0487 - Ich, der Ganjo
Doch Ovaron, der echte Ganjo, wird bald wieder auf Erysgan sein. Legt die Waffen nie ... „ Ein langgezogenes Geheul folgt. Die Sendung wird von der Zentrale aus unterbrochen. Ein paar Techniker haben die Schaltung rückgängig gemacht.
Eine andere Stimme ertönt jetzt. Ich erkenne sie unter Tausenden.
Es ist Guvalaschs Stimme.
„Hier spricht der Sextolotse! Ganjopriester, laßt euch nicht verwirren. Die Perdaschisten wollen die Gunst der Stunde nutzen, um endlich an die Macht zu kommen. Sie sind es, die sich mit dem falschen Ganjo verbündet haben. Auch Tetman Tarino wurde ein Opfer verbrecherischer Machenschaften. Aber fähige Offiziere werden den Befehl über die Systemflotte Syveron übernehmen und die Farrogs, die sich in unser Gebiet gewagt haben, zurückwerfen."
Seine Worte sind eine Bestätigung dessen, was bisher nur als Gerücht bekannt geworden war. Die Farrogs sind an die Oberfläche gekommen und greifen zusammen mit den Truppen des Tetmans ‘und mit den Perdaschisten das Regierungsgebäude an. Ich bin sicher, daß die Ganjatoren an der Spitze dieser Bewegung stehen. Nur sie können es erreicht haben, daß aus den seit Tagen feindlich gegenüberstehenden Verbänden der Farrogs und der Systemflotte Verbündete wurden.
„Der Ganjo ist in großer Sorge", fährt Guvalasch fort. „Er kann nicht zu euch sprechen, denn die Verantwortung, die er zu tragen hat, läßt ihm keine Zeit dazu. Aber er wird der gerechten Sache zum Sieg verhelfen."
Ohne mir darüber klar zu sein, was ich tue, trete ich aus dem Gang in die Halle hinaus.
„Er lügt!" höre ich mich schreien. „Guvalasch lügt! Seht her! Ich bin der Mann, von dem er spricht. Aber ich bin ein Doppelgänger, ein Duplikat. Ich bin nicht der echte Ganjo."
Die Ganjasen, die sich in der Halle befinden, weichen vor mir zurück. Sie starren mich an wie eine übernatürliche Erscheinung.
Sie haben mein Bild oft genug gesehen und verehrt. Meine Erklärung muß niederschmetternd für sie sein.
Nur allmählich wird mir bewußt, daß ich einen schweren Fehler begangen habe. Ich beobachte ein paar Priester, die ihre Waffen ziehen und sich durch die Menge drängen.
Sie wollen mich töten. Wenn ich so spreche, bin ich eine Gefahr für sie.
Außerdem weiß jetzt Guvalasch, daß ich gegen ihn bin. Ich habe mich offiziell als sein Gegner erklärt.
Ich werfe mich herum und stürme in den Gang zurück, aus dem ich gekommen bin. Aus dem Hintergrund wird ein Schuß auf mich abgefeuert. Er geht fehl.
Keuchend erreiche ich das Ende des Korridors, durchquere eine kleine Halle und stoße die Tür zu einem Maschinenraum auf. Es ist mir jetzt gleichgültig, ob mich jemand sieht oder nicht.
Im Maschinenraum habe ich einen Augenblick Zeit, um Atem zu schöpfen.
Wieder erklingt die Stimme Guvalaschs.
„Der falsche Ganjo ist zurückgekehrt!" ruft er. „Er befindet sich mitten unter uns und will mit Lügen die Auseinandersetzung entscheiden."
Eine kurze Pause, dann: „Tötet ihn, wo immer ihr ihn trefft!"
Ich renne weiter. Guvalasch ist teuflisch schlau. Er hat sofort versucht, die neue Situation zu beherrschen. Er nutzt meinen unüberlegten Auftritt für seine Zwecke.
Das macht mich nur noch entschlossener, ihn zu erledigen.
Ich öffne eine Seitentür und gelange in einen kleineren Kontrollraum, Ich kenne mich in diesem riesigen Gebäude nicht gut aus, aber ich weiß, daß ich in der Nähe der Funkzentrale bin.
Wieder wird das Gebäude von Explosionen erschüttert. Ein dumpfes Dröhnen kommt aus der Tiefe. Wie von einem überdimensionalen Tuschestift aufgemalt, erscheint vor mir in der Wand ein fingerdicker Riß.
Ein schwerer Treffer muß in diesen Gebäudeteil eingeschlagen sein.
Sekunden später herrscht eine unheimliche Stille.
Ich verlasse den Kontrollraum. Draußen im Gang brennt nur noch die Notbeleuchtung. Ein paar Schritte von mir entfernt liegt ein Mann am Boden. Sein Gesicht ist schwarz. Strahlenschuß.
Ich frage mich, wer ihn getötet hat.
Nachdem ich ihn untersucht habe, weiß ich Bescheid. Auf seiner Brust klebt ein Zettel. In großen Buchstaben steht PERDASCHIST darauf geschrieben. Der Tote ist ein Opfer der Priester. Jemand, der aus irgendeinem Grund den Verdacht dieser Fanatiker erweckt hat.
Als ich mich aufrichten will, spüre ich, daß jemand hinter mir steht. Instinktiv lasse ich mich fallen. Ein Blitz hüllt mich ein. Ich höre das Zischen einer Strahlenwaffe.
Ich rolle mich seitwärts und versuche, meine eigene Waffe zu finden,
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