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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mir wieder zufallen. Nun, unter diesem Aspekt könnte ich mich vielleicht in dieser modernen Welt ein wenig arrangieren und…«
    Da pflanzte ihm Nicole mit aller Kraft ihre fünf Finger mitten ins Gesicht, daß er keine Zeit mehr fand, Erschrecken zu zeigen.
    ***
    Es dauerte eine Weile, bis der Gnom seinen »Arbeitsplatz« vorbereitet hatte. Zauberkreise aus magischer Kreide überzogen den Boden, Bann- und Schutzzeichen sowie Sigille zur Anrufung. Zum Schluß entnahm der Gnom jeder Regenbogenblume ein wenig Blütenstaub. Er quirlte die klebrigen Körnchen zu einer kompakten Masse zusammen und besprach diese mit einem Zauber. Formel um Formel rezitierte er; schon bald wurde spürbar, daß etwas geschah. Ein Kraftfeld erfüllte die Kaverne, unsichtbare Schwingungen durchdrangen sowohl die Blumen als auch den Gnom in seinem Schutzkreis.
    Hin und wieder trank er einen Schluck Wasser, um Lippen und Zunge zu benetzen, die von der endlosen Beschwörungslitanei immer trockener wurden. Das Schwingungsfeld wurde stärker und stärker. Während der Gnom sprach, erfaßte ihn starke Erregung. Er konnte regelrecht spüren, wie die Magie sich aufbaute. Er spürte es so stark wie nie zuvor. Allerdings hatte er sich auch nie zuvor an einem so gewaltigen Zauber versucht!
    Aber er wußte jetzt, daß es ihm gelingen würde.
    Diesmal gab es keinen Fehlschlag. Ein tiefer, innerer Friede erfüllte ihn. Er konnte helfen. Er, den niemand richtig ernst nahm!
    Er versank in Trance. Süßer Nektargeruch umnebelte ihn. Plötzlich sah er ein Bild.
    ***
    Erschrocken wich Cristofero ein paar Schritte zurück. Sein Gesicht lief tiefrot an. Aber er unterdrückte einen Aufschrei, und er schlug auch nicht zurück. Selbst wenn er seinen Respekt gegenüber der unkonventionell auftretenden Mätresse Zamorras nach dessen Tod auf Null zurückgeschraubt hatte, war sie doch immerhin noch ein weibliches Wesen und stand damit außerhalb jeder Gewalt. »Was erdreistet Sie sich?« entfuhr es ihm. »Lasterhaftes, unmoralisches Weib! Unverzüglich verschwinde Sie aus meinen Augen! Und wage Sie es nicht noch einmal, die Hand wider mich zu erheben. Sie vergißt wohl, wen sie vor sich hat! Sie kann froh sein, wenn ich ihr die Gnade erweise, sie künftig als Magd zu beschäftigen. Doch das werde ich mir nunmehro reiflichst überlegen!«
    Warum sollte er dieser Bürgerlichen gegenüber noch mehr als nötig höflich sein? Es gab ja keinen Zamorra mehr, den er damit hätte vor den Kopf stoßen können.
    »Du bist ein Scheusal!« entfuhr es ihr. »Ein arroganter, widerwärtiger Teufel! Zamorra kann nicht tot sein, aber selbst, wenn er es wäre, ist es eine Geschmacklosigkeit ersten Ranges, schon in diesem Moment sein Erbe antreten zu wollen! Du bist tot, Cristofero! Du bist seit gut dreihundert Jahren tot! Vergiß das nie! Du kommst aus der Vergangenheit, und du wirst wieder in die Vergangenheit zurückkehren und dort sterben! Und wenn du noch einmal den Mund aufmachst, stopfe ich ihn dir, du Bestie!«
    Der Zeitreisende schnappte nach Luft. Mit einem derartigen Wutausbruch hatte er nicht gerechnet. Nicole hatte sich ihren Zorn von der Seele geredet. Anfangs hatte sie Cristoferos altertümliches Auftreten belustigt, aber spätestens, als sie merkte, wie ernst es ihm damit war, war er ihr mit seiner aufdringlichen Arroganz des Adligen lästig geworden. Sie hatte aufgeatmet, als Zamorra den Zeitreisenden nach England ausquartierte, zunächst ins Beaminster-Cottage und nach dessen teilweiser Zerstörung durch einen Anschlag der OParascience- Sekte nach Pembroke-Castle. Und Nicole war nicht die einzige, die Cristofero ablehnend gegenüberstand; auch dem Earl of Pembroke war mittlerweile der Kragen geplatzt, und er hatte den Don nach Frankreich zurückgeschickt. Dadurch war diese fatale Situation ja gerade erst entstanden!
    Bisher hatte Nicole sich krampfhaft bemüht, Cristofero zu respektieren, auch wenn sie ihn nicht sonderlich mochte. Aber jetzt hatte er die Grenze des Erträglichen überschritten. Verdammt, Nicole und Zamorra hatten sich selbst oft genug in anderen Zeitepochen aufgehalten. Sie hatten sich den dort herrschenden Sitten und Gebräuchen angepaßt. Warum sollte man dann nicht auch von dem Dicken verlangen können, daß er sich anpaßte?
    Oder daß er, wenn ihm das zu schwer fiel, wenigstens die Klappe hielt?
    Wütend ließ Nicole ihn einfach stehen, wo er stand, und hoffte, daß er darauf verzichtete, ihr zu folgen. Immerhin hatte er ihr ja selbst befohlen, ihm

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