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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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›Wir zahlen Ihnen diese hohen Honorare doch nur, weil wir wollen, daß Sie reich werden. Aber wenn Sie reich werden, werden wir steinreich ‹. Und dieser Kernsatz hat heute mehr Gültigkeit denn je -also wo ist jetzt diese verflixte Spinne?«
    »Ich denke immer noch an einen Einbrecher«, sagte Nicole. »Vielleicht solltest du die Polizei bitten, einen Spurensicherungstrupp herzuschikken.«
    »Später«, sagte Ted. »Vorerst denke ich an einen Ein-Mann-Trupp.«
    Sie runzelte die Stirn. »Zamorra?«
    »Ja. Oder auch du, Nicole. Mit dem Amulett kannst du einen Blick in die Vergangenheit werfen. Dann sehen wir, was mit dieser Spinne passiert ist.«
    Nicole nickte ihm zu. »Also gut, packen wir’s an!«
    ***
    Wassil Davidoff fühlte sich nicht besonders gut. Etwas war falsch. Er dachte an die Türkisspinne, die er dem Professor gegeben hatte, und die jetzt Dembowsky mit sich herumschleppen sollte. Es war nicht gut, daß Dembowsky die Spinne hatte, und es war auch nicht gut, daß die Spinne in Moskau war. Sie war allein, und das war falsch.
    Davidoff war müde. Er hatte sehr schlecht geschlafen. Immer wieder hatte er von der Spinne geträumt. Sie war groß und mächtig, füllte einen ganzen Höhlenraum aus. Da war auch eine schöne Frau, und da war ein Zauberer. Aber immer wieder war Davidoff aus dem Traum hinausgerutscht und aufgeschreckt, und im Wachzustand verschwanden die Details. Er bemühte sich wieder einzuschlafen und den Traum zurückzuholen, aber es gelang ihm stets nur teilweise. Dabei hätte er gern mehr über diese Spinne erfahren. So etwas ging natürlich an die Nerven.
    Davidoff sah aus dem Fenster. Es war zu hell draußen, und da waren auch zu viele Menschen. Am liebsten hätte er sich in einen dunklen Winkel seines Zimmers zurückgezogen und gewartet, bis die nächste Nacht hereinbrach. Aber das konnte er nicht tun. Irgendwo tief in seinem Inneren pochte etwas und mahnte an, daß er bestimmten beruflichen Verpflichtungen nachzukommen hatte, und daß er sich ohnehin schon verspätete. Nervös verließ er das Haus und mischte sich unter die Menschen der U-Bahn-Station. Er zögerte; zwei Züge ließ er fahren, weil sie zu voll waren. Endlich, im dritten, fand er Platz. Als er schließlich die Universität erreicht hatte, atmete er auf. Aber auch hier wimmelte es von Menschen, und auch hier war das Licht viel zu hell.
    Er ging an seine Arbeit.
    Kaum saß er, als der Professor auftauchte. Davidoff duckte sich kaum merklich.
    »Wo, bei Rasputins Bart, haben Sie gesteckt, Genosse Wassilij?« polterte Saranow. »Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«
    »Tut mir leid«, murmelte Davidoff unbehaglich. »Aber ich fühle mich heute nicht besonders wohl. Ich habe sehr schlecht geschlafen.«
    »Und dabei wohl auch von Spinnen geträumt, wie?« polterte Saranow.
    Davidoff wollte die Augen weit aufreißen, aber das gelang ihm irgendwie nicht. Seine Augenpartie war merkwürdig starr. »Woher - woher wissen Sie das?« stammelte er.
    Saranow seufzte. »Warum erinnert mich das bloß so an Mexiko?« überlegte er laut.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Davidoff verwirrt.
    »Na, in Mexiko ist mal einer hingerichtet worden, weil er keine Ausrede wußte.«
    »Aber ich habe wirklich kaum ein Auge zugetan. Es waren schlechte Träume, und ich war ständig wach«, sagte Davidoff.
    Saranow setzte sich auf die Kante seines Arbeitstisches. »Na, dann erzählen Sie mal, was das für Träume waren. Tatsächlich von Spinnen?«
    Davidoff nickte. Er erzählte. Saranow schüttelte den Kopf. »Ich hege den Verdacht, daß Fedor Martinowitsch und Sie sich abgesprochen haben, um mich zu verkaspern. War das Dembowskys Idee? Will er sich so an mir rächen, weil ich ihm diese Spinne aufs Hühnerauge gedrückt habe?«
    Davidoff zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Professor.«
    Der massige Saranow winkte ab. »Lassen Sie den Kram, mit dem Sie beschäftigt sind, erst mal liegen. Fertigen Sie ein möglichst exaktes Protokoll Ihrer Träume an. Ich will es in spätestens zwei Stunden, also zu Beginn der Mittagspause, auf meinem Schreibtisch haben. Und dann können Sie sich auch die Steinspinne abholen. Im verschlossenen Koffer. Heute sind Sie dran, die Steinfigur und ihre Wirkung auf Sie zu testen. Ich bin gespannt, was bei diesem Versuch herauskommt, vor allem im direkten Vergleich mit einer völlig neutralen Testperson.«
    Davidoff nickte. »Ich auch«, murmelte er fahrig.
    An den Spinnenbiß von gestern dachte er

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