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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie sich also Sorgen machen?
    Sie war gebissen worden, na und? Ebensogut hätte es ein Moskitostich sein können. Es war wichtiger, herauszufinden, wo die Türkisspinne hingekommen war, als sich Sorgen über diesen Spinnenbiß zu machen.
    Ein Haufen Legenden rankte sich um die Skulptur. Zwei Exemplare sollte es davon geben, die Nachbildung eines männlichen und die eines weiblichen Tieres, wobei Kirsten sich ernsthaft fragte, wie man diesen Unterschied deutlich machen sollte. Sie selbst sah keinen Geschlechterunterschied bei den Achtbeinern - allerdings hatte sie sich auch nie besonders intensiv mit Spinnen beschäftigt. Diese Figuren jedenfalls sollten Fetische sein, geheimnisvolle, magiegeladene Gegenstände, die Glück oder Unglück brachten. Der Holländer Jobst Burendijk hatte seine Figur angeblich dem Medizinmann eines Zulu-Dorfes abgenommen. Deshalb war Kirsten hinter der Story her - aber nicht nur deshalb. Burendijk sollte auch in eine Art RealWirtschaftskrimi politischer Art ersten Ranges verwickelt sein. Deshalb war sogar ein »gefürchteter« Kollege von ihr aus Europa herübergekommen, der legendäre Ted Ewigk. Ewigk war auch hier gewesen und bald wieder verschwunden. Und nun war Burendijk fort, und die Spinnenfigur ebenfalls. Gab es da einen Zusammenhang?
    Kirsten straffte sich. Ganz gleich, wie ihr bisheriger Auftrag ausgesehen hatte - sie mußte herausfinden, wohin die Türkisspinne entführt worden war, ehe sie in ihr eigenes Netz zurückkehren konnte.
    ***
    »Fangen Sie mal!« begrüßte Boris Iljitsch Saranow seinen zur Tür hereinkommenden Assistenten und warf ihm den türkisfarbenen, faustgroßen Gegenstand zu. Der untersetzte Fedor Martinowitsch Dembowsky schnappte nach dem Ding, schrie einmal auf, weil es ihm dabei spinnenbeinartige Stacheln zwischen die Finger und in den Handballen drückte, und schrie dann ein zweites Mal, als er erkannte, daß das tatsächlich Spinnenbeine waren. Blitzschnell schleuderte er das grünliche Ding zurück und schlenkerte die Hand wild und angeekelt durch die Luft, als habe er in einen saftigfrischen Kuhfladen gefaßt. Möglicherweise wäre ihm das sogar lieber gewesen.
    Saranow griff etwas zu langsam nach der zurückfliegenden Spinne, obgleich er die Reaktion seines blonden Assistenten erwartet hatte. Die Spinne sauste an ihm vorbei und krachte ins Glas einer Schrankwand hinter dem Professor.
    »Job twoju matj!« fauchte Dembowsky, und aus seinen hellen blauen Augen funkelte er Saranow so zornig an, daß der auf der Stelle verblutet wäre, wenn Blicke töten könnten. »Das machen Sie mit mir nicht noch einmal, ma dorogoi!«
    Saranow schraubte seine 191 cm Körpergröße inklusive 2 Zentner Lebendgewicht hinter seinem Arbeitstisch empor und betrachtete kopfschüttelnd den Flurschaden hinter sich. Das Glas war zerborsten, und von der kleinen Sammlung von Wodkagläsern dahinter war auch nicht viel heil geblieben. Wenigstens die noch fast volle Karaffe war unbeschädigt. Saranow atmete auf; angesichts der angespannten Versorgungslage, dem rasenden Geldwertverfall und der Verteilungspolitik der Mafia, die nicht nur in Moskau, sondern auch im Rest der GUS die Lebensmittelversorgung längst voll im Griff hatte, war an Wodka wesentlich schwerer heranzukommen als an Panzerfäuste und spaltbares Material aus ex-sowjetischen Kernkraftwerken.
    »Da, schauen Sie sich diese Verwüstung an!« klagte Saranow. »Um ein Haar hätten Sie eine Katastrophe verursacht, Genosse Fedor Martinowitsch!«
    »Nennen Sie mich nicht immer wieder Genosse!« zürnte Dembowsky. »Mittlerweile sollte auch ein Mann Ihres akademischen Ranges begriffen haben, daß die Zeit der Genossen vorbei ist!«
    »Sie kann aber schnell wiederkommen, wenn mein Vornamensvetter nicht höllisch aufpaßt. Den ganzen Streß hätte er sich sparen können, wenn er nicht so machtsüchtig gewesen wäre, den Genossen Gorbatschow abzuschießen, die SU aufzulösen und sich selbst ganz schnell zum Gottkaiser zu ernennen.«
    »Ach, hören Sie doch auf, auf Jelzin zu schimpfen«, murrte Dembowsky. »Der tut sein Bestes, bloß schmeißen ihm die Unverbesserlichen immer wieder Knüppel zwischen die Beine! Mit ihrer Weltuntergangs-Propaganda sorgen sie dafür, daß die Menschen, die das Denken immer noch lieber den Pferden überlassen, weil die größere Köpfe haben, in das Anti-Jelzin-Geschrei mit einstimmen. Und nun fangen Sie auch noch damit an!«
    Professor Saranow grinste. »Dabei ist die Welt doch so stinklangweilig

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