0487 - Ich, der Ganjo
werden abspringen?"
Ich starrte ihn verwirrt an.
„Wir werden uns dem Obelisken nähern, so daß wir auf eine Plattform springen können. Die Automatik wird die Maschine schräg hinter uns auf dem freien Platz aufprallen und explodieren lassen."
„Die Priester werden dieses Manöver durchschauen."
Er musterte mich kalt.
„Schon möglich - aber haben Sie eine bessere Idee?"
Die hatte ich natürlich nicht. Schließlich konnten wir nicht stundenlang um den Ovarasch kreisen und darauf warten, daß man den Diebstahl des Gleiters entdecken würde.
Ich preßte die Lippen zusammen und steuerte den Gleiter auf den Obelisken zu. Das rote Leuchten des Bauwerks schien uns zu verschlucken.
„Etwas höher!" ordnete Rhodan an.
„Ich kann nicht viel sehen!"
„Dann richten Sie sich auf. Im Augenblick ist keine andere Maschine in der Nähe."
Das Funkgerät unserer Maschine knackte. Ich konnte mir denken, was das bedeutete. Jemand wollte uns auffordern, nicht so dicht an den Ovarasch heranzugehen.
Rhodan stieß die Luke auf. Der Wind fing sich darin. Mir wurde kalt.
Rhodan beugte sich hinaus.
„Gut so. Noch etwas höher und näher heran."
Ich schaltete auf Empfang.
„Sind Sie verrückt geworden?" schrie eine fremde Stimme.
„Ziehen Sie sich sofort vom Obelisken zurück."
„Sie sind auf uns aufmerksam geworden!" schrie ich Rhodan zu. Er streckte den Kopf aus der Luke und hörte mich wahrscheinlich nicht. Dann gab er mir Handzeichen.
„Sie sollen sich zurückziehen!" rief die Stimme aus dem Empfänger.
Ich schaltete ab. Hastig drückte ich ein paar Schaltknöpfe.
Dann sprang ich auf.
Rhodan blickte über die Schulter und schüttelte den Kopf.
„Näher heran!"
Er sah offenbar meinem Gesicht an, daß keine Zeit mehr blieb.
Wieder reagierte er sofort. Er stieß sich mit beiden Händen ab und sprang. Sein Körper verschwand in der roten Luft. Ich hörte einen dumpfen Laut anscheinend war er unten aufgeprallt.
Der Gleiter bewegte sich. Er setzte zum Sturzflug an. Ich warf mich aus der Luke. Der Wind pfiff um meine Ohren. Ich landete unsanft auf der Plattform und überschlug mich.
Er prallte sechzig Meter unter uns auf den Boden und explodierte. Die Stichflamme reichte bis zur Plattform herauf, und ich konnte mir vorstellen, daß Rhodan und ich im Augenblick wie auf einer beleuchteten Bühne präsentiert wurden.
Trotzdem lag ich da und konnte mich nicht bewegen. Mein Körper war wie starr. Durch Rauch und Flammen sah ich ein paar Gleiter, die sich der Plattform näherten.
Rhodan packte mich unter den Schultern und zog mich auf die rote Wand des Obelisken zu.
„Tun Sie etwas!" schrie er mich an. „Meinetwegen klopfen Sie!
Aber tun Sie etwas!"
Das brachte mich zur Besinnung. Ich kam auf die Beine und lehnte mich gegen die harte Wand des Ovaraschs. Meine Hände berührten das kalte Metall.
Die Wand kippte um.
Ich schrie überrascht auf, als es dunkel um mich wurde. Etwas packte mich und zog mich davon. Sekundenlang kam ich zur Ruhe, dann bewegte sich der Boden und trug mich davon. Hinter mir hörte ich ein metallisches Geräusch, als würden große Stahltore zugeschlagen.
Aus der Dunkelheit kam die Stimme Rhodans: „Wir sind im Innern des Obelisken."
Mein Atem ging schwer. Eine seltsame Beklemmung hatte von mir Besitz ergriffen. Die Urmutter hatte uns im letzten Augenblick eingelassen. Ich ahnte jedoch, daß ich nicht ohne Schwierigkeiten ins Zentrum gelangen würde. Es war gut, daß Rhodan dabei war. Er schien nicht unter jener Stimmung zu leiden, die mich fast handlungsunfähig machte. Ich fragte mich. wovon diese Gefühle in meinem Innern ausgelöst wurden.
Der Boden bewegte sich jetzt nicht mehr. Es war still. Ich konnte Rhodan atmen hören.
Ich fragte mich, was draußen vorgehen mochte. Bestimmt hatten die Priester unser Eindringen bemerkt und würden alles versuchen, um uns auf unserem Weg zu folgen. Gegen den Willen der Urmutter würden sie jedoch niemals hier eindringen können.
„Terraner!" rief ich leise.
„Ja?"
„Die Entscheidung steht bevor. Wenn ich jetzt versage, werde ich keine zweite Chance erhalten."
„Darüber würde ich mir keine Gedanken machen", antwortete er. „Wir sind in den Ovarasch eingedrungen und werden auch das Zentrum erreichen. Alles andere wird sich von selbst regeln."
Wir warteten. Aber es geschah nichts. Wir saßen auf dem Boden. Um uns herum völlige Dunkelheit.
Schließlich brach Rhodan die Stille.
„Es liegt an uns, die Initiative zu ergreifen.
Weitere Kostenlose Bücher