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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hat selbst bei der Stichwortsammlung dritter Generation nichts Brauchbares gefunden. Ich denke, ich werde den Rest des Tages damit verbringen, in der Bibliothek zu wühlen, ob sich in den nicht erfaßten Folianten noch Informationen finden. Staub, laß nach…«
    »Hast du schon mal versucht, den Computer im Beaminster-Cottage abzufragen?«
    »Was dort an Büchern steht oder stand und gespeichert ist, das haben wir auch in unserer hiesigen EDV«, versicherte Zamorra. »Müßtest du doch am besten wissen. Aber ich fürchte allmählich, daß Saranow mittlerweile über diese Spinnen mehr weiß als wir.«
    »Wenn er anruft, bitte ihn, seine Erkenntnisse per Fax oder DFÜ herzusenden, damit wir sie auch abspeichern können.«
    »Selbstverständlich. Wie hast du übrigens die Nacht ohne mich überstanden, cherie?«
    »Ooch, eigentlich ganz gut«, meinte sie.
    »Das ist sehr bedauerlich«, brummte Zamorra. »Mir wäre es lieber, wenn du wieder hier wärst.«
    »Dann schmeiß Cristofero raus. Andernfalls stürze ich mich weiterhin in Roms Nachtleben oder ziehe mir das Nachtprogramm im Fernsehen rein. Die zeigen hier ganz nette Erotik-Filme und - Shows.«
    »Ich hatte gehofft, du würdest mich vermissen«, knurrte Zamorra. Nicole kicherte herausfordernd. »Bei dieser angenehmen Gesellschaft? Ooch, nöö… nicht so direkt.«
    »Na warte«, ächzte der Dämonenjäger und unterbrach die Verbindung.
    Nicole rief das Amulett. Dann begab sie sich zusammen mit Ted in das Zimmer, in dem gestern noch die Steinspinne gewesen war.
    Nicole aktivierte die handtellergroße Silberscheibe, die der Zauberer Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte. Ihre Finger glitten über das umlaufende Band mit den seltsamen Hieroglyphen, die bis heute jedem Versuch, sie zu entziffern, getrotzt hatten. Die leicht erhaben geformten Schriftzeichen ließen sich durch leichten Fingerdruck millimeterweit verschieben, um augenblicklich von selbst wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückzugleiten. Durch das Verschieben aber wurden bestimmte magische Funktionen ausgelöst. Um sie zu bewegen, bedurfte es allerdings auch einer gezielten Willensanstrengung; das verhinderte, daß die an sich scheinbar festen Zeichen nur zufällig bewegt wurden.
    Der Drudenfuß in der Mitte des Amuletts verschwamm; eine Art Mini-Bildschirm zeigte sich, der das Ziel und seine nächste Umgebung wiedergab. In Halb trance steuerte Nicole dieses Bild jetzt gegen den Zeitablauf. Der »Film« lief in rasendem Tempo rückwärts ab. Sekundenlang sah sie sich selbst und Ted, wie sie vorhin hiergestanden und ratlos nach der Spinnenfigur gesucht hatten. Von da an paßte Nicole auf. Von jetzt an konnte das Verschwinden jederzeit stattfinden.
    Plötzlich waren da Schatten!
    ***
    Pünktlich zur Mittagsstunde lieferte Davidoff sein Traumprotokoll ab. Er betrat Saranows Arbeitsraum nach einem mißtrauischen Blick; als er Dembowsky erkannte, zuckte er im ersten Moment zurück, trat dann aber doch ein. Er hielt die beiden Protokollblätter zwischen den Zähnen.
    »Nett, daß Sie sich jetzt auch als Clown betätigen, Genosse Wassilij«, spöttelte Saranow. »Oder dachten Sie, mit Ihren Vampirzähnen könnten Sie gleich die Lochung anbringen, damit ich die Bögen ordentlich abheften kann?«
    Davidoff errötete. Er nahm das Papier zwischen die Finger. Er verstand sich selbst nicht. Wieso hatte er das getan? Vorsichtig legte er das Protokoll auf Saranows Tisch und sah dann Dembowsky an. »Es stimmt also? Du hast auch von Spinnen geträumt, Fedor Martinowitsch?«
    »Ich kann’s bald nicht mehr hören. Ich wandere aus! Nach Sibirien! Freiwillig!« stöhnte Dembowsky. »Oder ich melde mich zur Marine. Da gibt’s vielleicht jede Menge Ratten, aber wenigstens keine Spinnen.«
    »Ich verstehe nicht, was du gegen Spinnen hast. Sie sind äußerst nützliche Tiere. Sie fangen Fliegen und Mücken und alles andere Ungeziefer. Wo Spinnen sind, ist die Wohnung sauber.«
    »Ich will dir sagen, was ich gegen Spinnen habe: wahlweise ’ne breite Schuhsohle oder Gift! Und in meiner Wohnung gibt es auch ohne Spinnen kein Ungeziefer. Hört doch endlich mit dem Quatsch auf, Freunde!«
    »Ich schließe mich den löblichen Worten meines Vorredners an«, sagte Saranow. »Hier ist der Alu-Koffer mit Ihrer Steinspinne, Genosse Wassilij. Machen Sie’s genauso wie der Genosse Fedor Martinowitsch. Halten Sie die Spinne einfach in Ihrer Nähe und protokollieren Sie alles.«
    »Merkst du’s, Zigarre?«

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