0487 - Ich, der Ganjo
dunkel. Etwas begann zu rauschen. Dann hörte ich Klopfgeräusche. Vielleicht war das Rhodan, der mir Signale geben wollte.
War er der ihm zugedachten Röhre entkommen?
„Ovaron?"
Die dumpfe Stimme ließ mich zusammenzucken.
„Ovaron!"
Der Ruf explodierte förmlich in meinem Gehirn.
Die Röhre wurde durchsichtig. Davor stand Terton der Dunkle.
Er hatte beide Arme erhoben. In dieser Haltung sah er würdevoll und gefährlich zugleich aus.
„Terton!" antwortete ich. „Was bedeutet das? Warum bist du wieder aufgetaucht?"
Sein ebenmäßig geformter Körper reflektierte das schwache Licht und schien es zu verstärken.
Ich starrte meine Negative Summe an und wartete, daß sie sich wieder melden würde.
Terton dachte: „Du hast dein Ziel fast erreicht. Hinter dem Raum, in dem wir uns jetzt befinden, liegt die Programmierungszentrale."
„Dann befreie mich aus dieser Lage", forderte ich ihn auf. „Was soll das jetzt noch bedeuten?"
Sein telepathisches Gelächter flutete in schmerzhaften Wellen durch mein Bewußtsein. Er beruhigte sich nur langsam. Ich erkannte plötzlich, was mich seit unserem Eindringen in diese Station bedrückt hatte.
Terton!
Meine Negative Summe hatte sich auf unangenehme Weise ausgewirkt. Seine telepathischen Impulse, die ich unbewußt empfangen hatte, waren fast zu meinem Verhängnis geworden.
Deshalb hatte Rhodan auch nichts davon gespürt.
Ich begriff, daß Terton eine ungeheure Gefahr war.
Er stand zwischen mir und der Urmutter.
„Dachtest du wirklich, ich würde zulassen, daß du die Urmutter übernimmst?" höhnte er. „Das würde gleichzeitig mein Ende bedeuten."
„Du kannst nicht gegen mich kämpfen", versuchte ich ihn umzustimmen. „Du bist ich - und ich bin du."
Bösartige Impulse waren die Antwort. Ich begann zu befürchten, daß das, was ich jetzt erlebte, kein Teil eines großangelegten Tests war, sondern ein unprogrammierter Zwischenfall, bei dem der Gegner von Anfang an im Vorteil war.
Ich war gelähmt und steckte außerdem noch in dieser Röhre.
Was sollte ich gegen Terton unternehmen?
„Es ist sinnlos, wenn du dich gegen mich stellst", beschwor ich den Dunklen. „Du bist kein lebendes Wesen. Du bist eine Fiktion oder eine Energieprojektion. Ich weiß nicht, wie die Urmutter dich zu dem gemacht hat, was du jetzt darstellst. Du hast nicht einmal ein Gesicht. Was willst du erreichen?"
Er belehrte mich, daß das eine grundsätzliche Frage war.
„Ich bin ein Teil deiner Persönlichkeit", dachte er wütend. Sein Zorn war so groß, weil ich ihn nicht verstand. Er wollte verstanden und anerkannt werden. „Wir haben uns schon immer gestritten. Früher, als ich noch in deiner Unterbewußtsein war, konnte ich nichts gegen dich tun. Immer war ich der Unterlegene.
Fast immer setzte sich deine von Tabus und Moralbegriffen strotzende Persönlichkeit durch. Ich lebte im Untergrund, ohne daß du viel von mir wußtest. Nur ab und zu kam ich an die Oberfläche deines Bewußtseins und veranlaßte dich zu Taten, die du dann später immer bereutest.
Ja - du schämtest dich meiner!
Du schämtest dich, obwohl ich ebenso zu dir gehörte wie das, was du für gut hältst."
Ich war bestürzt.
Es war unfaßbar. Da stand meine Negative Summe in Gestalt eines gesichtlosen schwarzen Riesen und drohte mir.
„Jetzt", triumphierte Terton, „brauche ich mich nicht mehr zurückdrängen zu lassen. Ich bin frei!
Frei! Frei!"
Seine Gedanken waren wie Feuerstöße, die mein Gehirn verbrannten. Starr stand ich in der Röhre.
„Jetzt", fuhr Terton fort, „bestimme ich, was geschieht. Diesmal wirst du dich unterdrücken lassen müssen."
Ich brachte einen Gedanken zustande - eine entsetzte Frage: „Was hast du jetzt vor, Dunkler?"
Er reckte sich. Seine Muskeln bewegten sich wie selbständige Lebewesen. Er war atemberaubend schön.
„Ich werde dich für alle Zeiten hier festhalten. Du wirst in der Röhre bleiben, bis du stirbst."
Zweifellos war diese Drohung ernst gemeint. Ich konnte sie nicht ignorieren, auch wenn sie von jemand ausgesprochen wurde, der normalerweise nicht existierte. Etwas hatte meinen Körper verlassen und war von der Urmutter in einem geheimnisvollen Prozeß in dieses Ding umgewandelt worden, das jetzt vor mir stand und mich herausforderte.
„Wenn ich sterbe, kannst auch du nicht länger leben", erinnerte ich ihn.
Er gab keine Antwort. Dachte er nach? Konnte er nachdenken?
„Es gibt dich nicht!" schrien meine Gedanken. „Du gehörst zu mir. Gib auf,
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