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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entstand eine gewaltige Spinne, die auf ihren acht Beinen einige Schritte tappte, gegen das Cabrio stieß und dann zusammenbrach. Etwas flirrte, die Umrisse der übergroßen Spinne verschwammen, und sie löste sich in Nichts auf.
    Das andere Wesen, das sich aus der ursprünglichen Erscheinung abgespalten hatte, war eine Frau. Sie trug einen Fell-BH und einen schmalen Lendenschurz. Aber noch während die Spinne sich auflöste, verschwand auch dieser Eindruck, und die Frau trug flache Sandalen, einen knielangen Rock und eine Bluse. Sie lehnte sich an den Polizeiwagen und wirkte vollkommen durcheinander.
    Nicole kümmerte sich um den Gnom. »Alles in Ordnung, mein Freund? Bist du unverletzt?«
    Er nickte. »Ich glaube schon. Ich habe…« Er sah, wo er sich befand, und verstummte. »Mehr darüber, wenn wir unter uns sind, schlage ich vor, Mademoiselle«, raunte er so, daß nur Nicole seine Worte wahrnehmen konnte. »Die Staatsbüttel brauchen nicht alles zu wissen, verstehen würden sie’s ohnehin nicht.«
    Ted hatte sich derweil der Frau angenommen. Sie war völlig außer sich und verwirrt. Der Gnom versuchte, sich von ihr fern zu halten.
    Die beiden Polizisten waren ratlos.
    Teodore Eternale lächelte ihnen zu. »Sie verstehen das alles hier ebensowenig wie wir, nicht? Ich habe einen Vorschlag, signori. Schreiben Sie einfach ein Protokoll darüber, daß Sie den gestohlenen Wagen hier gefunden haben. Alles andere lassen Sie einfach weg.«
    »Aber wir können das doch nicht so einfach tun!« sagte Mascarotti.
    Ted zuckte mit den Schultern und breitete die Arme aus. »Welcher Vorgesetzte und welcher Staatsanwalt würde Ihnen denn glauben, was Sie hier gesehen haben? Der gestohlene Wagen ist da, und was die Beschädigung des Verdecks angeht… Nun, ich denke, daß ich zwar mit dem Täter weder bekannt noch verwandt bin, aber ich bin ein reicher Mann und werde mit dem Geschädigten schon einig werden, bene? Ich ersetze den Schaden ohne Schuldanerkenntnis. Ich werde dazu heute oder morgen in Ihrer questura vorsprechen.«
    Während er wie ein Wasserfall redete, bugsierte er die Frau in den Fond des Rolls-Royce. Nicole hatte bereits den Gnom untergebracht und stieg jetzt auch ein. Ted pflanzte sich hinters Lenkrad, manövrierte die schwarze Limousine aus der Schlammbahn und steuerte seine Villa an.
    »Bist du sicher, daß das funktioniert, was du da machst?« fragte Nicole, der die beiden maßlos verblüfften und fassungslosen Beamten leid taten; schließlich sieht man nicht alle Tage derlei unerklärliche Phänomene.
    »Wahrscheinlich wird es ein paar rechtliche Probleme geben«, sagte Ted. »Aber ich kenne mindestens zwei Dutzend hervorragender Anwälte. Sie werden sich liebend gern für mich einsetzen. Okay, die beiden vigili urbani tun mir auch leid, aber - glaubst du im Ernst, daß ihnen jemand die Wahrheit abnehmen würde?«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Sicher nicht«, bedauerte sie.
    Ted nickte. »Also ruhen wir uns erst mal etwas aus und fragen die junge Dame auf dem Sitz hinter mir, was das für ein Spiel ist.«
    »Ich glaube, ich kann Euch das erklären«, bemerkte der Gnom trocken.
    ***
    »Dann mal raus mit der Sprache«, verlangte Ted, als sie sich im »Palazzo Eternale« befanden. Die Frau, Kirsten Simban, betrachtete das Haus voller Scheu und so, als habe sie unangenehme Erinnerungen daran. Allmählich kristallisierte sich heraus, was geschehen war. Sie - oder die Spinne in ihr -hatte die Türkisfigur entwendet. Sie konnte nicht erklären, wie das geschehen war. Offenbar hatte es nicht nur im Moment der Auflösung jener Höhlenwelt einen Doppelkörpereffekt gegeben. Alles mußte sich im Para-Bereich abgespielt haben, halb materiell, halb psychisch. Die Grenzen zwischen Sein und Denken waren verschwommen.
    Aber Kirsten Simbans Fuß blutete plötzlich wieder.
    Eine gelbliche Masse schwemmte mit dem Blut hinaus, ehe die Wunde sich wieder schloß. Es war Spinnenblut.
    »Solche Verwandlungen«, meinte Ted Ewigk, »gehören doch eigentlich zum schwarzmagischen Bereich. Wie konnten Sie dann aber die Barrieren um dieses Haus durchbrechen, Frau Simban?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir doch gar nicht sicher, ob ich hier drinnen war oder das andere in mir!«
    Der Gnom grinste.
    »Keine Schwarze Magie«, versicherte er. »Wirklich nicht. Glaubt mir! Es ging darum, die beiden Türkisspinnen zusammenzuführen, die dämonische Trennung aufzuheben. Das war ein gutes Werk. Also keine Dunkelkraft, sondern Magie

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