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0487 - Ich, der Ganjo

Titel: 0487 - Ich, der Ganjo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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da.
    Vielleicht ist dieser Yaqai einmal kurz hinausgegangen. Ich wühle schnell alle Behälter, Regale und Schubladen durch. In einer Vertiefung unter dem Tisch entdecke ich die Waffe. Sie ist nicht sehr groß, aber sie wird ihren Zweck erfüllen.
    Ich stehe inmitten des kleinen Zimmers, die Waffe schußbereit in der Hand.
    Jetzt wird mir erst richtig klar, was ich tun will.
    Aber mein Entschluß ist unumstößlich.
    Ich gehe, um Guvalasch und die fünf anderen Verbrecher umzubringen.
     
    6. Der Ganjo
     
    Die Wand teilte sich wie Flüssigkeit, und Terton trat heraus. Er hatte sich in den zweihunderttausend Jahren nicht verändert.
    Seine Haut war glatt und schwarz, sah aus wie fein genarbtes Leder. Terton besaß kein Gesicht, keine Ohren, keine Haare.
    Trotzdem wirkte sein Kopf schön.
    Der Raum erhellte sich, und Tertons Haut begann zu leuchten.
    Er stand vor Rhodan und mir, überragte uns um Kopfeslänge.
    „Du bist also zurückgekehrt?" hörte ich seine Gedanken. Ich warf einen schnellen Blick zu Rhodan hinüber. Hörte auch er die Gedankenbotschaft? Wahrscheinlich nicht. Die Impulse, die der Dunkle ausstrahlte, waren nur für das Gehirn eines Tryzomtänzers verständlich.
    „Ja", antworten meine Gedanken. „Hast du mich als Ganjo identifiziert?"
    „Ich bin deine Negative Summe", erwiderte Terton. „Ich habe dich sofort erkannt."
    „Wer ist das?" mischte sich Rhodan in diesem Augenblick ein.
    Ich war jetzt sicher, daß er mein lautloses Gespräch mit Terton nicht verstanden hatte.
    „Terton der Dunkle", erklärte ich. „Oder meine Negative Summe. Sie haben die Wahl."
    Er runzelte die Stirn.
    „Ein Roboter?"
    Er war ein seltsamer Mann. Die Unbefangenheit mit der er an alle Probleme heranging, verblüffte mich immer wieder. Ich beobachtete ihn, und er beobachtete Terton. Er schien nicht mißtrauisch zu sein. Für ihn stand es fest, daß wir früher oder später im Zentrum der Urmutter ankommen würden.
    „Terton ist kein Roboter", sagte ich. Ich wollte weitersprechen, biß mir aber auf die Unterlippe. Würde der Terraner Terton überhaupt verstehen? Würde er begreifen, was der Dunkle war?
    Ich war schon entschlossen, Rhodan zu belügen, als er fragte: „Ist Terton nur eine Projektion?"
    Ich begann nachzudenken. Terton stand vor uns wie eine Statue aus poliertem Holz. Ich ergriff Rhodans Hand und führte sie über die Muskelpartien von Tertons Rücken.
    „Spüren Sie ihn?"
    „Natürlich!"
    „Er ist keine Projektion! Jedenfalls nicht im üblichen Sinn. Er kann nur hier existieren und auch nur dann, wenn ich zugegen bin."
    Was heißt das?"
    Meine Gedanken eilten in die Vergangenheit zurück. Als ich vor zweihunderttausend Jahren die Urmutter programmiert hatte, war auch Terton entstanden.
    „Warum willst du ihm alles erklären?" dachte Terton in diesem Augenblick.
    Ich ignorierte ihn.
    „Als ich die Urmutter fertiggestellt hatte, fertigte sie ein Psychogramm von mir an", berichtete ich dem Terraner. „Sie lotete meinen Verstand und meinen Geist aus, kehrte mein Innerstes nach außen."
    Ich legte dem Terraner eine Hand auf die Schulter.
    „Wie jeder Cappin habe ich Fehler. Ich bin unbeherrscht, schätze die Macht und bin abweisend gegenüber Intelligenzen, die mir unterlegen sind." Ich hätte noch mehr aufzählen können.
    „Natürlich versuche ich schon immer diese Dinge zu unterdrücken, aber sie existieren in meinem Unterbewußtsein.
    Und vieles andere mehr."
    „Was hat das mit Terton zu tun?" erkundigte sich Rhodan.
    „Alles, was die Urmutter während des Psychogramms an unerfreulichen Dingen entdeckte, fügte sie zusammen. Aus all meinen negativen Charaktereigenschaften schuf sie Terton."
    Rhodan hob ungläubig die Augenbrauen. Für ihn, den Realisten, konnte es ein Wesen wie Terton nicht geben.
    „Terton ist die Summe meiner Fehler", fuhr ich fort. „Wenn Sie so wollen, ist er eine Energieprojektion, die ihre Existenz mir verdankt. Ich bin das Medium, ohne das Terton nicht existieren kann. Er ist mein Bruder - mein schwarzer Zwilling."
    Rhodan trat dichter an Terton heran und berührte ihn. Er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen Tertons Körper. Es gab keine Geräusche. Rhodan packte Terton am Arm, aber er hätte ebensogut versuchen können, einen Berg zu bewegen.
    „Abgesehen davon, daß ich nicht verstehe, wie Terton entstanden ist, ist mir auch unklar, welchen Sinn er haben soll."
    „Das ist leicht zu erklären", gab ich zurück. „Ich ließ ihn zu meiner eigenen Sicherheit

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