Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
seinen Oberarm und drückte so fest zu, dass Crow ihn im ersten Moment anbrüllen wollte. Doch dann sah er den Gesichtsausdruck seines Lieutenants und den ausgestreckten Arm, der zwischen den Bäumen hindurch auf einen anderen Weg zeigte.
    Crow kniff die Augen zusammen. Eine Frau und zwei Männer gingen dort entlang. Die Sicht wurde immer wieder von Bäumen und Felsen verdeckt, aber er war sich trotzdem sicher, zwei von ihnen zu erkennen. Er blieb sofort in der Deckung eines Busches stehen.
    »Lassen Sie meinen Arm los, Lieutenant«, sagte er ruhig.
    Der Druck verschwand. »Entschul- digung, Sir.«
    Nachdem die drei ein flaches Gebäude betreten hatten, ging Crow weiter, ohne die fragenden Blicke Garretts zu beachten.
    Matthew Drax und Aruula, dachte er und strich sich als einziges Anzeichen seiner Überraschung langsam mit der Hand über den kahlen Kopf.
    »Greife an, wenn sie unvorbereitet sind«, murmelte er dann, »gehe dorthin, wo sie dich nicht erwarten…«
    ***
    Januar 2440, San Fernando Valley
    »Du kannst dich jetzt aufrichten, Haank.«
    Miki Takeo erlaubte seiner Stimme, den Stolz auszudrücken, den er über seine gelungene Arbeit empfand. Einen Monat hatte er geopfert, aber wenn er den Cyborg, der jetzt vor ihm auf dem Operationstisch lag, mit dem verkrüppelten Bettler verglich, den er am Strand gefunden hatte, wusste er, dass sich Zeit- und Materialaufwand gelohnt hatten.
    Dort, wo einmal Haanks Gesicht gewesen war, saß jetzt eine blank polierte schwarze Plysteroxplatte, die nahtlos in den Schädelknochen überging.
    Takeo hatte das linke, stark beschädigte Auge durch eine Kamera ersetzt, in deren Linse er sein Spiegelbild sehen konnte.
    Haanks rechtes Auge blinzelte ihm ängstlich und allzu menschlich aus der Maske entgegen.
    Er war erst vor wenigen Minuten aus dem künstlichen Koma erwacht, in dem er seit Beginn der Behandlung lag, und schien noch nicht zu begreifen, was mit ihm geschehen war.
    Takeo bedauerte, dass er nur die dringendsten Verbesserungen hatte vornehmen können, aber sein Materialvorrat war begrenzt und so lange er keine neuen Rohstoffquellen entdeckt hatte, musste er sparsam sein.
    Haank setzte sich langsam auf. Seine klobig wirkenden künstlichen Arme hingen leblos an seinen Schultern; die überproportional langen Beine bewegten sich nicht. Er blinzelte, schüttelte den Kopf und blinzelte erneut. Die Linse des Implantats surrte leise, während der Blick seines rechten Auges über seinen Körper zuckte.
    Die Nervenenden sind korrekt miteinander verbunden, dachte Takeo, die Chips funktionieren. Jetzt muss sein Gehirn die Prothesen nur noch als eigene Gliedmaßen erkennen.
    Wie zur Bestätigung bewegten sich Metallfinger. Haank hob einen der künstlichen Arme vor sein Gesicht, drehte die schwarze Hand mit ihren metallisch glänzenden Sehnen. Seine Finger berührten die Plysterox-Maske auf seinem Gesicht, fanden die Lücke, hinter der sein geöffneter Mund mif den künstlichen Zähnen lag und glitten über das vorstehende Augenimplantat.
    »Oh…«, sagte Haank und kippte haltlos zur Seite.
    Takeo fing ihn mit einer Hand auf, legte ihn vorsichtig zurück auf den Operationstisch und tastete nach dem Puls des Cyborgs. Er schlug langsam und gleichmäßig. Haank war in Ohnmacht gefallen.
    »Ich hätte eine etwas enthusiastischere Reaktion erwartet«, murmelte Takeo. »Schließlich habe ich dir ein neues Leben geschenkt.«
    Er wandte sich ab und blieb etwas ratlos stehen. Die verfallene Lagerhalle, in der er und Haank sich befanden, lag am Rande des San Fernande Valley, weit weg von den kultivierten Anbaugebieten der Menschen. Es hatte ihn viel Arbeit gekostet, wenigstens einen Raum so weit zu säubern, dass er Operationen durchführen konnte. Das war jedoch nicht mehr als ein bescheidener Anfang, denn obwohl die nächste Siedlung in einigen Kilometern Entfernung lag, war Takeo sicher, dass die Menschen dort längst von seiner Ankunft wussten.
    Ich muss mich und meine Ausrüstung schützen, dachte er. Das war einer der Gründe, weshalb er Haank erschaffen hatte. Mit ihren vereinten Kräften konnten sie die Arbeit von zehn Männern verrichten und die Lagerhalle in eine Festung verwandeln - vorausgesetzt, Haank kam irgendwann über den Schock seines neuen Körpers hinweg.
    Das leise Klingeln einer Glocke riss ihn aus seinen Gedanken. Takeo fuhr herum, löschte die batteriebetriebene Lampe mit einer Hand und schaltete gleichzeitig die Infrarotsicht seiner Augenimplantate ein. Durch das Gebiet

Weitere Kostenlose Bücher