049 - Die Höhle der Untoten
gewechselt? Wie war das Paar hier herauf zur Jagdhütte gekommen? Eine Durchgangsstraße gab es nicht. Man musste sich schon recht gut auskennen, um die Jagdhütte überhaupt zu finden.
»Wir wurden verfolgt«, sagte die junge Frau wie selbstverständlich. »Dabei blieben unsere Kleider auf der Strecke.«
Peter Laube blickte verblüfft.
»Verstehen Sie, bitte«, ließ Dorian sich vernehmen, »aus ganz bestimmten Gründen können wir nicht mehr sagen.«
»Ich begreife.« Peter Laube dachte unwillkürlich an eine Geheimdienstgeschichte. Anders ließ sich das hier nicht erklären.
»Sie brauchen aber nichts zu befürchten«, fügte Dorian hinzu. »Diese Sache ist abgeschlossen.«
Peter Laube wollte antworten, doch das Verhalten der jungen schwarzhaarigen Frau hinderte ihn daran. Coco Zamis hatte ihren Kopf weit in den Nacken geworfen und schloss jetzt die Augen. Sie drehte sich langsam um und sah hinauf zum Bergwald. Ihre Lippen öffneten sich, ihre Nasenflügel bebten. Sie schien etwas wahrzunehmen. Peter Laube sagte kein Wort, dachte aber unwillkürlich an die seltsame Erscheinung, die er oben beobachtet hatte. Der Begleiter der jungen Frau war inzwischen ebenfalls aufmerksam geworden. Er kniff die Augen leicht zusammen und beugte sich vor. Plötzlich glich er einem Raubtier, das Gefahr witterte.
»Gehen wir«, sagte die junge Frau ohne jeden Übergang und öffnete wieder die Augen.
Dorian entspannte sich.
»Haben Sie es auch gefühlt?«, fragte Peter Laube die junge Frau.
»Was?«
»Dort oben im Wald treibt sich etwas herum, das mir Angst macht«, gestand Peter Laube.
»Wissen Sie, was es ist?«, fragte Dorian.
»Keine Ahnung«, erwiderte Peter Laube.
»Können wir jetzt gehen? Ich bin doch recht müde«, sagte Coco.
Sie gingen zum Feldweg hinunter, nachdem Dorian die Jagdhütte provisorisch wieder verschlossen hatte. Unterwegs drehte Coco Zamis sich verschiedentlich zum Bergwald um, doch davon merkte Peter Laube nichts.
»Ich muss Sie bitten, Greulingen vorerst nicht zu verlassen«, sagte Kommissar Roth, ein sehr freundlich aussehender Mann von etwa fünfzig Jahren. Er war kaum mittelgroß und zeigte bereits einen leichten Bauchansatz. Dass dieser Mann nicht nur freundlich war, bewiesen seine intelligenten Augen. Der Kommissar saß zusammen mit Dorian Hunter, Coco Zamis und Peter Laube an einem Ecktisch der großen Gastwirtschaft. Dorian und Coco hatten hier zwei Zimmer bekommen, die durch eine Tür miteinander verbunden waren. Laube hatte sich beim Gastwirt für die beiden Fremden verbürgt. Er wollte für alle eventuellen Kosten aufkommen.
Kommissar Roth kannte inzwischen auch die etwas vage Geschichte von Dorian Hunter und Coco Zamis. Da sie wirklich keine Papiere besaßen, hatte er seine Dienststelle in Blaubeuren angerufen. Von dort aus sollte man sich um die Identität der beiden Fremden kümmern.
Dorian selbst hatte sofort in der Jugendstilvilla angerufen und eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen – man solle ihn zurückrufen. Er hoffte, dass seine Freunde in Sicherheit waren … und dass er sie um Hilfe bitten konnte. Sullivan, Parker und Cohen konnten wirklich keine Ahnung haben, wo er sich im Moment mit Coco aufhielt.
»Ist es Zufall, dass sich ein Kriminalkommissar hier aufhält?«, erkundigte sich Dorian bei Roth.
»Wie kommen Sie denn darauf?«, wollte der Kommissar wissen.
»Ich kenne mich hier bei Ihnen nicht gut aus«, schickte Dorian lächelnd voraus, »aber dieser Ort dürfte normalerweise wohl keinen hohen Beamten ständig zur Verfügung haben, oder?«
»Hat Herr Laube Ihnen noch nichts erzählt?«, fragte Kommissar Roth beiläufig.
»Worüber?«
Dorian schüttelte den Kopf, während Coco den jungen Mann hinter dem Tresen musterte. Sie schien die Unterhaltung der Männer nicht zu verfolgen, sondern hatte sich auf Walter Dünhofen konzentriert, der Bier zapfte und Schnäpse eingoss. Er war ganz eindeutig nicht bei der Sache. Zweimal schon war ihm das Bier übergelaufen. Verstohlen musterte er immer wieder Dorian und Coco.
»Coco, das solltest du dir anhören.« Dorian berührte leicht ihren Arm und deutete dann auf den Kommissar, der ihr zunickte.
»Der junge Mann dort hinter dem Tresen will vor drei Monaten ein dreiäugiges Ungeheuer in einer der Höhlen oben am Bergwald gesehen haben«, begann Roth. »Seine Freundin, eine gewisse Liesel Blattner, blieb in der Höhle zurück. Wahrscheinlich wurde sie verschüttet. Bergungsmannschaften konnten sie leider
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