.«
»Meinst du, daß er die braucht?« fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Man kann nie wissen.«
»Aber ich weiß, daß wir mit Whisper keine Last mehr haben werden. Dein Hector hat ihn geschafft.«
»Dein Hector! Wie sich das anhört!«
»Wieso? Habe ich nicht recht?«
»Ja, Alter, irgendwie schon…«
***
In Alet-les-Bains hatten es die Menschen vor fiebernder Spannung kaum aushalten können. Suko und ich waren nur langsam zurückgegangen und hatten auch über Janine gesprochen.
»Sie wird wieder dort sein, wo sie hingehört.« Davon war mein Freund fest überzeugt.
Die ersten Menschen erwarteten uns schon auf dem Hang. Niemand sprach, wir wurden nur angestarrt und gaben eine kurze Erklärung ab, daß die Gefahr vorbei war.
Minuten später hatten wir die Gaststätte Pierre Virnis erreicht.
Dort warteten nicht nur der Abbé und Virni selbst auf uns, auch einige Templer hatten sich zusammengefunden.
Als wir eintraten, verstummten die Gespräche. Die Templer hatten sich neben dem Abbé aufgestellt, der uns ansprach. »Ihr seid es, Freunde, ich höre eure Schritte…«
»Ja, wir haben es überstanden.«
Virni kam vor. »Und Whisper?«
»Hat ausgeflüstert«, erwiderte Suko trocken. »Es gibt ihn nicht mehr.«
Wir sahen die Erleichterung auf den Gesichtern. Dann wollte natürlich jeder genau wissen, was geschehen war.
Soviel wir verantworten konnten, verrieten wir auch, denn auch die Bewohner des Dorfes strömten in die Gaststube und lauschten unseren Erklärungen.
Suko sprach am meisten, was bei ihm ja selten der Fall ist. So hatte ich Gelegenheit, dem Abbé den Würfel zurückzugeben.
»Und?« fragte er. »Hat er dir geholfen?«
»Wäre er nicht gewesen, hätten wir wohl kaum zurückkehren können.«
Der Blinde nickte und fragte dann: »Willst du ihn nicht doch behalten, John?«
»Nein, er gehört jetzt dir, und so soll es auch bleiben. Für dich wird es sehr wichtig sein, und ich weiß immer, wo er sich befindet. Du wirst hier eine Bastion errichten können, denn die Kraft und die Macht des Würfels geben dir zugleich Gelegenheit, mit dem silbernen Skelett des Hector de Valois in Kontakt zu treten.«
»Ja, dann werde ich wieder sehen. Aber anders als die normalen Menschen.«
»Das glaube ich allerdings auch.«
Pierre Virni hatte sich wieder an seinen Beruf erinnert und Wein eingeschenkt. Er drückte mir einen Becher in die Hand und stieß dabei mit mir an.
»Auf den Sieg«, sagte er.
»Genau!«
»Auf den Sieg!« rief er noch einmal laut, damit alle es hören konnten.
Dann tranken wir. Ich muß ehrlich gestehen, daß mir selten zuvor ein Schluck Wein so gut gemundet hatte…
ENDE
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