0489 - Die Spinnenhöhle
nicht mehr.
***
Wassil Davidoff war gespannt darauf, welche Resultate die Experimente mit der Türkisspinne erbringen würden. Der Soldat, dem er sie beim Kartenspiel abgewonnen hatte, schwor Stein und Bein, daß sie ein zauberkräftiger Fetisch sei. Der Ostdeutsche, dem er sie abgetauscht hatte, wollte sie von einem Ungarn-Urlaub mitgebracht haben, und die Spur verlor sich dann im dunklen Hin und Her. Aber immerhin hatté der Ostdeutsche von einer Glücksträhne geredet, die ihn für mehr als ein halbes Jahr begleitet hatte, dann aber schließlich wieder abgerissen war - woraufhin er die Figur verkaufte.
An sich war es eine Kateridee gewesen, auf diesen Zug aufzuspringen. Es gab genug Projekte, um die sich das Institut für Parapsychologie zu kümmern hatte. Aber das war derzeit alles Kleinkram. Reine Routine mit unheimlich viel Statistik und Papier. Davidoff bedauerte, daß er noch nicht zu Saranows Team gehört hatte, als es zu jenem eigenartigen Vorfall mit den mörderischen Phantomen in der Metro, der Moskauer Untergrundbahn, gekommen war. [1] Fedor Martinowitsch hatte ihm davon erzählt. Bei so etwas wäre Davidoff gern dabei gewesen; vor allem reizte ihn die scheinbare Ungreifbarkeit dieser Phantomerscheinungen und die Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen. Dieser Professor Zamorra aus Frankreich war fast schon so etwas wie eine Legende, und Davidoff hätte liebend gern von ihm gelernt.
Aber er war etwas zu spät angestellt worden - und das vorerst auch nur auf Probe. Deshalb hoffte er, daß diese unscheinbare Spinne der große Knüller war. Damit konnte er sich einen Namen machen. Immerhin war ja er es, der sie entdeckt hatte.
Während des ganzen Tages beobachtete Davidoff seinen Kollegen Dembowsky, soweit es ihm möglich war, ohne seine eigentlichen Aufgaben zu vernachlässigen. Er machte sogar Überstunden und folgte dem Kollegen später in einigem Abstand, bis dieser seine Wohnung erreicht hatte. Aber es schien nichts Ungewöhnliches zu passieren. Weder eine Glückssträhne, noch besonderes Pech, wie Davidoff es eigentlich erwartet hatte; immerhin war bekannt, daß Kollege Dembowsky Spinnen haßte wie die Pest. Da hätte dieser Fetisch durchaus eine negative Wirkung zeigen können. Aber, vielleicht kam das ja erst noch. Möglicherweise gab an diesem Abend Dembowskys Freundin ihm den Laufpaß -sofern er eine Freundin hatte; sein Privatleben entzog sich Davidoffs Kenntnis. Oder sein Abendessen brannte an, oder ein Wasserrohrbruch überschwemmte die Wohnung…
Nicht, daß Davidoff es ihm gegönnt hätte. Im Gegenteil. Aber es hätte ihn auch nicht verwundert, und es wäre ein Schritt nach vorn für ihn gewesen.
Bedächtig kehrte er nach Hause zurück. Er bewohnte ein kleines, möbliertes Zimmer in der Vojevodinastraße, nur ein paar Metro-Stationen von der Universität entfernt in der Innenstadt. Keine besonders wohnliche Lage, aber man konnte damit leben. Daß bei Nacht die Ratten in den Straßen pfiffen, war eine andere Sache.
Es war keine Nacht, und es war auch keine Ratte, die unversehens ihre Zähne in Davidoffs Knöchel schlug. Erschrocken schleuderte er das Biest von sich und glaubte, es im Davonfliegen als Spinne zu erkennen. Eine eiskalte Hand griff nach seinem Herzen. Eine Wollhand- oder Vogelspinne? Eines dieser riesigen, hochgiftigen Viecher?
Aber die wurden doch in diesen kühlen Breitengraden nicht glücklich.
So tropisch große Spinnen konnten hier gar nicht existieren, nicht einmal, wenn sie mit Bananenlieferungen importiert worden waren.
Doch was war es dann gewesen?
Etwas Blut sickerte aus der Wunde. Der Strumpf war natürlich durchlöchert. Davidoff sah zu, daß er in seine Mini-Wohnung kam, zog vorsichtig Schuh und Strumpf aus und begutachtete die Verletzung.
Sie blutete schon nicht mehr. Und sie sah auch gar nicht gefährlich aus. Zwei kleine Einstiche, mehr nicht.
Davidoff verwarf den Gedanken, zum Arzt zu gehen und sich behandeln zu lassen. Er hatte schon Schlimmeres überstanden. Wenn’s morgen früh noch weh tat, konnte er die Verletzung immer noch behandeln lassen.
***
Nicole Duval, Professor Zamorras Lebensgefährtin, Sekretärin und Partnerin bei der Dämonenjagd, folgte Ted Ewigks Aufforderung und ließ sich ihm gegenüber im tiefen Ledersessel nieder. Sie schlug die Beine übereinander und lächelte.
»Was kann ich für dich tun?« erkundigte der Geisterreporter sich.
»Ich bitte um Asyl«, erwiderte Nicole gelassen.
»Kannst du haben - moment mal! Was
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