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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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des großen Kontinents, und dachte an den Tod.
    Takeo hatte sich oft gefragt, was er tun würde, wenn er den Pazifik erreichte. Nach Norden gehen oder weiter nach Süden, den Ozean überqueren oder nach Amarillo zurückkehren? Mit diesen Gedanken hatte er sich beschäftigt, doch jetzt, mit der lärmenden, stinkenden Stadt in seinem Rücken und der menschenleeren Weite des Ozeans vor sich erkannte er, dass er an keinem Ort der Welt Frieden finden würde, denn wo es Menschen gab, regierten Hass und Angst.
    Die Erkenntnis schmetterte ihn nicht nieder, erfüllte ihn stattdessen mit einer ruhigen Gewissheit, die ihn den Tod als das sehen ließ, was er nach einem fünf hundertjährigen Leben war: ein Privileg.
    Es war nicht einmal schwierig, seinen Körper zu besiegen. Bei einem Gang ins Wasser schlossen sich die Lüftungsschlitze seiner Gliedmaßen. Nach einigen Stunden erhitzte sich die Elektronik, bis das Gehirn funktionsuntüchtig wurde und die Chips durchbrannten.
    Wie ein Stein würde er auf den Grund des Ozeans sinken und dort bleiben, bis sich das Plysterox irgendwann auflöste oder die Sonne den Planeten verschlang - je nachdem, was früher geschah… Vielleicht, dachte er, werde ich ein Mahnmal, etwas, worüber zukünf…
    » Shiit ,«, riss ihn eine dunkle Stimme aus seinen Gedanken, » wenn du nicht der hässlichste Maddafakka bist, den ich je gesehen habe …«
    Takeo fuhr herum, ging automatisch in Abwehrhaltung und vergaß die Gedanken an den eigenen Tod. Seine optischen Sensoren verstärkten das Restlicht und zoomten auf eine Gestalt, die am Rande des Strands neben einem Bretterverschlag hockte. Takeo hatte das Treibholz bei seiner Ankunft bemerkt, es aber nicht weiter beachtet. Erst jetzt wurde ihm klar, dass dort jemand lebte.
    » Ja, genau dich meine ich «, sagte die Gestalt lauter. » Verschwinde von meinem Strand oder ich leg dich um .«
    Takeo antwortete nicht, sondern betrachtete das Bild, das seine Sensoren übermittelten. Vor ihm hockte ein abgemagerter Mann auf dem Boden, der nichts außer einem dünnen Lendenschurz trug. Sein Schädel war kahl, das Gesicht ebenso wie die verstümmelten Hände von Narben bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Seine Beine endeten in gleichfalls vernarbten Stümpfen.
    Verbrennungen, dachte Takeo ohne jedes Mitleid.
    Der Mann kroch ein Stück auf ihn zu, griff nach einem Stück Holz und schleuderte es ihm kraftlos entgegen. Takeo wich nicht aus, sondern ließ zu, dass er an der Brust getroffen wurde.
    » Du bist nicht nur hässlich, Mann, du bist auch noch feige .« Der Mann musste seinen Kopf weit in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Seine Stimme zitterte. » Komm schon, willst du dir das von einem Krüppel bieten lassen? «
    Takeo blickte auf ihn hinab, als er den Grund für das seltsame Verhalten erkannte.
    » Du willst, dass ich dich töte «, sagte er und nickte langsam. » Ich werde dir helfen. «
    ***
    11. Dezember 2517, Los Angeles
    Matthew Drax sah aus dem Fenster des großen Gleiters. Tief unter ihm schlugen die Wellen des Pazifik gegen die Ausläufer der Santa Monica Moun- tains. Von Santa Monica selbst war nichts übrig geblieben. Eine Tsunami hatte die tiefer liegenden Stadtteile zerstört.
    Schade, dachte Matt, da unten auf dem Meeresgrund liegt jetzt die einzige Fußgängerzone von L. A.
    Nicht dass Fußgängerzonen fünf- hundertfünf Jahre nach dem Einschlag des Kometen »Christopher-Floyd« noch großen Sinn gemacht hätten, denn die ganze Welt bewegte sich langsamer. Die Menschen Amerikas waren zu Ackerbau und Viehzucht zurückgekehrt, auch wenn das Vieh, das gezüchtet wurde, nicht mehr aus Kühen und Pferden, sondern aus Kamaulern, Deers, Bellits, Biisons und ähnlichen Mutationen bestand. Es war eine bizarre Umgebung, die Matt auch nach fast zwei Jahren immer wieder vor neue Überraschungen stellte.
    Gerade erst waren er und seine Gefährtin Aruula auf ein düsteres Experiment gestoßen, bei dem Kinozuschauer durch unterschwellige Botschaften beeinflusst worden waren. Mit Hilfe des Cyborgs Aiko Tsuyoshi, der auf der Suche nach seinem Vater war, hatten sie in der vergangenen Nacht die Gefahr beseitigt.
    Der Gedanke ließ Matthews Blick zum Piloten des Gleiters wandern - Aikos Vater. Miki Takeos dunkel schimmernder Rücken nahm die gesamte Breite des Sitzes ein. Das Material, aus dem sein Körper bestand, sah wie Metall aus, musste jedoch aus etwas Anderem bestehen, sonst wäre er wohl durch den Boden des Gleiters gebrochen. Matt

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