0487 - Ich, der Ganjo
jemals benutzen würden", sagt Guvalasch mit tödlichem Ernst. „Aber jetzt sieht es so aus, als hätten wir keine andere Wahl mehr."
Sein schmächtiger Körper scheint unter der Last des Gürtels zusammenzubrechen. Entschlossen drückt er die Schnalle zu.
„Jeder von uns kann jetzt hingehen, wo er will", sagt er leise.
„Wir brauchen einander nicht mehr. Das bedeutet, daß wir den Kampf einzeln fortsetzten."
Die anderen starren ihn ungläubig an. Mir wird klar, daß sie Angst haben, Guvalasch ausgerechnet jetzt zu verlieren. Ich weiß, daß sie ihn hassen, aber ohne ihn sind sie verloren.
Er steht auf, ein wenig schwankend, aber immer noch von einer Aura geistiger Vitalität umgeben.
Ich benutze die Gelegenheit, um leise aus dem Raum zu verschwinden. Es wird Zeit, daß ich mir eine Waffe beschaffe. Ich muß die sechs Pedolotsen erledigen, bevor sie mit diesen unheimlichen Komudak-Geräten Unheil anrichten können. Als ich die Tür hinter mir zuschließe. beginnt Guvalasch wieder zu sprechen, Aber ich höre schon nicht mehr, was er sagt. Ich stürme durch den breiten Korridor.
Ich habe Glück. Niemand begegnet mir. Ich kann ungesehen in einem kleinen Lagerraum verschwinden. Aber hier gibt es keine Waffen. Ich glaube nicht, daß Guvalasch mein Verschwinden bereits bemerkt hat.
Er würde sich deshalb auch keine Gedanken machen.
Was bedeutet es schon, wenn ein Nichts verschwindet ...
Ich öffne vorsichtig die Tür und spähe hinaus.
Meine Gedanken fiebern. Immer wieder denken sie das eine Wort: Komudak-Gerät!
Ich weiß, daß meine Ahnung mich noch nie getrogen hat. Diese Gürtel sind eine Bedrohung. Ich weiß nicht, welche Teufelei Guvalasch jetzt im Sinn hat. aber ich muß sie auf jeden Fall verhindern.
Der Korridor ist verlassen. Ich höre Stimmen aus verschiedenen Räumen, aber keine Schritte.
Ich renne los. Schnell habe ich den Gang überquert, öffne eine Tür und blicke in ein Büro. Ein kleiner, kahlköpfiger Ganjase steht am Fenster und sortiert Tonspulen.
„Ganjo ...", stammelt er überrascht. Er ist einer dieser armen Narren, die mich für den echten Ganjo halten.
Ich bedeute ihm durch eine Handbewegung zu schweigen.
Dann schließe ich die Tür hinter mir. Er verfolgt jede meiner Bewegungen voller Bewunderung, wahrscheinlich vergißt er alle Schwierigkeiten, die ihn bis zu diesem Augenblick belastet haben.
Ich muß ihm einige seiner Illusionen rauben.
„Kennen Sie sich hier aus?"
„Natürlich", sagt er hastig.
„Ich brauche eine Waffe! Wo kann ich sie bekommen?"
Er verdreht die Augen. Sein Gesicht ist grau und von Pickeln übersät.
„Ich arbeitete bereits für die Ganjatoren", erklärt er mir. „Aber ich weiß nicht, wo die Waffen sind."
Ich mache ein paar Schritte auf ihn zu, packe ihn am Kragen und drehe die Hand herum. Er ringt nach Luft und ist entsetzt. Er bekommt meine überlegenen Kräfte zu spüren, die ich mir im Training durch takerische Spezialisten angeeignet habe.
Ich bedaure mein Pech. Ausgerechnet einen unbedeutenden Mitarbeiter der ehemaligen Regierune muß ich in dieser Situation erwischen. Doch jetzt kann ich nicht mehr zurück. Ich drehe meine Hand noch ein bißchen weiter herum, und der arme Bursche wird dunkel im Gesicht. Schnell lasse ich ihn los. Er stolpert rückwärts und fällt gegen ein Regal. Ein paar Papierstapel rutschen in sich zusammen. Durch das Fenster (es ist ein echtes Fenster, denn das kleine Büro liegt im äußeren Gebäudeteil) sehe ich ein paar Gebäude von Cappinoscha.
„Was für eine Waffe brauchen Sie?" murmelt er verstört.
„Eine Handfeuerwaffe!" fahre ich ihn an. „Dachten Sie, ich wollte mir hier eine Kanone besorgen?"
Das trägt nicht zum besseren Verständnis zwischen uns bei. Er tut mir ein bißchen leid, denn sein Ganjo Glaube wird in diesem Moment zerstört. Auch wenn der echte Ganjo jemals hier auftauchen sollte, wird dieser Mann niemals wieder sein Mißtrauen verlieren.
„Yaqai", sagt er stoßweise, „besitzt einen Strahler. Er arbeitet nebenan. Ich weiß aber nicht, ob er jetzt da ist."
Sein ausgestreckter Arm zeigt die Richtung, in der ich mich bewegen muß.
Ich starre ihn drohend an.
„Verlassen Sie diesen Raum nicht, bevor man Sie ruft."
„Ja."
Ich bin überzeugt davon, daß er gehorchen wird. Hoffentlich ist er nicht so naiv und wartet, bis er vor Durst und Hunger umkommt.
Ich verlasse das kleine Büro, und meine Blicke suchen die Tür zum Nebenraum. Sie steht offen. Ich trete ein. Es ist niemand
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