Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
nicht aber an dem Benzinkonsum eines Schluckspechtes, der in Form und Technik von amerikanischen Straßenkreuzern der 50er Jahre abgekupfert war.
    Saranow beugte sich leicht vor. »Das hier ist kein Mist, Brüderchen Fedor«, sagte er. »Es ist eine absolute Rarität. Angeblich soll es auf der ganzen Welt nur zwei dieser Türkisspinnen geben.«
    »Na slawa bogu«, äußerte sich Dembowsky erleichtert. »Gott sei Dank.«
    »Wir wissen nicht, wer diese beiden Kunstwerke geschaffen hat«, fuhr Saranow ungerührt fort. »Wir wissen auch nicht, wo das zweite Exemplar sich befindet. Wassilij sagt, er habe es beim Kartenspiel einem Soldaten abgenommen, der aus der ehemaligen DDR dank des Truppenabzuges hierher zurückversetzt wurde. Der wiederum hat die Spinne von einem DDR-Bürger eingetauscht, wogegen, wollte er Wassilij nicht sagen.«
    »Vermutlich Armeewaffen und Munition«, rügte Dembowsky.
    Saranow zuckte mit den Schultern. »Die juristische Seite ist nicht unser Problem«, sagte er. »Wir sind jetzt im Besitz dieser Spinne, die als Forschungsobjekt interessant sein könnte. Angeblich soll sie ein Fetisch sein, der je nach Auslegung Glück oder Unglück bringen kann. So zumindest hat es sich der Soldat von dem Ex-DDR-Bürger erzählen lassen, meinte Wassilij.«
    »Aber wie dieser Zivilist seinerseits an dieses Monstrum gekommen ist, weiß vermutlich keiner mehr.«
    Saranow nickte. »Bedauerlicherweise haben Sie recht, Genosse Fedor Martinowitsch.«
    »Zwei Fragen«, sagte Dembowsky. »Erstens: Wann endlich werden Sie damit aufhören, mich ›Genosse‹ zu schimpfen? Zweitens: Was sollen ausgerechnet wir mit diesem Biest? Wir sind eine parapsychologische Fakultät. Wir kümmern uns um PSI-Phänomene und nicht um alte Steine, denen der Aberglaube magische Kräfte zuschreibt, die sie gar nicht haben können, außer in der zwanghaften Vorstellung alter Narren.«
    Saranow strich sich über den Bart. »Das Problemfeld Fetisch - Glücksbringer - Unglücksbringer gehört bekanntlich auch zu den PSI-Phänomenen. Wir werden uns deshalb mit dieser Spinne ein wenig beschäftigen.«
    »Ohne mich!« wehrte Dembowsky ab. »Soll die Zigarre das übernehmen. Schließlich hat er das verflixte Ding ja auch angeschleppt. Ich weigere mich. Notfalls werde ich kündigen.«
    »Seit der Einführung der freien Marktwirtschaft ist das Stellenangebot für Parapsychologen rapide zurückgegangen«, warnte Saranow. »Passen Sie also auf, daß keiner aus der Verwaltung Ihre kühnen Sprüche hört. Es könnte sonst sein, daß ein selbsternannter Sparfuchs auf die Idee kommt, im nächsten Jahres-Etat Ihre Planstelle schlicht und ergreifend zu streichen. Ich verliere Sie aber ungern, Brüderchen. Außerdem können Sie mir trotz Ihrer Abneigung gegen Spinnen helfen. Genau genommen läuft das Experiment bereits, seit ich Ihnen zur Begrüßung diese Skulptur zugeworfen habe.«
    Dembowsky runzelte die Stirn. »Was soll das bedeuten, Professor? Was ist das für ein Experiment?«
    Saranow lächelte. »Ein Fetisch«, dozierte er, »hilft bekanntlich jenem, der an seine Wunderkräfte glaubt und ihn akzeptiert. Sie aber verabscheuen dieses Ding. Nun werden wir sehen, was daraus wird. Wassilij ist geradezu vernarrt in das Teil; ihm wäre glatt das Herz stehengeblieben, wenn er vorhin gesehen hätte, wie wir uns die Spinne gegenseitig zugeworfen haben.«
    »Heilige Einfalt«, seufzte Dembowsky. »Das ist doch kein nachvollziehbares Experiment unter Laborbedingungen! Das ist, verzeihen Sie, Professor -das ist einfach Schwachsinn!«
    »Wie Sie meinen«, sagte Saranow. »Sie werden einen Tag lang diese Spinne spazierenführen.«
    »Ich denke ja gar nicht daran!« protestierte Dembowsky.
    »Weshalb? Sie werden sie ja nicht einmal sehen. Sie kommt in einen Alukoffer. Mit Sicherheitsschlössern verriegelt. Also ausbruchsicher - falls Sie fürchten, das liebe Tierchen könne zum Leben erwachen und Ihnen über die Hand kriechen. Sie nehmen den Koffer mit. Morgen mittag geben Sie ihn mir zurück, und damit Sie nicht auf die glorreiche Idee kommen, die Spinne zwischendurch in den nächsten Müllkübel zu praktizieren, werde ich Ihnen die Kombinationen der beiden Zahlenschlösser am Koffer nicht verraten. Aber Sie werden alles, was Ihnen innerhalb dieser 24 Stunden passiert, genauestens protokollieren. Jedes Ereignis, jede Gefühlsregung. Morgen ist dann Wassilij mit demselben Testprogramm an der Reihe, und übermorgen eine neutrale Person zur Kontrolle. Immer noch

Weitere Kostenlose Bücher