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0487 - Im Tempel des Drachen

0487 - Im Tempel des Drachen

Titel: 0487 - Im Tempel des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können.«
    Von Shao bekam ich ebensowenig eine Antwort wie von Suko. Dafür bewegte sich der alte Shaolin.
    Er ging sehr langsam vor, bis er die Wand erreicht hatte. Dort breitete er seine Arme aus und preßte seine flachen Hände gegen den nicht sichtbaren Widerstand.
    Wir schauten ihm zu und sahen, daß er die Hände kreisförmig bewegte und dabei einen Singsang ausstieß, der mich an das Murmeln der Mönche beim Gebet erinnerte.
    Wir störten ihn nicht. Keiner von uns kannte die Kräfte des alten Shaolin. Es lag aber im Bereich des Möglichen, daß er es auf seine Art und Weise schaffte, die Wand zu zerstören.
    Worte hatten schon Welten verändert, und seine Gebete schienen mit einer gewissen Magie gefüllt zu sein.
    Lin Cho erreichte einen Erfolg. Genau dort, wo er die Wand berührte, funkte es auf. Ein glitzerndes Licht, das sich drehte wie ein Kreisel und den Flecken erhellte, den er mit den langen Totenklauen nachzeichnete.
    Kamen wir dort durch?
    Wir warteten darauf, daß die Sperre brach, nur geschah das nicht. Sie blieb, aber der Ausschnitt, den der alte Shaolin freigelegt hatte, leuchtete.
    Er drehte sich um und winkte mit einem Finger Shao herbei.
    Sie glitt auf ihn zu.
    Es sah so aus, als wollte sich der Zombie an ihr festkrallen, als er die Schultern der ganz in Schwarz gekleideten Chinesin anfaßte, aber er sprach wieder nur einige Worte in ihr Ohr, und Shao nickte zum Zeichen, daß sie verstanden hatte.
    Ich war neugierig wie ein kleines Kind zu Weihnachten. »Was hat er gesagt?«
    »Er setzt auf mich.«
    »Wieso?«
    »Ich soll die Wand zerstören.«
    Suko trat überrascht einen kleinen Schritt vor. »Ja - schaffst du das denn?«
    »Ich glaube schon. Nur müßte ich dann die speziellen Waffen einsetzen, die ich als die Erbin der Sonnengöttin besitze. Wenn ich durchkomme und auf Shimada treffe, habe ich mit ihm zudem noch eine Rechnung zu begleichen.«
    »Welche?«
    Bei meiner Frage nahm Shao bereits die Armbrust und spannte sie. »Ich werde versuchen, ihm Amaterasus Fächer abzunehmen, der sich noch immer in seinem Besitz befindet. Es ist die große Chance der Sonnengöttin, sie aus dem Dunklen Reich zu holen, damit sie die Feinde vernichten kann, die sie in diese verrückte Lage gebracht haben.«
    »Bitte, versuch es!«
    Shao holte einen Pfeil aus dem Köcher. Noch einmal ließ sie die Sehne wieder zurückschnellen, bevor sie den Pfeil in die schmale Bolzenrinne legte.
    Dann spannte sie die Waffe.
    Sie tat es sehr langsam und unheimlich konzentriert. Ihr Körper nahm ebenfalls eine gewisse Spannung an. Man konnte ihn fast mit der Bogensehne vergleichen.
    Das Ziel war auf diese kurze Distanz nicht zu verfehlen. Sehr genau und hart schaute Shao gegen die Wand.
    Ihre Arme zitterten nicht. Man sah ihr an, daß sie es gewohnt war, mit der Waffe umzugehen.
    Die Sehne war gespannt.
    Wir standen neben der Chinesin und hörten das leicht singende Geräusch, als der Pfeil die Bolzenrinne verließ und gegen sein Ziel hämmerte. Gleichzeitig schnellte die Sehne wieder zurück, und Shao ließ die Armbrust sinken, nicht ohne vorher einen zweiten Pfeil aus dem Köcher geholt zu haben.
    Der erste steckte in der Wand.
    Er zitterte noch nach, und hatte ungefähr die Mitte des Lichtkreises erreicht, ohne ihn allerdings durchbrochen zu haben. Shao schüttelte den Kopf und hob die Schultern. »Ich schaffe es wohl nicht«, flüsterte sie.
    »Nimm den nächsten!« sagte Suko.
    »Meinst du wirklich?«
    »Ja, tu es!«
    Und Shao legte den zweiten Pfeil auf. Wieder zog sie die Sehne zurück. Der kurze Augenblick der Spannung lag wie Blei in der Luft, bis der Pfeil auf die Wand zuschnellte und dicht neben dem ersten zitternd steckenblieb.
    Geschafft?
    »Nein!«
    Shao senkte den Kopf. Die Magie der Pandora war ungeheuer stark. Ich hatte sie schon einmal erlebt, als Shimada geflüchtet war und die Wand sogar meinen silbernen Bumerang aufgehalten hatte.
    »Noch einmal!« sagte Suko.
    Auch ich bedrängte Shao, und der alte Mönch spreizte zwei Finger und einen Daumen ab.
    Auch er wollte es.
    Shao legte den dritten Pfeil auf. Wieder wirkte sie konzentriert. Die beiden ersten Pfeile steckten dicht nebeneinander in der Wand. Ich war gespannt, wo sie den dritten hinsetzen wollte.
    Noch ein kurzes Zielen, dann der Schuß - und der Treffer.
    Dicht unter den ersten beiden, vielleicht nur eine Fingerbreite entfernt, fand der dritte sein Ziel.
    Und es war genau der Moment, als alles anders wurde. Ein hohes, singendes Geräusch erreichte

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